Der Spitzenreiter aus Darmstadt wird mindestens die Relegation zur Bundesliga erreichen, das ist jetzt zu 99 Prozent sicher. Heidenheim und Hamburg lassen freilich nicht locker.
Darmstadt. Seit dem vergangenen Wochenende ist zu 99 Prozent sicher: Der SV Darmstadt 98 wird die Saison in der Zweiten Fußball-Bundesliga mindestens auf Platz drei abschließen. Das Schicksal der Vorsaison, als die Lilien am 33. Spieltag nach einer 1:2-Niederlage bei Fortuna Düsseldorf auf Platz vier abstürzten und dort dann auch am letzten Spieltag nicht mehr wegkamen, wird ihnen diesmal erspart bleiben. Rein rechnerisch ist das zwar immer noch möglich, da der Abstand auf Rang vier fünf Spieltage vor Saisonende 14 Punkte beträgt. Es müsste aber wirklich schon extrem viel zusammenkommen, damit dieses Szenario eintritt.
Denn alle Teams zwischen Rang vier und sechs haben am vergangenen Wochenende nicht gewonnen. Der SC Paderborn (47 Punkte, 2:2 in Sandhausen), der FC St. Pauli (47/3:4 beim Hamburger SV) und Düsseldorf (47/0:2 in Nürnberg) werden den Lilien nicht mehr gefährlich. Für Platz zwei oder drei reicht es vielleicht noch, aber an den SV 98 werden alle diese Teams nicht mehr herankommen. Die Lilien müssten dafür alle Partien verlieren (oder maximal einen Punkt holen), eine der Mannschaften zwischen Platz vier und sechs müsste alles gewinnen. Das heißt im Umkehrschluss: Holen die Darmstädter in den letzten fünf Spielen zwei Punkte, dann ist Platz drei auch zu 100 Prozent sicher. Besser wäre freilich Rang eins oder zwei.
Während der 1. FC Heidenheim (57 Punkte/Platz 2) und der Hamburger SV (56/Platz 3) noch ein kleines bisschen auf Plätze schauen müssen, die nicht zum Aufstieg in die Bundesliga (oder zur Relegation) berechtigen, ist das beim SV 98 anders. Mit 61 Punkten ist das Polster vor den beiden Verfolgern aber auch nicht allzu üppig. Heidenheim (3:0 gegen Holstein Kiel) und der Hamburger SV haben zuletzt ebenfalls drei Punkte eingefahren, der HSV hat dies gar im prestigeträchtigen Stadtderby gegen St. Pauli geschafft.
Nicht immer setzt sich der beste Kader durch
Das macht Mut und Hoffnung, es diesmal wirklich zu schaffen. Es ist schließlich schon der fünfte Anlauf nach dem erstmaligen Abstieg im Sommer 2018, und es soll Menschen in Hamburg geben, die auch diesmal von einem Scheitern ausgehen. Die vergangenen Jahre haben – zumindest bei einigen Fans – etwas Demut einkehren lassen. Dennoch ist der HSV vom Kader her die wohl beste Mannschaft auf den Plätzen eins bis drei. Was bekanntermaßen aber manchmal wenig bringt, wenn am Ende abgerechnet wird. Der SV 98 steht vor seinem vierten Aufstieg ins Oberhaus, die Heidenheimer wären zum ersten Mal dort zu Gast.
Spätestens jetzt lohnt denn auch ein Blick auf das Restprogramm. Der SV Darmstadt muss noch zu Holstein Kiel (Sonntag, 30. April, 13.30 Uhr), dann geht es zuhause gegen St. Pauli (Samstag, 6. Mai, 20.30 Uhr) und zu Hannover 96 (Sonntag, 14. Mai, 13.30 Uhr). In den letzten beiden Partien spielen die Lilien gegen den 1. FC Magdeburg (Freitag, 19. Mai, 18.30 Uhr) sowie bei Greuther Fürth (Sonntag, 28. Mai, 15.30 Uhr). Klar ist: Das scheint machbar, auch wenn in dieser Liga – und das ist ausdrücklich keine Floskel, sondern die Wahrheit – jeder jeden schlagen kann.
Alle Lilien-Gegner haben freilich eines gemeinsam: Geschieht nichts Dramatisches mehr, ist nach oben, aber auch nach unten der Zug abgefahren. Klar ist vor allem aber auch: Holt der SV 98 in diesen fünf Spielen elf Punkte, ist der Aufstieg sicher – sogar wenn Heidenheim und Hamburg alles gewinnen sollten. Sonst reichen natürlich weniger Punkte.
Hamburg und Heidenheim spielen noch gegen Abstiegskandidaten
Das Restprogramm der Konkurrenz ist vergleichbar – in dem Wissen, dass es sowieso keine leichten Gegner gibt und dass einige Mannschaften bis zuletzt mit aller Macht gegen den Abstieg kämpfen werden. Heidenheim trifft zuhause noch auf Magdeburg und Sandhausen, muss noch nach Fürth, Paderborn und Regensburg. Vor allem Sandhausen und Regensburg brauchen jeden Punkt im Abstiegskampf.
Der Hamburger SV muss noch nach Magdeburg, Regensburg und Sandhausen – er trifft also auf jene zwei Teams im tiefsten Tabellenkeller, gegen die auch die Heidenheimer noch ran müssen. Die Heimspiele gegen Paderborn und Fürth fallen hingegen eher in die Kategorie „Spiele, in denen es für den Gegner um nicht mehr viel geht“. Ob das ein Vorteil ist? Man darf daran aus guten Gründen zweifeln. Denn oft sind es genau diese Mannschaften, die unbeschwert und deshalb richtig gut aufspielen. Man denke nur an die letzten 30 Minuten am Böllenfalltor am Freitag gegen den KSC.
Es zeigt sich also Folgendes: Der SV 98 hat die besten Karten in der Hand, der jüngste 2:1-Erfolg gegen den Karlsruher SC war aber auch bitter nötig gewesen, um diese weiterhin, auch fünf Spieltage vor Schluss, zu halten. Der Druck aus Heidenheim und Hamburg wird dafür sorgen, dass die Konzentration in Darmstadt bis zum Schluss hoch bleibt – daran zweifelt aber sowieso niemand.
Was dann ist? Das zeigt sich – spätestens – am 28. Mai. Trauer wegen Platz vier wird es aber zu 99 Prozent nicht geben.