MAINZ - (mab). Zu Beginn der 1970er gibt es im 05-Tor den doppelten Wolfgang: Legende Kurt Planitzer und Peter Lemanik, die ewige Nummer zwei, werden ersetzt durch Wolfgang Orben und Wolfgang Kneib. Orben, der Ältere, schmunzelt auf die Frage, was der Konkurrent ihm voraus hatte, gut 40 Jahre später: „Er war zehn Zentimeter länger.“ Ein Umstand, der auch Kneibs Spitznamen begründete: der Lange. Vom TSV Zornheim war Kneib zunächst in die 05-Jugend gewechselt und dann zu den Profis aufgestiegen, Orben kam von Mombach 03 zu Mainz 05. Und bis heute fühlt sich der in Bad Kreuznach Geborene als „echter Mombacher Bub“.
Den Konkurrenzkampf zwischen ihm und „dem Langen“ konnte Orben zunächst nach Zahlen für sich entscheiden, doch sowohl unter Trainer Josef Gehbauer als auch unter dessen Nachfolger Bernd Hoss spielten beide. „Das hatte auch mit Verletzungen zu tun, aber dieser Konkurrenzkampf war für mich positiv. Man hat immer an sich gearbeitet“, blickt der heute 65-jährige Orben beim Gespräch am Bruchweg auf seine aktive Zeit zurück.
Gelebte Solidarität auf der Aschenbahn
Das persönliche Verhältnis der beiden habe die Kadersituation jedenfalls nicht belastet: „Wir haben uns prima verstanden und im Trainingslager immer das Zimmer geteilt.“ Sportlich waren die Zeiten Anfang der 1970er bei Mainz 05 durchaus turbulent: Auf den Erfolg der Südwestmeisterschaft 1973 und die Qualifikation für die 1974 gegründete Zweite Liga folgte eine komplizierte Phase, geprägt von einer Saison der Trainerwechsel nach dem Abgang von Bernd Hoss, finanziellen Schwierigkeiten und schließlich dem freiwilligen Rückzug aus Liga zwei.
Wolfgang Orben hat jede Menge Anekdoten für Videokolumnistin Mara Braun im Gepäck – etwa jene vom „Kaugummigedächtnislauf“ oder die vom Rückwärtslauf über die Aschebahn. Foto: Malino Schust
( Foto: Malino Schust)
„Ganz schlimm war die Zeit unter Uwe Klimaschefski“, erinnert sich Orben, der den Namen des 05-Kurzzeittrainers noch heute eher knurrt denn spricht. So habe der bei der Mannschaft wenig beliebte Übungsleiter im Training einmal angeordnet, die Spieler sollten die 400-Meter-Aschebahn am Bruchweg rückwärts rennen, Stürmer Gerd Klier vorne weg. Als der das erste Stück geschafft hat, heiß Klimaschefski die anderen Spieler mit der Bemerkung, sie sollten „den Dicken“ ruhig mal schwitzen lassen, den Rückzug anzutreten. „Wir sind aus Solidarität aber alle mitgelaufen“, erzählt Orben stolz.
Besonders in Erinnerung geblieben ist dem heutigen Rentner ein Ereignis im Trainingslager am Titisee, das er grinsend den „Kaugummigedächtnislauf“ nennt. Der Trainer habe die Spieler dort mehr oder weniger „kaserniert“, er selbst sei immer auf die Rolle. Eines Abends machten Orben und „der Lange“ sich mit Kaugummi an der Tür des unbeliebten Klimaschefski zu schaffen und fummelten ein weichgekautes Stück ins Schlüsselloch. „Bis der vom Feiern kam, war es hart“, kichert Orben mit dem Schalk des Jungen, der er zu jener Zeit gewesen ist. Am nächsten Tag jagte der Trainer die Mannschaft zum „Kaugummigedächtnislauf“ in den Wald – mit Ausnahme der Torhüter. „Uns hat er das einfach nicht zugetraut“, grinst Orben zufrieden.