Lilien-Boss Fritsch: „Wir sind eben ein toller Verein”

aus SV Darmstadt 98

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Schmuckkästchen: Der Umbau des Stadions am Böllenfalltor ist so gut wie fertig. 17.810 Zuschauer finden dort künftig Platz.

Lilien-Präsident Rüdiger Fritsch spricht im Interview über die positive Außendarstellung von Darmstadt 98, das neue Böllenfalltor und der Suche nach einem Hauptsponsor.

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Herr Fritsch, das umgebaute Stadion ist fast fertig, am Samstag wurde der Business-Bereich eingeweiht. Wie haben Sie das erlebt?

Die Eröffnung war vom Prinzip her der letzte Baustein eines großen Projektes. Alle Zuschauergruppen haben jetzt wieder ihren Platz im Stadion.

Auch die Sponsoren.

Ja, sie mussten ja auch am längsten warten. Aber sie haben uns immer die Stange gehalten. Sie haben viele Provisorien mitgemacht, und es freut uns wirklich, dass wir das jetzt alles finalisiert haben.

Zumal jetzt alle Gruppen wieder ihren Platz haben.

Ja. Manche Fans sind gerne auf einem Stehplatz, die Rolli-Fahrer haben wieder adäquate Plätze und müssen nicht mehr im Matsch stehen wie früher. Wir haben Leute im Stadion, die wollen einfach nur sitzen und wollen gar keinen weiteren Service. Wir haben – ganz allgemein gesprochen – ein Stadion für alle, das nun auch die jetzige Zeit abbildet.

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Die Logen sind alle verkauft. Hat Sie das überrascht?

Nein, wir sind eben ein toller Verein (lacht). Ich hoffe wirklich, dass dieses Interesse nicht nur dem aktuellen sportlichen Erfolg geschuldet ist. Sondern dass die Leute erkennen, dass hier etwas gewachsen ist und dass sich etwas Substanzielles entwickelt hat. Dass wir als Verein eine Außendarstellung haben, die positiv ist und mit der man sich identifizieren kann. Und zwar ganz egal, wo wir gerade in der Tabelle stehen.

Immer wieder heißt es aber auch, das Stadion sei zu klein. Ist das so?

Wir haben uns für den Traditionsstandort entschieden und für kein austauschbares Synthetik-Stadion auf einer grünen Wiese, wo vielleicht 25.000 bis 30.000 Zuschauer reingepasst hätten. Daher kommt die Kapazität aufgrund Baurecht von knapp 18.000. Wir haben, so denke ich, die richtige Entscheidung getroffen.

Warum?

Weil es immer Spiele geben wird, in die wir nicht als Tabellenführer reingehen und in denen der Gegner nicht so eine große Attraktivität hat. Dann werden wir auch wieder mal ein nicht ausverkauftes Stadion haben. Wir sind mit einer großen Portion wirtschaftlicher Vernunft unterwegs. Und ein Stadion, das auf Dauer zu einem Drittel leer steht, bringt uns nichts außer massive Kosten.

Droht das denn?

Wir hatten auch jetzt Spiele, bei denen die letzten Karten erst in den Tagen zuvor weggegangen sind. So wie es ist, mit den knapp 18.000, passt es grundsätzlich schon.

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Bis 2025 gewählt: Rüdiger Fritsch bei der Hauptversammlung im Oktober 2022, wo er erstmals seit vielen Jahren wieder einmal ein Minus in der Bilanz vorlegen musste.
Bis 2025 gewählt: Rüdiger Fritsch bei der Hauptversammlung im Oktober 2022, wo er erstmals seit vielen Jahren wieder einmal ein Minus in der Bilanz vorlegen musste. (© Guido Schiek)

Die Finanzierung des Stadions ist gut aufgegangen, rund 20 Prozent lag man über dem Plan. Sind Sie damit zufrieden?

Der Baukostenindex ist während der gleichen Zeit um 40 Prozent gestiegen. Daher müssen wir mit der Kostensituation trotz allem zufrieden sein. Quasi alle Bauprojekte hatten in den vergangenen Jahren mit diesem Thema zu kämpfen.

