Brosinski im Interview: Früher wurden die Jungen ignoriert
Der Abwehrmann und Älteste im Kader des FSV Mainz 05 im Interview über seine Zeit als junger Spieler, Generationenkonflikte und die ungeklärte Kapitänsfrage.
Von Nils-Christian Salecker
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MAINZ - Daniel Brosinski wird immer älter und seine Mannschaft immer jünger. Das ist der Lauf der Dinge und stört den Rechtsverteidiger des 1. FSV Mainz 05 überhaupt nicht. Am Mittwoch feierte Brosinski seinen 31. Geburtstag und ist damit – weil die älteren René Adler und Niko Bungert nicht mehr dabei sind – der älteste Spieler beim Bundesligisten. Anders als andere Routiniers in im Fußball-Oberhaus sieht er die Gefahr von Konflikten zwischen seiner Generation und der ganz jungen Spielergeneration allerdings überhaupt nicht gegeben. Ganz im Gegenteil: Die Integration der Jungen klappe viel besser als früher, sagt Brosinski im Interview mit dieser Zeitung.
Herr Brosinski, haben Sie gut gefeiert?
Zum Feiern war eigentlich keine Zeit, mit dem Testspiel war der Plan relativ eng gestrickt.
Sie sind jetzt mit 31 Jahren der Älteste im Team. Fühlen Sie sich ein bisschen als „Opa“?
Nein, ich fühle mich auch gar nicht so alt, eher wie 26, 27. Dass ich der Älteste bin, ist für mich nur eine Randnotiz.
In der Vergangenheit haben Sie die Kapitänsbinde schon ersatzweise getragen. Geht mit dem Ältesten-Dasein jetzt auch gesteigerte Verantwortung einher?
Unabhängig von der Binde habe ich auch schon in den letzten Jahren Verantwortung übernommen, in meiner Karriere insgesamt viel erlebt. Ich weiß, wie man mit Situationen umgeht, und versuche, das weiterzugeben an die Jungen.
Mit 31 Jahren bereits der Älteste im Kader: Daniel Borsinski (rechts) mit Jean-Paul Boëtius.
(Foto: Jörg Halisch)
Die Kapitänsfrage ist ungeklärt. Würden Sie das Amt gerne übernehmen?
Ich denke, ich habe unabhängig von der Frage eine tragende Rolle im Team. Es wäre schön, die Binde zu tragen, es muss aber nicht unbedingt sein. So wie wir im Moment die Verantwortung verteilen, kommen wir ja auch ganz gut klar.
In der Bundesliga wird viel über das Alter gesprochen. Einige sprechen von Generationenkonflikten. Wie blicken Sie darauf?
Wenn wir zu meinen Anfängen zurückschauen, gab es den Hype um junge Spieler, dass mehr auf sie zurückgegriffen wird, noch nicht. Da warst du als junger Spieler schon froh, wenn du bei den Profis mittrainieren durftest oder mal zum Einsatz kamst. Ich finde es aber gut, dass die Jungen heutzutage viel schneller an die Profis herangeführt werden. Man muss nur aufpassen, dass man das nicht überspitzt und die Balance hält. In der Hinsicht sind wir aber ganz gut aufgestellt.
Was heißt, die Balance zu halten beziehungsweise: Wo liegen die Lebenswelten der Generation weit auseinander?
Man muss junge Spieler gerade, was Social Media angeht, hier und da schon auch mal sensibilisieren. Damit der Fokus auf wichtigere Dinge nicht verloren geht. Da ist es auch an den Älteren zu sagen: Halt dich online ein bisschen zurück, fokussier dich aufs Spiel oder das Training. Im Moment bekommen die Jungs das aber ganz gut geregelt.
Die Lebenswelten der Jüngeren und Älteren sind andere. Gibt es überhaupt noch Schnittmengen?
Wenn man sich mit einem 18- oder 19-Jährigen gut versteht, gibt es keine Berührungsängste. Früher haben sich die älteren Spieler nicht für dich interessiert. Meiner Meinung nach hatten sie Angst um ihren Platz und haben gedacht, sie müssen uns erst mal zeigen, wo es lang geht.
Und das gibt es heute gar nicht mehr?
Nein, gar nicht. Die Jungen kommen hoch und sind sofort integriert. Das ist gut, weil sie von Anfang an ihr Leistungsvermögen abrufen können. Früher hast du länger gebraucht, auch weil der Trainer kaum auf die Jungen gebaut hat. Heute ist das ein reibungsloser Prozess. Ich finde, das läuft bei uns einwandfrei.
Worauf müssen sich junge Spieler dennoch einstellen im täglichen Miteinander?
Die Hütchen zu tragen, die Tore zu tragen und so weiter. Viele kleine Dinge, die sich zu einem großen Ganzen fügen. Das wurde über die Jahre hinweg noch mittransportiert und gehört sich auch so, finde ich.
Sie waren gegen Ende der letzten Saison ein paar Spiele außen vor. Woran lag das in Ihren Augen?
Das war eine der Phasen, die es einfach gibt, in denen es mal nicht läuft. Ich habe zwei, drei schlechte Spiele gemacht. Und da war es völlig legitim, dass der Trainer einem anderen Spieler (Giulio Donati, Anm. d. Red.) eine Chance gibt. Auch als Signal an die Mannschaft, dass niemand eine Stammplatz-Garantie hat, war das richtig.
Es konnte von außen so wirken, dass Sie und Stefan Bell kurzzeitig aussortiert waren. Haben Sie das nicht so empfunden?
Aussortiert war keiner von uns. In den Medien war das Ganze ein größeres Thema als intern. Das ist aber normal, denn es war für Außenstehende sicherlich ein Stück weit überraschend, dass es gerade zwei Spieler aus dem Mannschaftsrat getroffen hat. Aber wir waren und sind vollwertige Mitglieder des Kaders.