Der 68-Jährige hat Spieler wie Timo Boll zu Stars geformt. Jetzt geht der Hesse in den Ruhestand
Von Rahul Nelson
Immer mit Rat und Tat zur Stelle: Helmut Hampl lag vor allem die Entwicklung der jungen Spieler (hier Dominik Scheja vom TTC Ober-Erlenbach) am Herzen. Nun hat der Förderer von Timo Boll seine Trainerkarriere beendet.
(Archivfoto: Gerhard Strohmann)
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DÜSSELDORF - Helmut Hampl war schon immer einer, der viel geschafft hat. 38 Jahre hat der Hesse als Trainer hinter sich: zunächst in verantwortlicher Position beim Hessischen Tischtennis-Verband (HTTV) sowie bei mehreren hessischen Klubs, in den letzten rund fünfeinhalb Jahren dann auch noch für den Deutschen Tischtennis-Bund, dessen Vorzeigeathleten Jörg Roßkopf, Timo Boll und Patrick Franziska Hampl bereits als Trainer des HTTV maßgeblich geprägt hatte. Und das sind nur drei prominente Namen von vielen. Auch Stars wie Ruwen Filus und den Deutschen Meister von 2013, Steffen Mengel, hat Hampl geformt, zuletzt die besten Spieler jener Generation maßgeblich vorangebracht, die in den nächsten Jahren nachrücken sollen: Benedikt Duda, Dang Qiu, Ricardo Walther und Kilian Ort. Für all seine Schützlinge war er über Jahre hinweg viel mehr als nur ein Trainer, für viele war er zugleich eine Vaterfigur. Doch jetzt ist die lange Karriere beendet. Am 31. Dezember endete der Vertrag des 68-Jährigen mit dem Deutschen Tischtennis-Bund (DTTB).
Mit den Stars des TTV Gönnern nach Höchst
Der Hesse, der als Spieler selbst zehn Jahre in der Ersten Bundesliga bestritten hatte, ehe eine Knieverletzung das Ende seiner Laufbahn als Aktiver bedeutete, wechselte quasi über Nacht die Seiten und wurde Trainer. Wenn irgendwann einer seiner Schützlinge anrief, weil er spontan noch eine Einheit trainieren wollte, ob morgens oder abends, ob wochentags oder sonntags, dann war er als Trainer immer da. „Selbstverständlich”, wie er sagt. Dann verließ Hampl die Wärme seines Wohnzimmers, fuhr zur Halle, schloss auf und machte einfach. Nationalspieler Patrick Franziska (Otzberg) erinnert sich: „Helmut hat mich unter anderem jede Woche zwei Mal von der Schule abgeholt, dann hat er mich durch die Halle geschickt und danach wieder in der Schule abgesetzt.“
Helmut Hampl war immer ein Macher, einer, der einhundert Prozent gibt. Ein Vorbild in Sachen Einsatzbereitschaft und oft auch Vordenker. Seiner Idee und Initiative war es zu verdanken, dass der TTV Gönnern, dessen Cheftrainer er damals war, mit sämtlichen Stars ins 170 Kilometer entfernte Höchst im Odenwald zog, damit ein 14-jähriger Junge, den Hampl in dieses Team integrieren wollte, weiter daheim leben und doch mit den internationalen Spitzenspielern trainieren konnte. Timo Boll zahlte es mit Zins und Zinseszins zurück, dank ihm und Hampl gewann der TTV Gönnern unter anderem 2005 die Champions League. Heute ist Boll der erfolgreichste deutsche Tischtennisspieler der Geschichte. „Ohne Helmut wäre ich nicht der Spieler geworden, der ich bin. Ich habe ihm sehr, sehr viel zu verdanken", sagt der inzwischen 39-Jährige.
Das Sichtungssystem, das Hampl beim HTTV installierte, trug bemerkenswerte Früchte. Mit Boll und Franziska folgten zwei absolute Weltklassespieler auf den früheren Doppel-Weltmeister Jörg Roßkopf, der zu jener ersten Gruppe junger Spieler zählte, mit denen Helmut Hampl, damals noch als Spielertrainer in der Zweiten Liga, arbeitete. Jener Jörg Roßkopf, der nach Abschluss seiner aktiven Karriere selbst die Seiten wechselte, Nationaltrainer wurde und seinen einstigen Ziehvater Hampl schließlich bat, ihn bei der Arbeit zu unterstützen. Eine Bitte, der Hampl folgte und die ihm in den letzten Jahren beim DTTB jene neuen Aufgaben als Trainer bescherte, die er selbst als unglaublich befriedigend und erfüllend erlebte.
Doch damit ist nun Schluss. Er wolle sich seine Zeit flexibler einteilen können, auch mal einen längeren Urlaub machen, mehr Zeit für die Familie haben, sagt Hampl, der mittlerweile Großvater ist und der auch diese Rolle mit Begeisterung lebt. Wenngleich er zugeben muss: „Wenn ich das Klacken der Bälle nicht höre, dann fehlt mir was.”
Wer weiß, wie die Karriere von Stars wie Roßkopf, Boll und Franziska ohne den Mann verlaufen wäre, den manche ob seiner hohen Ansprüche, die letzten Reserven aus seinen Spielern herauszukitzeln, augenzwinkernd den „Schleifer“ nannten? Seine Spieler und seine Vereine haben Helmut Hampl viel zu verdanken. Wenn er wirklich ganz aufhören sollte, würde er jedenfalls eine gewaltige Lücke hinterlassen.