Zumal Corona und der Ukraine-Krieg für Probleme gesorgt haben.

Wir sind nach aktuellem Stand rund 20 Prozent über Plan (insgesamt etwa 50 Millionen Euro Gesamtkosten für Bau und Planung Haupt- und Gegentribüne, Anmerkung der Redaktion). Das ist nicht schön, aber angesichts der auch Ihrerseits genannten schwierigen Gesamtgemengelage unvermeidbar. 

Aber teurer wurde es trotzdem.

Wir haben die seit Jahrzehnten größte Baumaßnahme des Vereins hier gehabt und mussten etwas bauen, was auch wieder Jahrzehnte hält. Wir haben hier in die Zukunft des Vereins investieren müssen. Ohne diese Infrastrukturinvestitionen wäre der SV 98 schon jetzt nicht mehr im Profifußball vertreten.

Am Samstag nahmen viele Besucher auf der Haupttribüne erst lange nach der Pause ihre Plätze wieder ein. Wird das der Dauerzustand?

Das muss man richtig einordnen: Zum ersten Mal konnten diese Besucher in ihre bezahlte und zeitgemäße Umgebung im Businessbereich einziehen. Da darf man sein Bier und sein Essen auch mal in Ruhe genießen. Es war Samstagabend, es stand 2:0. Das ist dann in jedem Stadion in Deutschland so.

Nicht nur in Darmstadt also?

Es sind ja dieselben Leute, die in den vergangenen Jahren auch da waren. Die kommen nicht nur wegen des Essens und wegen des Trinkens, sondern wegen des Fußballs. Der eine oder andere hat am Samstag vielleicht, wie schon erwähnt, mal sein Bier in aller Ruhe ausgetrunken, aber das pendelt sich ein. Wir sollten hier nicht schon wieder hyperventilieren.

Die Stimmung an sich war in Ordnung?

Ja, das finde ich schon. Unsere Haupttribüne wird im Vergleich zu anderen eine stimmungsvolle sein, da bin ich mir sicher.

Und das am besten bei sportlichem Erfolg?

Unsere Kerntätigkeit ist das Fußballspielen. Wenn das gut funktioniert, zieht das alles andere mit. Das kann immer nur in dieser Reihenfolge laufen.

Die neue Haupttribüne: Hier finden unter anderem die Sponsoren ihre Plätze.
Die neue Haupttribüne: Hier finden unter anderem die Sponsoren ihre Plätze. (© Guido Schiek)
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Andere Vereine sind da weiter, oder?

Wenn ich Städte wie Düsseldorf, Hannover, Nürnberg oder natürlich Hamburg sehe, da wird noch einmal richtig deutlich, was für eine Leistung wir hier eigentlich erbringen. Das ist eine ganz andere Substanz dort. Wenn wir aus weniger etwas machen, umso besser.

Früher sagten Sie „aus wenig“ statt „aus weniger“. Warum?

Wir sind nicht mehr das hässliche Entlein. Wir wollen die Top 20 laut unserem Leitbild, nicht nur im Sport, sondern auch in anderen Bereichen herausfordern, das sollte schon unser Anspruch sein. Wir sind heute in einer Position, wo wir in der Lage sein sollten, anzugreifen. Das hat mit Tabellenplätzen weniger zu tun, sondern mehr mit dem eigenen Selbstverständnis.

Das war 2015 anders, als der SV 98 letztmals aufstieg. Das ist nicht vergleichbar mit heute, oder?

Natürlich nicht. Stadion, Trainingsplätze, Mitarbeiterstruktur – das war alles anders. Wir haben in den vergangenen Jahren als Team viel erreicht. Wir waren damals, bei aller Liebe, kein Bundesligist. Das ist ja auch das Märchen gewesen. Wir alle haben heute noch Gänsehaut und Glücksgefühle, dass so etwas im Fußball überhaupt möglich war.

Es war aber nicht von Dauer.

Es hatte weder Substanz, noch war es geplant. Wir hatten damals keine Chance, uns in der Bundesliga zu etablieren. Es hat uns aber geholfen, dass wir heute darüber reden können, die Top 20 herauszufordern.

