Der Hersteller von Batteriesystemen hat für den Neubau ein 20 000 Quadratmeter großes Grundstück gegenüber Alnatura gekauft. Die Arbeiten beginnen ab sofort - und eine Erweiterung ist schon angedacht.
Von Anja Ingelmann
Reporterin Wirtschaft Südhessen
Auf dem früheren Gelände der Kelley-Barracks baut der Hersteller von Batteriesystemen ein Verwaltungsgebäude (links) mit Produktionshalle. Visualisierung: Akasol
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DARMSTADT - In Darmstadt fährt der erste Elektrobus, in Wiesbaden wird die gesamte Busflotte auf E-Antrieb umgerüstet: Die sogenannte Verkehrswende ist in vielen Städten angekommen und eilt mit großen Schritten voran. Die Darmstädter Akasol AG, die seit Ende Juni an der Börse notiert ist, liefert für Nutzfahrzeughersteller wie Daimler und Volvo die Batteriesysteme und wächst ebenso schnell wie der Markt. Seit Monaten ist geplant, eine neue Firmenzentrale zu errichten, doch die Suche nach einem geeigneten Grundstück zog sich hin. Am Mittwoch wurde es offiziell: Die neue Zentrale wird in Darmstadt gebaut. Die Akasol AG hat dazu ein 20 000 Quadratmeter großes Grundstück der ehemaligen Kelley-Barracks im Südwesten der Wissenschaftsstadt gekauft.
Für rund 50 Millionen Euro sollen hier ein viergeschossiges Verwaltungsgebäude und eine Produktionshalle entstehen. "Das extrem dynamische Wachstum von Akasol erforderte eine massive Erweiterung der Büro- und Produktionskapazitäten", sagte Vorstandschef Sven Schulz. Die Erschließung soll aus den Nettoemissionserlösen von rund 100 Millionen Euro aus dem Börsengang finanziert werden, für das Bauvorhaben ist ein Bankdarlehen geplant.
Der Verwaltungsbau umfasst 7000 Quadratmeter Bruttofläche mit modernen Open-Space-Arbeitsplätzen, aber auch Einzel- und Gruppenbüros. Geplant ist zudem eine Ausstellungsfläche sowie Aufenthaltsräume für bis zu 500 Mitarbeiter. Das Konzept für die Inneneinrichtung entwickelt der Mannheimer Büroeinrichter Kahl.
PARTSCH SEI DANK
Für die Ansiedlung war die Akasol AG auf mehrere Behörden angewiesen, etwa die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) und mehrere städtische Behörden. Akasol-Chef Sven Schulz bedankte sich beim Darmstädter Oberbürgermeister Jochen Partsch (Grüne) für seine "entscheidende Unterstützung". Er habe sich für die Ansiedlung starkgemacht und immer wieder persönlich vermittelt, so Schulz.
Partsch sieht in Akasol ein Leitunternehmen der ökologischen Verkehrswende, durch das die "großartige Maschinenbau- und Elektrotechniktradition der Stadt auf eine neue Ebene" geführt werde. (ain)
Nebenan entsteht eine zweigeschossige Produktions-, Montage- und Lagerhalle mit einer Bruttofläche von 15 000 Quadratmetern. Hier sollen Kleinserien gefertigt werden, zudem werden Werkstätten für Prototypen- und Musterbau sowie Service eingerichtet. Zudem ist ein hochmodernes Test- und Prüfzentrum für die Entwicklung geplant, in dem sämtliche Komponenten von der Zelle bis zum Batteriesystem getestet werden können. Hier sollen auch Dauerbelastungstests mit Rüttelvorrichtungen und Batterie-Dauertests in Klimakammern vorgenommen werden. Ab 2021 soll in Darmstadt auch Serienproduktion möglich sein.
Die neue Halle ist damit viermal so groß wie der aktuelle Serienproduktionsstandort in Langen, der erhalten bleiben soll. Mit einer Kapazität von 300 Megawattstunden im Jahr ist das Werk in Lagen eines der größten in Europa. Bis 2020 soll die Kapazität dort auf 800 Megawattstunden erweitert werden.
Ursprünglich wollte man die Halle in Darmstadt nur halb so groß bauen, doch aufgrund der positiven Entwicklung des Unternehmens habe man sich dazu entschlossen, die Möglichkeiten am Ort so gut wie möglich auszunutzen und den Bau um ein zweites Geschoss aufzustocken, so Schulz. Zurzeit sind Verwaltung und Entwicklung im Darmstädter Schenck-Industriepark untergebracht. Dieser Standort werde mit 120 Mitarbeitern komplett in die neuen Räume umziehen. Baubeginn ist ab April, die Fertigstellung ist für Mitte 2020 geplant. Schon am Mittwochnachmittag sollten die ersten Baumaschinen anrollen. Die Projektsteuerung hat die Gassmann und Grossmann Baumanagement GmbH aus Frankfurt übernommen, seit November laufen bereits die Vorbereitungen. Schon jetzt ist eine Erweiterung für 2022 und darüber hinaus angedacht. Gespräche mit der Stadt über weitere Flächen gab es bereits.
Aktuell beschäftigt Akasol 190 Mitarbeiter, und im Laufe des Jahres sollen rund 100 weitere eingestellt werden, vor allem in der Entwicklung - vom Softwareentwickler bis zum Maschinenbaukonstrukteur -, aber auch in anderen Bereichen wie Einkauf und Vertrieb.
Am 15. April legt die Akasol AG die Jahresbilanz vor. Umsatzziel fürs Geschäftsjahr 2018 waren 22 bis 24 Millionen Euro. Analysten erwarten für 2019 weiterhin rasantes Wachstum, die Rede ist von einer Verdreifachung des Umsatzes.