Die 05er verlangen Borussia Dortmund alles ab und hätten mindestens einen Punkt verdient gehabt. Axel Witsel schießt den BVB in Minute 87 zum 1:0-Sieg.
MAINZ. Sie hatten alles gegeben, alles rausgepresst, bis sie die Kräfte verließen. Sie hatten einen guten Plan und sehr viel richtig gemacht. Mehr ging eigentlich nicht. Allein: Der nach dem Corona-Ausbruch auf die Bundesliga-Bühne zurückgekehrte FSV Mainz 05 wurde für seinen riesigen Einsatz und seine große Leidenschaft vor 25.000 Zuschauern nicht belohnt. Obwohl er dem Tabellenzweten Borussia Dortmund alles abverlangte und freilich viel mehr verdient hatte. Mindestens ein Punkt, wenn nicht sogar mehr. Axel Witsel sorgte mit seinem späten 1:0-Siegtreffer (87.) für einen schmeichelhaften BVB-Sieg.
Das bis eine Stunde vor Spielbeginn gut gehütete Geheimnis, die 05-Aufstellung, beinhaltete weniger Überraschungen als vermutet. Aus der zweiten Reihe rotierten Kevin Stöger, Anderson Lucoqui, Niklas Tauer und Marcus Ingvartsen in Svenssons Startelf. Dazu gehörten aus dem „Corona-Lazarett“ neben Keeper Robin Zentner auch zwei, drei weitere just freigetestete Profis. Jae-sung Lee, Leandro Barreiro und David Nemeth hatten nach ihrer Corona-Infektion von der medizinischen Abteilung kein grünes Licht für einen Kurzeinsatz bekommen. Die Niederländer Delano Burgzorg (Herzmuskelentzündung) und Jeremiah St. Juste (Schulter-OP) fehlen ohnehin länger.
Haaland zunächst auf der Bank
Die 05er gingen ihr Alles-kann-nichts-muss-Heimspiel unbekümmert, gut organisiert und hochkonzentriert an, während sich beim BVB das Fehlen wichtiger Stützen (Reus, Hummels, Guerreiro) bemerkbar machte. Der Tabellenzweite, bei dem Erling Haaland zunächst auf der Bank saß, wollte so gar nicht in Schwung kommen. Was wiederum nötig gewesen wäre gegen die beste Heim-Defensive der Liga. Bell, Niakhaté und Tauer machten die Schotten dicht, Zentner musste nur einmal eingreifen (gegen Hazard/22.). Mehr Ballbesitz für die Gäste, mehr Meter hatten die fleißigen Hausherren auf dem Tacho. Und sie sorgten auch für die etwas gefährlicheren Offensivaktionen, von denen allerdings keine so wirklich zwingend war.
Anton Stach vertändelte sein mitreißendes 50-Meter-Solo kurz vor dem BVB-Strafaum (16.). Jonathan Burkardts Versuch wurde von Emre Can am Fünfmeterraum geblockt (27.). Kevin Stögers 20-Meter-Freistoß verfehlte das Gehäuse um ein paar Zentimeter (45.). Ein ordentlicher 05-Auftritt ohne Durchschlagskraft in einem weitgehend ausgeglichenen Duell. Dabei achteten sie genau darauf, sich die Kräfte gut einzuteilen, legten immer wieder kleinere Pausen ein. Wohl wissend, dass von den Dortmundern im zweiten Durchgang eigentlich viel mehr kommen musste. Vor allem Haaland, der ab der 56. Minute mitmischte.
Mit der vollen 05-Kurve als Hintergrundkulisse rannten zunächst einmal die Rheinhessen an. Sie drückten, sie rackerten, sie kämpften, ja, sie traten so auf, als würden sie um die Bundesliga-Spitze spielen – und nicht die Gäste. Da schrammte der Schuss des auffälligen Stach haarscharf am linken Pfosten vorbei (48.), da fehlte mehrmals auf den letzten Metern der letzte Tick. Da parierte der Schweizer Keeper Gregor Kobel den Schuss seines Landsmannes Silvan Widmer aus spitzem Winkel (61.). Nichts Zählbares – außer Stachs fünfte Gelbe, die ihm am Samstag gegen Bielefeld eine unfreiwillige Pause beschert. In dieser Phase hatten die bissigen und griffigen 05er die Borussen am Wickel, hätten allerdings auch mal zustechen müssen. Zumal sich der Kräfteverschleiß nach einer Stunde deutlich bemerkbar machte. Etwa beim komplett ausgepowerten Stach.
Die Minuten wurden gefühlt länger, der Druck der Dortmunder größer – stark, wie Zentner bei Haalands Hammer abtauchte und klärte (68.). Die 05er pressten die letzten Tropfen aus ihrem Akku, da kam es äußerst ungelegen, dass der zweikampfstarke Tauer raus musste, nachdem er mit Jude Bellingham zusammengerasselt war (77.). Sie hatten alles aus sich rausgeholt und wurden nicht belohnt. In Minute 87 segelte eine Reyna-Freistoßflanke in den Strafraum, der 05er Daniel Brosinski drunter durch – Axel Witsel beförderte den Ball ins Tor. Das 0:1, so bitter.
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