Wäre der SV 98 auf einen Aufstieg diesmal besser vorbereitet?

Von der Gesamtstruktur her auf jeden Fall. Das heißt aber auch heute nicht, dass wir deswegen als SV 98 den Anspruch erheben würden, ein etablierter Erstligist zu sein. Wir sind sicherlich vergleichbar mit Vereinen wie Greuther Fürth, Bielefeld oder vielleicht Bochum. Man sieht, wie hart der Kampf an dieser Stelle ist.

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Was würde ein Aufstieg finanziell bedeuten?

Allein die Medienerlöse würden von zwölf auf 33 Millionen Euro steigen. Die Kosten steigen aber leider im gleichen Maße. 

Wo würde das Geld investiert?

Man müsste an verschiedenen Positionen und Bereichen nacharbeiten, die noch mehr professionalisiert werden können. Zum Großteil würde das Geld aber für den Spielerkader benötigt – kein Erstligaprofi spielt schließlich für ein Zweitligagehalt.

Zwei Millionen Euro Verlust gab es zuletzt, erstmals seit langer Zeit wieder ein Minus. Wird dies korrigiert?

Ob Erste oder Zweite Liga: Wir versuchen, wieder einen ausgeglichenen Etat vorlegen zu können.

Die Software AG steigt als Hauptsponsor aus, bliebe aber auch bis 2024, wenn es keinen neuen geben sollte in diesem Sommer. Haben Sie schon einen gefunden?

Es kann sein, dass wir uns noch ein Jahr Zeit nehmen. Der Markt ist aber grundsätzlich so, dass es jetzt gelingen könnte.

Fans auf der Gegengerade - unten wird gestanden, oben gesessen.
Fans auf der Gegengerade - unten wird gestanden, oben gesessen. (© Guido Schiek)

Die Software AG hat in der Zeit der drohenden Insolvenz geholfen, den Verein zu retten, oder?

Ja. 2008 sind sie eingestiegen, als keine Tür offen stand für uns. Sie haben uns unterstützt, das war alles andere als selbstverständlich. Wenn sie nicht eingestiegen wären, wäre es das damals für den Verein gewesen. Andere folgten, aber wir brauchten einen, der vorweggeht. Und das war die Software AG.

Groll hegen Sie keinen?

Nicht im Geringsten. Nach 15 Jahren darf die Software AG sagen: Wir gehen jetzt mal zurück in die zweite Reihe. Und wir werden sicherlich einen neuen Partner finden, da wir auch nicht mehr der unattraktive, nichts darstellende kleine Verein sind, der froh ist, wenn er elf halbwegs geradeaus-laufende Leute auf den Platz schicken kann. Wir sind etabliert und werden sehr positiv wahrgenommen, das merkt man auch im wirtschaftlichen Wettbewerb.

Wird es ein regionales Unternehmen sein?

Wir sind da völlig offen. Wenn wir uns weiter entwickeln wollen, müssen wir uns vielleicht auch mal vom Kirchturm wegbewegen und die Kreise größer ziehen. 

Bisher agierte man eher regional.

Ja, die Sponsoren kamen aus der Region. Wir spielen seit vielen Jahren aber bundesweit Fußball und haben uns ein gutes und angenehmes Image aufgebaut. 

Die Lizenz ist beantragt. Wie ist der Stand der Dinge?

Wir haben sie beantragt, für die Erste und die Zweite Liga. Für die Dritte nicht, das Geld für den Wirtschaftsprüfer haben wir uns an dieser Stelle diesmal gespart (lacht).

Das Stadion ist so gut wie fertig, die Mannschaft ist erfolgreich: Ein schöner Zufall, oder?

Erfolg, den man sich erarbeitet und den man nicht geschenkt bekommen hat, motiviert. Das weiß jeder, egal ob im Privaten oder im Beruflichen. Motivierte Menschen sind immer besser als demotivierte. Und wir alle können derzeit wirklich darauf stolz sein, Lilien-Fans zu sein.