Willkommenslotse ebnet geflüchteter Iranerin in Eltville den Weg
Von Karl Schlieker
Redakteur Politik / Wirtschaft
Mahnesa Esmaeilian (Mitte) zeigt Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries und Willkommenslotse Gerald Beinlich ihren Ausbildungsplatz in Eltville. Foto: Heibel
( Foto: Heibel)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
ELTVILLE - Für Mahnesa Esmaeilian ist es der erste Schritt ins Berufsleben. Die Iranerin hat im August ihre Ausbildung zur Bauzeichnerin bei der Scheuermann & Martin GmbH in Eltville begonnen, einem Ingenieurbüro für Umwelttechnik und Bauwesen. Seit zweieinhalb Jahren ist die 21-Jährige jetzt in Deutschland. Da ihr iranisches Abitur in Deutschland nicht anerkannt wird, hat sie lediglich einen Hauptschulabschluss. „Ich möchte gerne Architektin werden“, berichtete die anerkannte Asylbewerberin, die einen neunmonatigen Sprachkurs absolvierte. Statt Studium setzt sie nun auf die dreijährige Ausbildung und drei Jahre Abendgymnasium. Dann wäre später auch ein Studium möglich.
Den Kontakt zum Betrieb vermittelte Gerald Beinlich, der seit Anfang des Jahres als Willkommenslotse bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Wiesbaden beschäftigt ist. Zunächst absolvierte Mahnesa Esmaeilian ein zweiwöchiges Praktikum in Eltville. „Sie war dort außergewöhnlich motiviert, zudem beherrschte sie die Sprache in Wort und Schrift“, erinnert sich Beinlich. Darüber hinaus hatte sie als Iranerin eine gute Bleibeperspektive. „Derart gute Voraussetzungen erleben wir nicht immer.“ 22 Vermittlungen in Ausbildung, Einstiegsqualifizierung oder Praktika begleitete der Willkommenslotse seit Jahresanfang. Schwerpunktbranchen sind Logistik, Gastronomie, Verkäufer und Koch.
Beinlich ist einer von bundesweit 150 Willkommenslotsen, die im Rahmen des Programms „Passgenaue Besetzung“ des Bundeswirtschaftsministeriums gefördert werden. Die Lotsen sollen Flüchtlinge den Weg ins Berufsleben ebnen und die Unternehmen bei der Vorauswahl von Bewerbern und späteren Ausbildungsfragen unterstützen.
Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries forderte bei einem Besuch des Ausbildungsbetriebs in Eltville eine Fortsetzung des Willkommenslotsen-Programms, das zum Jahresende ausläuft, nach der Bundestagswahl. „Die Willkommenslotsen sind wichtige Wegbereiter für die Integration“, betonte Zypries. Der Staat sei mit der Flüchtlingswelle überfordert gewesen. Ohne die praktische Hilfe vor Ort, sei die Eingliederung in die Gesellschaft nicht möglich. Wichtig sei die direkte persönliche Unterstützung der Betriebe und der Flüchtlinge. Aber auch die Unternehmen profitierten. Denn viele Firmen seien auf der Suche nach Fachkräften.
„Eigentlich hatten wir in diesem Jahr keine neue Ausbildungsstelle geplant“, berichtete Scheuermann & Martin-Geschäftsführer Maik Möhring. „Aber als die Anfrage des Willkommenslotsen kam, wollten wir Mahnesa Esmaeilian eine Chance geben.“ Sie hat sie genutzt.