
Metastasen im Gehirn! Diese Diagnose
ist für die meisten ein Schock.
Denn gerade dann, wenn sie die ursprüngliche
Krebserkrankung überwunden
glaubten, tauchen die
Krebsherde im Kopf wieder auf. Vor
allem Lungenkrebs, Brustkrebs und
der besonders bösartige schwarze
Hautkrebs bilden dort häufig Tochtergeschwulste.
Einzelne dieser Metastasen
können zwar chirurgisch
entfernt werden. „Mit der Operation
allein wird jedoch selten eine
dauerhafte lokale Tumorkontrolle
erzielt“, weiß Prof. Stephanie E.
Combs, Direktorin der Klinik und
Poliklinik für Radioonkologie und
Strahlentherapie am Universitätsklinikum
der Technischen Universität
München (TUM) und Pressesprecherin
der Deutschen Gesellschaft
für Radioonkologie (DEGRO). Zum
Therapiestandard gehöre deshalb
eine anschließende Radiotherapie.
Punktgenaue Bestrahlung
Die derzeit übliche Ganzhirnbestrahlung
hat jedoch Nebenwirkungen.
Dazu gehören Haarverlust, Abgeschlagenheit,
Gedächtnisstörungen
und Einschränkungen der
Denk- und Wahrnehmungsleistung.
Prof. Combs: „Viele Patienten schrecken
deshalb vor einer Strahlentherapie
zurück, obwohl diese den Tumor
nachweislich für viele Monate
zurückdrängen kann.“
Doch es gibt eine schonende Alternative
für die lokalisierte, hochdosierte
Strahlentherapie, zum Beispiel
die „stereotaktische Radiotherapie“.
Dabei bestrahlt ein Spezialgerät
punktgenau die Operationshöhle,
nachdem die Metastasen
entfernt wurden. Dieser Punkt wird
zuvor mithilfe präziser, hochauflösender
Bildgebung, beispielsweise
mit einer Magnetresonanztomographie,
bestimmt. „Diese Behandlung
ist ganz fokussiert auf die ehemalige
Metastasenregion“, erläutert Professor
Combs. „Kognitive Störungen
werden weitgehend vermieden.“
Dafür seien nur wenige Behandlungstage
erforderlich, in vielen Fällen
sogar ohne einen Krankenhausaufenthalt.
Lebensqualität steigt
Das gelte laut aktueller Studien vor
allem für kleine Hirnmetastasen
(mit einer Größe von ≤ 4Zentimetern).
Hier wären 91 Prozent nach
einem Jahr noch ohne Rückfall gewesen,
so Combs. Zwar hätte diese
Maßnahme keinen Einfluss auf die
Gesamtüberlebenszeit, doch die Lebensqualität
sei um ein Vielfaches
besser.
So zeigte sich in einer randomisierten
und kontrollierten Multicenter-
Studie – an der 48 Institutionen und
insgesamt 194 Patienten aus den
USA und Kanada teilnahmen – Folgendes:
Die Patienten, die mit einer
stereotaktischen Radiochirurgie behandelt
wurden, litten nach sechs
Monaten weniger häufig unter kognitiven
Einschränkungen als die Patienten
mit einer Ganzhirnbestrahlung
(52 Prozent im Vergleich zu 85
Prozent).
Die gezielte stereotaktische Bestrahlung
kann daher als Alternative zur
Ganzhirnbestrahlung angeboten
werden, so die DEGRO-Expertin. red
Warnsignale Hirntumor
• neu auftretende Kopfschmerzen,
insbesondere nachts und in
den frühen Morgenstunden, die
mit der Zeit heftiger werden und
auch im Liegen zunehmen, sich
am Tag aber spontan bessern
• Übelkeit und Erbrechen, die
nicht mit einer Magen-Darm-Erkrankung
in Verbindung zu bringen
sind und vorzugsweise in den
frühen Morgenstunden und auf
nüchternen Magen auftreten
• Sehstörungen
• neurologische Anzeichen wie
Lähmungserscheinungen,
Sprach- und Koordinationsstörungen
oder neu auftretende Ungeschicklichkeit
Quelle: Deutsche Krebsgesellschaft e. V.
Fokussierte Strahlentherapie
hält Krebs auf
Foto: sudok1/Fotolia
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