Online-Musik ist besonders bei Jüngeren beliebt. Zwei von drei Jugendlichen im Alter von 14 bis 29 nutzen Streamingdienste. Archivfoto: dpa
( Foto: )
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
WIESBADEN - Das direkte Anhören von Musik im Internet boomt. Sogenannte Streamingdienste haben sich beim Jahresumsatz in Deutschland erstmals auf den zweiten Rang vorgekämpft. Auf dem ersten Platz bleibt unangefochten mit weitem Abstand die Compact Disc. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 62,1 Prozent des Jahresumsatzes mit physischen Formaten und 37,9 Prozent durch das Digitalgeschäft erzielt. Das ergibt die Jahresstatistik des Bundesverbands Musikindustrie (BVMI).
Rund ein Viertel der Nutzer zahlt Abogebühren
Da im Digitalgeschäft pro Album beziehungsweise pro Song weniger Umsatz erzielt wird, sind die absoluten Zahlen dort höher. So nutzen nach einer Umfrage des Branchenverbands Bitkom bereits 44 Prozent der deutschen Internetnutzer Musik-Streamingdienste wie Spotify, Deezer, Soundcloud oder Apple Music beziehungsweise Amazon Prime oder Unlimited. Rund ein Viertel der Streamer bezahle für die Musikangebote. „Neben den riesigen Musik-Bibliotheken bieten die Dienste inzwischen auch betreute Playlists von Künstlern, Konzerttickets und die Möglichkeit, Musik mit Freunden zu teilen“, berichtete der Bitkom-Experte für Digital Media, Timm Lutter, in Berlin. Vor allem bei den Jüngeren sei Online-Musik beliebt. So nutzten 61 Prozent der 14- bis 29-Jährigen einen Musik-Streamingdienst.
Die Vereinbarung zwischen der Verwertungsgesellschaft Gema und dem Digitalverband Bitkom Ende 2011 zu Urhebervergütungen brachte den Durchbruch für das Streaminggeschäft. „Der Vertrag gab den Anbietern erstmals Rechtssicherheit“, so Lutter. Der Umsatz mit Musik sei seitdem nach jahrelanger Talfahrt wieder gestiegen. In Deutschland legte der Umsatz im vergangenen Jahr um insgesamt drei Prozent auf 1,59 Milliarden Euro zu. Größter Umsatzlieferant blieb die CD mit einem Marktanteil von 53,8 Prozent. Das Audio-Streaming schob sich mit 24,1 Prozent erstmals an den Downloads mit 12,2 Prozent vorbei auf den zweiten Platz. „Der Streamingzuwachs lässt sich gut an der Zahl gestreamter Songs innerhalb einer Vergleichswoche am Jahresende 2016 zeigen: 2012 waren es 99 Millionen, 2016 schon mit 906 Millionen knapp das Zehnfache“, berichtete der BVMI-Geschäftsführer Florian Drücke. Der Marktführer Spotify meldete, dass man inzwischen weltweit die Marke von 50 Millionen zahlender Kunden geknackt habe. Apple Music kommt auf rund 20 Millionen zahlende Kunden. Spotify hat bisher kontinuierlich in das weltweite Wachstum investiert, aber bisher keinen Gewinn erzielt. Allein im Jahr 2015 haben die Schweden, die auch einen werbefinanzierten Gratisdienst anbieten, einen Verlust von 182 Millionen Euro angehäuft.
Mindestens 70 Prozent der Einnahmen kostenpflichtiger Streamingdienste würden an die Rechteinhaber ausgeschüttet, erläuterte Bitkom-Experte Lutter. Bei den Künstlern kommt davon allerdings wenig an. Nach einer Berechnung des Handelsblatts fließen im Schnitt nur sieben Prozent der Einnahmen an die Musiker. Deshalb veröffentlichen einige Künstler auf Spotify auch keine Alben, sondern bestenfalls einzelne Songs.