Eintracht Frankfurt: Mulmiges Gefühl in der Magengrube
Der erste Corona-Fall bei Eintracht Frankfurt treibt auch den seit 1974 tätigen Reporter Peppi Schmitt massiv um.
Von Peppi Schmitt
Für wie lange der letzte Auftritt der Frankfurter Eintracht in der Commerzbank-Arena? Das Europa League-Geisterspiel gegen den FC Basel am 12. März bleibt auch sportlich aufgrund der 0:3-Niederlage in unguter Erinnerung.
(Archivfoto: dpa)
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FRANKFURT - Es war am Donnerstagabend so kurz vor 22 Uhr. Gerade hatte ich den neuesten „Kicker“ zur Seite gelegt und zum zweiten Mal Nachrichten geschaut. Die sind seit Corona noch düsterer als in normalen Zeiten. Da ploppte auf dem Handy eine Nachricht auf, die ich schon seit Tagen befürchtet hatte: „Erster Covid-Fall in der Mannschaft von Eintracht Frankfurt.“ Nicht, dass dies eine große Überraschung gewesen wäre, Sportvorstand Fredi Bobic hat schon recht, wenn er davon spricht, dass dies „vermutlich leider nur eine Frage der Zeit war“. Und doch, jetzt war bei mir, dem Journalisten, der schon seit 1974, also seit 46 Jahren, über diesen Verein berichtet, der Virus ganz nahegekommen. Und in der Magengrube hat sich ein mulmiges Gefühl breitgemacht, schließlich gehöre ich zur Risikogruppe.
Wie nahe war ich in den letzten Tagen der Eintracht? Wann gab es das letzte Interview? Wann den letzten Kontakt? Also habe ich mal kurz auf den Spielkalender und ein paar Tage zurückgeschaut. Das letzte „normale“ Spiel mit der Eintracht hat in Leverkusen stattgefunden, am 7. März. Normal heißt: Mit Zuschauern, mit den Kollegen auf der Fahrt zum Spiel in einem Auto, mit noch mehr Kollegen später im Presseraum des Stadions und auf der Pressetribüne. Vor allem aber mit Interviews nach dem Spiel in der sogenannten Mixed-Zone.
Drei Frankfurter Spieler habe ich seinerzeit interviewt, „Face to Face“ nennt man das beim Radio, von Angesicht zu Angesicht, mit einem Mikrofon oder einem aufnehmenden Handy. Also ziemlich nahe. Die Eintracht hat aus nachvollziehbaren Gründen nicht bekannt gegeben, welcher Spieler sich infiziert hat. Also kann ich nicht wissen, ob ich in diesem Moment in Gefahr war, ob die Interviewten überhaupt schon ansteckend waren. Aber klar ist: An diesem Samstag ist das Leverkusen-Spiel zwei Wochen her und die Inkubationszeit also vorbei. Ein wenig Aufatmen auf der Couch in meinem Wohnzimmer.
Für wie lange der letzte Auftritt der Frankfurter Eintracht in der Commerzbank-Arena? Das Europa League-Geisterspiel gegen den FC Basel am 12. März bleibt auch sportlich aufgrund der 0:3-Niederlage in unguter Erinnerung. Archivfoto: dpa
Begleitet seit 46 Jahren die Eintracht: Journalist Peppi Schmitt. Foto: Schmitt
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Aber da war doch noch ein Spiel. Am Donnerstag vergangener Woche hat die Eintracht gegen den FC Basel in der Europa League gespielt. Ohne Zuschauer zwar, aber Kontakte hat es doch gegeben. Am Tag vor der Partie in einer Pressekonferenz mit vorgeschriebenem Abstand zu Trainer Adi Hütter und Spieler Djibril Sow, die oben auf der Bühne saßen. Nach dem Spiel dann wieder bei der Pressekonferenz in sicherem Abstand. Es gab Kontakte mit Kollegen in den Presseräumen. Aber es gab keine Mixed-Zone, keine Interviews mit Spielern.
Was sonst für ziemlichen Verdruss bei den Printmedien gesorgt hätte, war in diesem Fall im Rückblick ein Segen. Es gab keinen direkten Kontakt zu den Spielern der Eintracht, die nun in häusliche Quarantäne müssen. Beruhigend: Auch diese Begegnung ist nun schon neun Tage her, aber es kommt mir fast wie eine halbe Ewigkeit vor. Die Gefahr, sich angesteckt zu haben, wird Tag für Tag geringer.
Auch in dieser Woche haben die Zeitungen Tag für Tag von den Entwicklungen rund um die Eintracht berichtet. Ich habe mit Timothy Chandler gesprochen, gemeinsam mit anderen auch mit Sebastian Rode. Aber nur am Telefon. So wird das wohl für lange Zeit bleiben.