3:3 nach 1:3 - spektakuläres Comeback von Mainz 05 gegen Leipzig
Mainz 05 hat mit starker Leistung einen Punkt gegen RB Leipzig geholt. Mehrfach führten die Gäste, aber die Mainzer schafften immer wieder den Ausgleich.
Von Henning Kunz
Stellvertretende Leitung Sport
Robin Quaison von Mainz 05 im Zweikampf mit Ibrahima Konate (li.) von RB Leipzig.
(Foto: Lukas Görlach)
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MAINZ - Dass mit diesen Gästen überhaupt nicht zu spaßen ist, hatte sich auch in Mainz herumgesprochen. Das musste den 05ern niemand erklären. Und die Idee, mit der das Team von Fußballlehrer Sandro Schwarz dieses unterhaltsame Bundesliga-Heimspiel gegen die Rasenballsportler aus Leipzig angingen, hatte großes Potenzial. Und wie sich im Verlauf des Sechs-Tore-Spektakels abzeichnete: sogar mehr als das.
Wäre da nicht die unbeschreibliche Gier und die brutale Effektivität der geschwinden Sachsen gewesen, dann hätten die bis über alle Maßen engagierten und bis zum Ende alles versuchenden Mainzer die unglaubliche Auswärtsserie des künftigen Champions-League-Teilnehmers beendet. Sie waren so nah dran, sie hätten es am Ende so verdient gehabt. Immerhin: Nach sieben Auswärtssiegen in Serie mussten sich die Leipziger dieses Mal mit einem Punkt begnügen.
Das 3:3 (1:2) war ein echtes Statement der 05er. Bislang hatten das Leipziger Bollwerk, die beste Defensive der Liga, nämlich in der Rückrunde nur sieben Gegentore kassiert. Entweder waren die ersten 20 Minuten ein großes Täuschungsmanöver der da noch gar nicht so gierigen und griffigen Gäste – oder es lag an den aufmerksamen und agilen Hausherren. Sie hatten die Geschichte vor 23.805 Zuschauern in der abgekühlten Arena im Griff.
Karim Onisiwo wusste in der Halbzeitpause der Bundesligapartie zwischen FSV Mainz 05 und RB Leipzig (3:3) nicht mehr, dass er den Anschlusstreffer zum 1:2 erzielt hatte. "Er konnte sich nicht mehr erinnern", berichtete der Mainzer Coach Sandro Schwarz nach dem Spiel am Freitagabend. Scherzend fügte er hinzu: "Als ich ihm sagte, er habe seinen Vertrag um drei Jahre verlängert, war er wieder voll da."
Der 27 Jahre alte österreichische Nationalspieler war Mitte der ersten Spielhälfte mit dem Leipziger Verteidiger Ibrahima Konaté im Luftkampf mit dem Kopf zusammengeprallt. Dennoch spielte er weiter und traf in der 43. Minute zum 1:2. Für ihn wurde nach der Pause Jean-Philippe Mateta eingewechselt. Wie sich herausstellte, erlitt Onisiwo bei dem Zusammenprall eine Gehirnerschütterung.
Angetrieben von der starken linken Seite mit dem Spanier Aaron Martin und dem zurückgekehrten Jung-Papa Danny Latza (neben ihm neu in der 4-4-2-Startelf: Ridle Baku und Daniel Brosinski) ließen den Ball laufen, beschäftigten die Leipziger vor allem in der Defensive und hielten die Gäste damit weit weg vom eigenen Territorium. Gefällig, der Auftritt in den ersten 20 Minuten, ohne wirklich zwingend zu sein.
Wieder Debatte um Schiri-Entscheidung
Die Leipziger übten sich in Geduld. Und es war der Mainzer Alexander Hack, der ihnen den Weg zum flotten Überfall öffnete. Hack vertändelte an der Mittellinie gegen Emil Forsberg die Kugel – blitzschnell landete dieselbe via Timo Werner bei Lukas Klostermann und schnurstracks im Kasten (20.). Ein Versuch, ein Tor, ein überraschender Rückschlag, von dem sich die 05er eine Weile nicht erholten. Zumal: Klostermann beförderte zwölf Minuten später auch den zweiten Hochgeschwindigskeitsgegenstoß ins Ziel.
Das 0:2, ein riesiger Aufreger für die 05er, die ein Foul von Leipzigs Balleroberer Willi Orban an Karim Onisiwo gesehen haben wollten. Der Video-Referee blieb stumm, Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus machte einen Haken dran. Sandro Schwarz haderte lange und laut mit dieser und den weiteren Entscheidungen der Unparteiischen. Kurz vor dem Pausenpfiff ermahnte Steinhaus den 05-Coach zum letzten Mal, drohte ihm mit der Verbannung auf die Tribüne. Schwarz blieb bis zuletzt an der Seitenlinie – und sah ein erstaunliches Comeback seiner Mannschaft.
Die musste in der zweiten Halbzeit ohne ihren Torschützen Karim Onisiwo, der kurz vor der Pause den unerwarteten Anschlusstreffer erzielte (43.) und dann mit dem Verdacht einer Gehirnerschütterung ausschied, auskommen. Sicher keine Hilfe. Genauso wenig wie das vermeintlich vorentscheidende 1:3 (Timo Werner, 49.). Vorentscheidend? Die 05er kamen noch mal zurück. Moussa Niakhaté traf nach einer Aaron-Ecke (67.). Und plötzlich spielten nur noch die Roten. RB Leipzig, der „stabilste Bundesligist“ (Schwarz), war nun überhaupt nicht mehr stabil. Die beste Abwehr der Bundesliga wackelte. Und der eingewechselte Jean-Philippe Mateta brachte die Arena zum Wackeln – mit seinem 13. Saisontor, dem 3:3 in der 83. Minute. Ein Punkt für die Moral, den Florian Müller mit einer Glanztat in der Nachspielzeit gegen Orban festhielt. Starker Schlussakt eines spektakulären Abends.