Arminia Bielefeld ist im Oktober 1986 verletzungsbedingt so sehr dezimiert, dass der Fußball-Zweitligist gegen den 1. FC Saarbrücken mit einem Mann weniger antreten muss. Als Ostermann nach zehn Minuten raus muss, stemmen sich neun DSC-Kicker gegen das drohende Inferno.
Für die verletzten Dietmar Schaft (mit Partnerin), Reiner Maurer, Andreas Ridder und Matthias Westerwinter (v.li.) bleibt am 18. Oktober 1986 nur ein Platz auf der Arminia-Tribüne. Archivfoto: imago
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Von Björn-Christian Schüßler
Es ist für einen Fußballklub nichts Ungewöhnliches, eine Partie nach einem Platzverweis mal nur zu Zehnt zu Ende zu spielen. Aber mit einem Mann weniger anzutreten, ist dann doch irritierend. Doch passiert.
Der finanziell klamme Zweitligist Arminia Bielefeld musste vor dem Duell mit dem 1. FC Saarbrücken hilflos mitansehen, wie sich der ohnehin schon kleine Kader nach und nach verletzungsbedingt dezimiert. Büscher, Ozaki, Ticic, Westerwinter, Kneib, Schacht, Ridder, Maurer fallen aus, dann ereilt Gerstner und Ellguth noch die Grippe. Am Tag vor dem Spiel stehen DSC-Trainer Horst Franz nur noch sieben gesunde Profis zur Verfügung. zusätzlich dürfen zeitgleich nur drei Amateure auflaufen – es fehlt also ein Mann.
DFB drohte Gegner sogar mit Punktabzug
Für den Deutschen Fußball-Bund ist dies allerdings kein Grund, die Begegnung zu verschieben, obwohl auch die saarländischen Gäste zugestimmt hätten. Der DFB droht dem 1. FCS sogar mit Punktabzug, sollte dieser am 18. Oktober nicht antreten. Arminia versteht die Welt nicht mehr, fügt sich aber – dann eben mit zehn Mann tunlichst eine hohe Niederlage vermeiden.
2600 Zuschauer auf der Bielefelder Alm trauen dann aber ihren Augen nicht, als Ostermann bereits nach zehn Minuten mit einem Leistenbruch vom Feld muss – und Trainer Franz keinen Ersatz einwechselt. Ist der Mann verwirrt? „Wir warteten die gesamte erste Hälfte, dass Horst Franz endlich einen anderen Spieler brachte. Erst in der Halbzeitpause erfuhren wir: Er durfte nicht“, erinnert sich Abwehrhüne Martin Kollenberg. Ostermann ist Profi, der DSC spielte ohnehin schon mit der maximalen Anzahl von Amateuren. Es musste also zu neunt weitergehen.
„Wir fühlten uns wie Gladiatoren, umzingelt von Raubtieren. Wir wussten: Eigentlich können wir uns gleich in den Staub werfen und uns fressen lassen. Oder aber wir kämpfen bis zum Letzten. Und das taten wir“, schildert Kollenberg. Die Arminia kämpfte lange mit Erfolg. Sagel konnte die Gästeführung durch Schneider noch vor der Pause mit einem Kunstfreistoß ausgleichen. Bis zur 78. Minute, als Kruszynski die Saarbrücker erneut in Front brachte, stemmten sich neun Arminen erfolgreich gegen die vorhersehbare Pleite. „Die Zuschauer bejubelten jeden Ball, den wir hinten raus und auf die Tribüne schlugen, wie die Verrückten“, sagt Kollenberg. Neun Fußballer werden schließlich für eine 1:3-Niederlage – Brace besorgte den Endstand – gefeiert.