Abschiedsspiel für zwei Stürmer-Legenden des FSV Mainz 05 am Sonntag
An der Schillstraße gehen am Sonntag ab 16 Uhr zwei bemerkenswerte Fußball-Karrieren zu Ende. Im Rahmen der Sportwoche zum 200-jährigen Jubiläum verabschiedet der TV 1817 Mainz zwei ehemalige Stürmer, die auch den FSV Mainz 05 geprägt haben. Die Altherren-Mannschaften beider Vereine stehen sich nun zum Abschied der beiden Legenden gegenüber.
Von Bardo Rudolf
Sportredakteur Mainz
Norbert Hönnscheidt freut sich mächtig auf seine letzte Begegnung. Archivfoto: hbz/Bertram
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MAINZ - Freitagabend, Bruchweg-Stadion, 4200 Zuschauer. Der FSV Mainz 05 steht 1992 dicht vor dem Abstieg aus der Zweiten Fußball-Bundesliga. Nur ein Sieg gegen den SV Darmstadt 98 hält die Mainzer Hoffnung auf den Klassenerhalt noch am Leben. Doch es steht 0:0, und die Nachspielzeit läuft bereits seit zwei Minuten. Ein letztes Mal fliegt der Ball in den Strafraum. Norbert Hönnscheidt nimmt ihn an, dreht sich und schießt den Ball zum 1:0-Sieg ins Tor. „Das war mein emotionalster Moment mit Mainz 05“, sagt Hönnscheidt rückblickend auf seine Laufbahn, die an diesem Sonntag zu Ende gehen wird. Dann wird er ein letztes Mal die Fußballschuhe schnüren – wie auch Gerhard „Bimbo“ Bopp, der als erfolgreichster Torjäger der 05-Historie gilt.
Zu verdanken haben beide ihr Abschiedsspiel dem TV 1817 Mainz. Der feiert mit einer Sportwoche seinen 200. Geburtstag (siehe Infokasten). Und das Aufeinandertreffen der Alten Herren des MTV mit der 05-Traditionself am Sonntag um 16 Uhr an der Schillstraße wird einer der Höhepunkte sein.
Müller, Hayer oder Auer kicken mit
Hönnscheidt und Bopp fühlen sich in beiden Mannschaften heimisch. Für die 05er liefen sie in der Blütezeit ihrer Karriere auf. Bei den 17ern ließen sie ihre Laufbahn als Alte Herren ausklingen. Noch heute ist Hönnscheidt regelmäßiger Gast beim MTV – obwohl er in den vergangenen Jahren quasi nicht mehr Fußball spielte. „Das machen meine Knie nicht mehr mit“, sagt er. „Aber am Sonntag gehe ich für beide Mannschaften noch einmal für jeweils zehn bis 15 Minuten aufs Feld.“ Und darauf freut er sich sehr, zumal viele ehemalige 05er wie Michael Müller, Fabrizio Hayer oder Benjamin Auer ebenfalls mitkicken werden. Im 1817-Trikot läuft mit Steffen Herzberger ebenfalls ein früherer FSV-Profi auf.
Norbert Hönnscheidt freut sich mächtig auf seine letzte Begegnung. Archivfoto: hbz/Bertram Foto:
Gerhard Bopp gewann mit Mainz 1982 die Amateurmeisterschaft. Archivfoto: hbz/Henkel Foto:
Trainer und Betreuer des Ü 50-Kreispokalsiegers – einige von ihnen stehen auch am Sonntag für 1817 auf dem Platz: (hinten von links) Harald Holm, Wolfgang Krollmann, Ingolf Gross, Bernd Laufersweiler, Michael Stemmler, Norbert Hönnscheidt und Horst Wettig sowie (vorne von links) Frank Röhr, Gaetano Ferraiolu, Frank Gerricke, Andreas Ernst, Dietmar Köbler und Armin Büttner. Es fehlt: Dieter Ebert. Foto: MTV Foto: MTV
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Hönnscheidt und Bopp werden dann auch noch mal die besonderen Momente ihrer Laufbahn durch den Kopf gehen. Bopp gewann mit den 05ern 1982 die Deutsche Amateurmeisterschaft, die noch heute als einziger Titel den Briefkopf des FSV ziert.
Hönnscheidt erinnert sich besonders gerne an ein Tor, dass er im Februar 1985 für den 1. FC Saarbrücken im DFB-Pokal-Achtelfinale gegen den VfB Stuttgart mit dem damaligen Weltklasse-Verteidiger Karl-Heinz-Förster geschossen hatte. „Wir haben dann das Wiederholungsspiel im Elfmeterschießen gewonnen und sind erst im Halbfinale am späteren Pokalsieger Bayer Uerdingen gescheitert“, sagt Hönnscheidt.
Fußball: 1817 AH – Traditionself Mainz 05 (So., 11. Juni, 16.00 Uhr, zuvor um 15.15 Uhr offizielle Eröffnung der Sportwoche).
Fußball: Jugendspiele und Turniere (So., 11. Juni, ab 11.00 Uhr; Mo., 12. bis Mi. 14. Juni, jeweils ab 18.00 Uhr, Donnerstag, 15. Juni, ab 10.00 Uhr).
Handball: Feldhandballturnier (Do., 15. Juni, ab 10.00 Uhr)
Tennis: Rheinland-Pfalz-Meisterschaften der Aktiven (Do., 15. Juni bis 18. Juni).
Turnen: Gauturnfest (Sa., 17. Juni, ab 15.00 Uhr; So., 18. Juni ab 10.00 Uhr).
(außer Fechten finden alle Veranstaltungen auf der Sportanlage an der Schillstraße statt).
Noch erfolgreicher spielte der Stürmer in diesem Wettbewerb 1981 mit Eintracht Frankfurt. Hönnscheidt hätte beim 3:1-Endspiel-Sieg gegen den 1. FC Kaiserslautern im Kader der Hessen gestanden, wenn er sich nicht im Abschlusstraining verletzt hätte. Dennoch wird der heute 57-Jährige zu den Frankfurter Pokal-Helden von damals gezählt. Die trafen sich auf Eintracht-Einladung vor knapp zwei Wochen in Berlin wieder, um das aktuelle Endspiel mit den Frankfurtern zu verfolgen. „Das war ein tolles Erlebnis“, findet Hönnscheidt. Von 1987 bis 1992 kickte er dann am Bruchweg und stieg mit den Mainzern zweimal in die Zweite Bundesliga auf. Engen Kontakt hat er noch immer zu 05-Torwarttrainer Stephan Kuhnert. „Wir hatten zuvor schon bei Wormatia Worms zusammengespielt“, berichtet Hönnscheidt.
Inzwischen ist er aber an der Schillstraße heimisch geworden und als Betreuer Teil der Alt-Herren-Mannschaften des TV 1817. So war er auch vor Ort, als die Ü 50 des Klubs vor wenigen Tagen mit einem Sieg im Elfmeterschießen gegen den VfB Bodenheim den Kreispokal gewonnen hat. Und als die Ü 40 bei den Südwestmeisterschaften den siebten Platz holte, waren Hönnscheidt und auch Gerhard Bopp als Betreuer dabei. Am Sonntag werden sie nun noch einmal gemeinsam auf dem Feld stehen. Und damit zwei bemerkenswerte Karrieren beenden.