Vergeblicher Einsatz: Die Hockey-Frauen des Rüsselsheimer RK um die am Fuß verletzte Kapitänin Celina Hocks (links) verlieren wie im ersten Vergleich auch das Rückspiel gegen die Zehlendorfer Wespen 1:2 und verpassen damit den Bundesliga-Wiederaufstieg. Archivfoto: Vollformat/Volker Dziemballa
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BERLIN - Der schwer enttäuschte Trainer des Rüsselsheimer RK hatte dem unliebsamen Geschehen den Rücken zugedreht. Viele seiner Spielerinnen, die sich mehr als 55 der 60 Spielminuten in der Hockey-Bundesliga wähnten, weinten bitterlich, während wenige Meter entfernt der SV Zehlendorfer Wespen den Einstieg in eine mutmaßlich intensive Aufstiegssause mit seinen Fans zelebrierte. Einmal mehr lagen am 17. Juni im noblen Berliner Südwesten Freud’ und Leid ganz dicht beieinander – in der Beurteilung des Ergebnisses freilich auch. „Ich bin sehr traurig, dass wir es nicht geschafft haben. Aber man muss klar sagen, dass Zehlendorf das gut gemacht und – von der Kulisse getragen – sicherlich nicht unverdient gewonnen hat“, sah auch RRK-Coach Norman Hahl keinen Anlass, das bittere 1:2 (1:0) vor offiziell 800 Zuschauern im Endspiel der Zweiten Liga Süd in der Hauptstadt schönzureden. „Aber natürlich ist es total bitter, dass wir überhaupt in diese Lage gekommen sind und das Ganze nicht vorher klargemacht hatten.“
Warum der als Spitzenreiter angereiste und von rund 50 Anhängern unterstützte Ruderklub trotz der psychologisch besonders wertvollen frühen Führung per Strafecke durch die starke Jugend-Nationalspielerin Pauline Heinz (5.) in der Folge keine Sicherheit ausstrahlte, in der Offensive kaum noch stattfand und sich überwiegend in die Defensive gedrängt sah, das werden Trainerstab und Spielerinnen in den nächsten Tagen bestimmt noch einmal erörtern. „Nach der guten Anfangsphase haben wir das gegen den permanenten Druck der Wespen nur noch phasenweise ordentlich gelöst. Das erste Gegentor ist zu früh gefallen, und am Ende hat uns auch die Kraft gefehlt“, so Hahl. Nach einer unübersichtlichen Situation im Schusskreis glitt Antonia Wilfer der Ball vom Schläger, und Josephine Boesser schob zum entscheidenden 2:1 ein. Zwei Minuten zuvor hatten die Wespen ihre Torhüterin zu Gunsten einer elften Feldspielerin herausgenommen.
Obwohl es keinen Zweifel daran gab, dass der Sieg der bereits in Rüsselsheim 2:1 siegreichen Wespen aufgrund läuferischer, technischer, spielerischer und mentaler Vorteile verdient war, so wurden beide Treffer doch durch eine Schiedsrichterin begünstigt. „Da ist doch einiges gegen uns gelaufen, alleine schon bei den Karten“, klagte Hahl und fand dabei durchaus Berliner Unterstützung.
Während drei RRK-Spielerinnen die Grüne Karte sahen und Mara Bentscheck eine Minute vor dem zweiten Wespen-Treffer sogar überhart mit Gelb vom Feld geschickt wurde, mussten die ähnlich engagierten Gastgeberinnen nicht einmal in Unterzahl agieren. Und die Strafecke, die zum 1:1 führte, hätte aufgrund gefährlichen Spiels nicht gegeben werden dürfen.
Petra Ankenbrand gewährt Einblick in ihre Gemütslage
Mit diesen Benachteiligungen indes hätten die Gäste gut leben können. Doch in der 29. Minute war ausgerechnet der besten Torschützin im RRK-Team ein großes Malheur passiert: Alleine in den Schusskreis eingedrungen, hatte Petra Ankenbrand die gegnerische Torhüterin überlaufen, beim Schlagversuch aber den Ball verfehlt. „Natürlich habe ich auch daran gedacht“, berichtet die 26-Jährige, die nach Spielende bitterlich weinte und von Charlotte Steiner getröstet wurde. „Aber ich habe einfach keinen Bock mehr auf Zweite Liga“, gewährte Ankenbrand weiteren Einblick in ihre Gemütslage.
Dass nach den Eindrücken vom 17. Juni die Bundesliga angesichts des deutlich höheren Niveaus auch für die nach 17 Jahren wieder erstklassigen Wespen ein hartes Brot wird, kann als gesichert gelten. Insofern könnte dem jungen RRK-Team ein weiteres Reifejahr durchaus gut tun – auch wenn in dieser Saison deutlich mehr drin war.