Rüsselsheim: GM drückt bei Opel-Verkauf aufs Tempo - Klaus Franz meldet sich zu Wort
GM drückt beim Verkauf der Tochter Opel an den französischen Peugeot-Konzern offenbar aufs Tempo. Wie verschiedene Quellen berichten, soll GM-Chefin Mary Barra bereits eine Kanzlei beauftragt haben, einen Vertrag für den Deal auszuarbeiten.
Von Ralf Heidenreich
Leiter Redaktion Wirtschaft
Vollendete Tatsachen. Karikatur: Gerhard Mester
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RÜSSELSHEIM - GM drückt beim Verkauf der Tochter Opel an den französischen Peugeot-Konzern offenbar aufs Tempo. Wie verschiedene Quellen berichten, soll GM-Chefin Mary Barra bereits eine Kanzlei beauftragt haben, einen Vertrag für den Deal auszuarbeiten. Beraten werde GM von der amerikanischen Citibank, heißt es. Auch PSA-Chef Carlos Tavares soll sich bereits Banken-Unterstützung geholt haben – von Morgan Stanley.
Unterdessen haben sich Bund und Länder auf einen Koordinator und Vermittler in Sachen Opel geeinigt: Matthias Machnig, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium soll die zentrale Anlaufstelle für alle Angelegenheiten rund um den Deal sein. Darauf hätten sich das Kanzleramt, die beteiligten Bundesministerien und die Bundesländer mit Opel-Standorten – Hessen, Rheinland-Pfalz und Thüringen – verständigt, hieß es aus Bund-Länder-Kreisen.
Machnig kennt sich mit Opel-Krisen aus. Er war von 2009 bis 2013 Wirtschaftsminister in Thüringen. Der Opel-Standort Eisenach liegt in dem Bundesland; nach der geplatzten Übernahme der Rüsselsheimer durch die österreichisch-kanadische Magna galt das Werk als gefährdet.
BETRIEBSVERSAMMLUNG
Die Arbeitnehmervertreter von Opel wurden von dem geplanten Verkauf des Herstellers eiskalt erwischt – und gaben bislang nur ein knappes Statement ab. Nun will Opel-Gesamtbetriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug die Belegschaft gemeinsam mit dem IG-Metall- Bezirkssekretär Jörg Böblinger an diesem Freitag über die Lage informieren.
Ex-Betriebsratschef Klaus Franz meldet sich zu Wort
Nun meldet sich auch erstmals Ex-Betriebsratschef Klaus Franz zu Wort. Seiner Ansicht nach kommt die Offerte von Peugeot GM gelegen. „Denn der US-Konzern will die Investitionen, die für die strengen Abgasvorschriften und den Umstieg auf Elektroautos notwendig sind, nicht mehr aufbringen“, sagte er gegenüber dieser Zeitung. Für Opel werde es als Juniorpartner „verdammt schwer, gute Bedingungen auszuhandeln; schwerer jedenfalls als 2009, als wir den Investor suchten“, so Franz weiter. Er bezieht sich dabei auf den fast zustande gekommenen Verkauf an den österreichisch-kanadischen Magna-Konzern, den GM dann aber in letzter Minute abblies.
Der Ex-Betriebsratschef verweist auf die Überkapazitäten bei beiden, auf sich überlappende Modelle und Märkte. Risiken sieht er für die Werke Kaiserslautern und Eisenach. „Ganze Konstruktionsbereiche werden neu zusammengestellt. Das war auch damals mit der Allianz mit Fiat so“, sagte Franz. Aber auch Rüsselsheim müsse sich insbesondere mit Blick auf das knapp 8000 Mitarbeiter starke Entwicklungszentrum wappnen, „denn schließlich würden hier zwei Autohersteller mit vollständigen Entwicklungsabteilungen zusammenkommen“.
Erste Veränderungen erst nach zwei Jahren erwartet
In den ersten zwei Jahren sieht Franz keine großen Probleme auf Opel zukommen. Aber danach, „wenn die Firmen verschmelzen und Synergien gehoben werden sollen, wird es zu heftigen Verteilungskämpfen kommen“. Auf der anderen Seite bestehe die Chance, „dass Opel nicht mehr in Europa eingesperrt bleibt“.
Unterdessen ist genau das eingetreten, was viele bei Opel befürchtet haben: Der Rüsselsheimer Autobauer hat Donnerstag eine Pressemitteilung mit Details zum neuen Insignia herausgebracht, doch kaum jemand spricht darüber. Die Meldung geht in den Spekulationen um den möglichen Verkauf an Peugeot unter. Wie geht es weiter mit Opel? Die Frage dominiert alles.
"Lieber der Jäger als der Gejagte"
So kursieren erste Summen, die die Franzosen für den deutschen Autobauer angeblich hinblättern müssten. Die Spanne reicht von 1,8 bis 3,6 Milliarden Euro. PSA wiederum saß zuletzt auf Barreserven von mehr als neun Milliarden Euro. Die harte Sanierung habe zwar einige Euro aufgebraucht, aber dennoch sei das Polster mit Blick auf eine mögliche Übernahme recht gut, heißt es in Frankreich.
Insgesamt steht man beim Nachbarn dem möglichen Deal positiver gegenüber als in Deutschland. Beispiel Gewerkschaften. „Carlos Tavares erklärt bereits seit einiger Zeit, dass es besser ist, der Jäger als der Gejagte zu sein. PSA gehört heute zu den rentabelsten Autobauern. Wir sind in einer günstigen Position“, wird Christian Lafaye von Force Ouvrière (FO), der stärksten Gewerkschaft bei PSA, zitiert.
Auch in den Medien überwiegen die positiven Stimmen. So sei PSA in Frankreich und Spanien stark, Opel in Großbritannien und Deutschland, heißt es bei Les Echos. Die Potenziale zur Kostenoptimierung seien vielversprechend. Zudem habe man bei PSA Vertrauen in die Fähigkeiten des Chefs und „Zauberers“ Tavares, die Opel-Fabriken in Geld-Maschinen zu verwandeln, schreibt „Le Figaro“. Gemeinsam könnten PSA und Opel ihre Überkapazitäten angehen.