JC Wiesbaden: Ein lauter Schrei und dann nur Stille
Der JC Wiesbaden verliert das Halbfinale der Judo-Bundesliga in heimischer Halle gegen Backnang dramatisch knapp nach Verlängerung. Der JSV Speyer ist Meister.
Von Lisa Bolz
Redaktion Rheingau-Taunus
Christina Faber (links) packt zu, doch es nutzt nichts: Am Ende muss sich die JCW-Kämpferin Backnangs Luise Malzahn geschlagen geben.
(Foto: rscp/Ulrich Scherbaum)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
WIESBADEN - Christina Faber riss die Arme in die Luft. Stieß einen lauten Schrei aus. Schlug die Hände vors Gesicht. Dann war alles vorbei. Und still. Gebannt hatte die 78-Kilo-Frau vom Judo-Club Wiesbaden das Duell ihrer Vereinskollegin Vivian Herrmann (bis 63 Kilo) und Lubjana Piovesana vom zweifachen deutschen Meister TSG Backnang verfolgt. Für einen kurzen Moment blieb Herrmann am Boden liegen. Rollte sich auf die Seite. Es war vorbei. Nach einem Gleichstand von 7:7 (67:67) unterlag der JCW nach Verlängerung knapp mit 8:9 (77:84) im Halbfinale der Judo-Bundesliga der Frauen. Doch für Teammanager Marcel Stebani gab es trotzdem einen Grund zur Freude.
Über 800 Tickets verkauft und Liveübertragung im Internet
Schließlich waren – laut Ticketverkauf – über 800 Zuschauer zum Bundesliga-Finale in die Halle am Platz der Deutschen Einheit gekommen. Als ungeschlagener Sieger der Gruppe Nord hatte der JCW die Finalrunde erstmals nach Wiesbaden geholt. „Sportdeutschland.tv“ übertrug die Bilder der insgesamt fünf Mannschaftskämpfe aus der hessischen Landeshauptstadt ins Netz. „Das Ergebnis ist undankbar, aber die Bilder sind Werbung für unseren schönen Sport“, haderte Stebani denn mit dem Los-Glück zur Verlängerung, wäre man in den anderen Gewichtsklassen doch stärker besetzt gewesen. So zum Beispiel mit Schwergewichtsjudoka Rochele Nunes (plus 78 Kilo), die sich denn bei ihrem ersten Bundesliga-Einsatz für den JCW auch in allen drei Kämpfen durchsetzte. „Judo in Deutschland ist toll“, zeigte sich die 30-Jährige, die seit Kurzem für Portugal auf die Matte geht, trotz Enttäuschung ob des verpassten Finales beeindruckt. Enttäuschung auch bei JCW-Aushängeschild Christina Faber. Die 19-Jährige fand knapp zwei Wochen nach der U 21-WM in Marrakesch so gar nicht in ihren Rhythmus. Dort hatte sie im Oktober Bronze geholt. Gegen Backnangs Ausnahmekämpferin Luise Malzahn unterlag Faber genauso wie Jasmin Neuhold. „Ich bin enttäuscht“, zog sich Faber mit Vereinskollegin Dena Pohl – die wegen eines Infekts nicht zum Einsatz kam – nach dem Halbfinal-Aus in den Geräteraum zurück, gönnte sich etwas Süßes. Faber und Pohl treten 2020 erstmals auch international bei den Frauen an. „Nach vier Jahren bei den Junioren ist es nun Zeit für einen Tapetenwechsel“, sagte Faber und hofft, im ersten Jahr gleich ein paar Grand-Slams kämpfen zu dürfen. Faber: „In diesem Olympia-Jahr treten wir noch unter dem Radar an.“ Das Ziel: Olympia 2024. Das Bundesliga-Finale in Wiesbaden hat für die beiden JCW-Kämpferinnen zwischen internationalen Einsätzen und Erfolgen trotzdem einen hohen Stellenwert. „Man bekommt ein Gefühl für das Judo, das die Gegner kämpfen“, nimmt Faber aus jedem Wettkampf Erfahrungen mit.
Reicher an Erfahrung ist nach dem Wochenende denn auch Teammanager Stebani. Der hat vor dem großen Kampftag nur dreieinhalb Stunden geschlafen, musste wegen der Streiks in der Luftfahrt noch Tickets umbuchen und in der Nacht auf Samstag die Athletinnen vom Bahnhof abholen. Die nächste Nachtschicht folgte sogleich. „Wir müssen hier direkt evakuieren“, scherzte Stebani. Schließlich stand am Sonntag mit dem Heimspiel der Erstliga-Volleyballerinnen des VC Wiesbaden gleich das nächste Highlight in der Halle am Platz der Deutschen Einheit an. Neuer deutscher Judomeister sind die Titelträger von 2015: Der JSV Speyer setzte sich nach einem 7:7 gegen die TSG Backnang knapp aufgrund der besseren 70:64-Unterwertung durch.