Kempes Treffer ist für den SV Darmstadt 98 600.000 Euro wert
Von Jens-Jörg Wannemacher
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Für große Erleichterung sorgte beim SV Darmstadt 98 in der 86. Minute der Siegtreffer von Tobias Kempe (Mitte) gegen Aue. Foto: Jan Hübner
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DARMSTADT - Fernsehgelder spielen in den Etats der Fußball-Profivereine eine große Rolle. Auch beim SV Darmstadt 98, der durch den Klassenerhalt in der Zweiten Fußball-Bundesliga in der kommenden Saison knapp 16 Millionen Euro aus dem Topf der TV-Gelder erhält. In der Dritten Liga wären es hingegen nur rund 1,6 Millionen gewesen.
Lukrativer Sprung auf Tabellenplatz 10
Der Treffer von Tobias Kempe am letzten Spieltag gegen Aue, der dem SV 98 nicht nur einen 1:0-Sieg, sondern auch den Sprung auf den zehnten Tabellenplatz bescherte, schlug sich auch finanziell nieder. Denn dadurch behaupteten die Lilien in der Fünfjahres-Wertung, die für die Verteilung der Fernsehgelder die Grundlage bildet, im sogenannten Topf "National Wettbewerb" ihre Position vor dem 1. FC Nürnberg. Als Tabellen-15. der Abschlusstabelle wären die Darmstädter hinter den Club zurückgefallen - und hätten damit 600 000 Euro weniger aus dem TV-Topf erhalten.
Noch extremer hätte sich eine Top-Platzierung von Union Berlin niedergeschlagen. Hätte Berlin sich in der Abschlusstabelle zehn Plätze vor dem SV 98 einsortiert, wären sie an den Südhessen in zwei der vier TV-Töpfe vorbeigezogen. Die Auswirkung wäre für die Lilien groß gewesen: 1,2 Millionen Euro weniger.
1,08 Milliarden Euro Fernsehgelder aus dem nationalen Topf werden in der kommenden Saison auf die 36 Klubs der Ersten und Zweiten Liga verteilt. Berücksichtigt werden die Platzierungen in den vergangenen fünf Spielzeiten. Wobei die Platzierung der vergangenen Saison am höchsten, die vor fünf Jahren am niedrigsten gewertet wird. Dabei gibt es vier Töpfe, die unterschiedlich gewichtet werden. Von der Gesamtsumme, die ausgeschüttet wird, erhalten die 18 Bundesligisten den Löwenanteil (rund 70 Prozent).
Die Erfolge des Deutschen Meisters Bayern München machen sich natürlich auch hier deutlich bemerkbar. Rund 63 Millionen Euro erhalten die Münchner aus dem nationalen Fernsehtopf (hinzu kommen noch etwa 40 Millionen Euro aus dem internationalen Topf für das Erreichen des Halbfinals in der Champions League), sie führen die Geldtabelle vor Borussia Dortmund (61,9) und Schalke 04 (60,6) an. Schlusslicht dieser nationalen Tabelle ist Zweitligaaufsteiger FC Magdeburg (6,7).
Beim differenzierten Blick auf die kommende Zweitligasaison steht der SV 98 gut da. Bei der Verteilung der Fernsehgelder führen die Bundesliga-Absteiger 1. FC Köln (23,9 Millionen) und Hamburger SV (20,7) im Gesamtranking vor dem FC Ingolstadt (16,6) und den Lilien (15,2), die dabei von ihrer jeweils zweijährigen Bundesligazugehörigkeit profitieren und genauso viel erhalten wie in der vergangenen Saison.
Kieler Aufstieg würde sich auch auf die Lilien auswirken
Wie groß die finanziellen Unterschiede zwischen Erster und Zweiter Liga sind, zeigt das Beispiel Holstein Kiel. Da die Norddeutschen bislang nur Punkte aus einem Jahr Zweite Liga sammeln konnten, würden sie in der nächsten Saison als Zweitligist acht Millionen Euro erhalten.
Sollte in der Relegation gegen Wolfsburg der Bundesligaaufstieg gelingen, würde sich die Summe auf rund 25 Millionen Euro erhöhen. Für Wolfsburg steht ebenfalls viel auf dem Spiel. Bei einem Abstieg würden sich die Fernsehgelder aus dem nationalen Topf von 50 auf 25 Millionen Euro reduzieren.
Der Ausgang der Relegation könnte sich auch auf die Einnahmen des SV 98 auswirken. Sollten die Kieler in der Zweiten Liga bleiben, würden sie weiter hinter dem SV 98 in der Fünfjahreswertung stehen. Das würde die Summe der Fernsehgelder der Lilien um 600 000 Euro erhöhen.