Künftige Opel-Mutter PSA im Visier der Pariser Ermittler
Von Ralf Heidenreich
Leiter Redaktion Wirtschaft
Der PSA-Konzern mit den Marken Peugeot, Citroën, DS und künftig auch Opel kämpft um ein sauberes Image. Foto: dpa
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PARIS - Mit der DGCCRF hatte auch Opel schon das Vergnügen – der französischen Behörde für Wettbewerb, Verbraucher und Betrugsbekämpfung. Doch die dem französischen Wirtschaftsministerium unterstellte DGCCRF entlastete den Rüsselsheimer Autobauer schnell von jeglichen Vorwürfen der Abgasmanipulation: Man habe bei Opel keine Hinweise auf Verbrauchertäuschung entdeckt. Der künftigen Opel-Mutter PSA (Peugeot/Citroën) geht es da anders. Nach eingehender Prüfung durch die Antibetrugsbehörde hat die Pariser Staatsanwaltschaft Medienberichten zufolge Ermittlungen eingeleitet – wegen des Verdachts auf Verbrauchertäuschung bei Diesel-Modellen.
Der PSA-Konzern mit den Marken Peugeot, Citroën und DS ist der mittlerweile vierte Autobauer, der in der Sache Besuch von französischen Ermittlern bekommt – nach VW, Fiat-Chrysler und dem großen PSA-Rivalen Renault. Die Pariser DGCCRF hatte nach dem Abgas-Skandal bei Volkswagen Untersuchungen aufgenommen. Sie nahm Stickoxid-Emissionen bei Fahrzeugen von etwa einem Dutzend Hersteller ins Visier, um die tatsächlichen Emissionen mit den Norm-Angaben der Hersteller zu vergleichen und so mögliche Verbrauchertäuschungen aufzuspüren.
Ins Visier der DGCCRF geriet PSA bei Tests im vergangenen Jahr, als fünf Fahrzeuge des Konzerns mit Dieselmotoren der Euro-5-Norm auf Autobahnfahrten deutlich höhere Stickoxid-Emissionen aufwiesen als angegeben, insbesondere wenn die Motortemperatur anstieg. Im Februar hatte die Behörde ein Dossier mit Erkenntnissen zu PSA an die Staatsanwaltschaft übermittelt. Offen war bislang, ob die Justiz auch Ermittlungen aufnimmt.
PSA GEHT IN DIE OFFENSIVE
Die künftige Opel-Mutter PSA geht in der Abgasdebatte in die Offensive – und kündigt höhere Transparenz an. Der Konzern (Peugeot/Citroën/DS) werde bei seinen Modellen künftig „als bisher einziger Hersteller“ Angaben zu Stickoxid-Emissionen im realen Straßenverkehr machen, kündigte ein PSA-Sprecher gegenüber dieser Zeitung an. Der Startschuss solle in den nächsten Wochen fallen. Bislang beruhen die Angaben der Autobauer auf Tests auf Prüfständen. „PSA ist auch der einzige Hersteller weltweit, der seinen Käufern den Verbrauch der Modelle im realen Straßenverkehr anbietet“, so der Sprecher.
Dies ist nun offenbar geschehen: Wie die Nachrichtenagenturen AFP und Reuters berichten, hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen an Untersuchungsrichter übertragen. Es bestehe der Verdacht, dass Software eingesetzt worden sei, um Abgaswerte bei Zulassungstests zu manipulieren, heißt es weiter. Der künftige Mutter-Konzern PSA befindet sich nun in der gleichen Situation wie Opel einige Monate zuvor: Die Vorwürfe reißen nicht ab, der Verdacht steht im Raum – und das Unternehmen beteuert unablässig seine Unschuld.
Konzern weist Vorwürfe der Manipulation strikt zurück
PSA habe seine Fahrzeuge nie mit einer Software oder anderen Vorrichtungen ausgestattet, die Abgastests erkennen und den Ausstoß von Abgasen entsprechend anpassen würden, betont das Unternehmen. Man halte in allen Verkaufsmärkten die gesetzlichen Regeln ein. Doch während Opel erst gar nicht ins Visier der Pariser Staatsanwaltschaft geriet, stehen bei den Franzosen nun die Ermittler vor der Tür. Ausgerechnet bei PSA, heißt es in Branchenkreisen. Denn PSA setze derzeit als einziger Hersteller bei kleineren Dieselmotoren auf eine aufwendige und teure Abgasnachbehandlung mit Harnstoffeinspritzung und verfüge daher auch bei Kleinwagen über Zusatztanks mit dem Spezialmittel Ad Blue. Aus diesem Grund gelten die kleineren Triebwerke von PSA häufig als schadstoffärmer als vergleichbare Motoren der Konkurrenz.
Die wasserklare Flüssigkeit Ad Blue wird in den Abgasstrang eingespritzt und soll zu einer selektiven katalytischen Reduktion (SCR) führen. Stickoxide und Ammoniak werden dabei in Wasser und Stickstoff umgewandelt.