
Parnian Parvanta berichtet von ihren Einsätzen im Ausland und ihrer Flucht als Kind aus Kabul. Aktuell lebt die Gynäkologin im Rhein-Main-Gebiet.
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Frau Parvanta, mit acht Jahren sind Sie mit Ihrer Familie aus Afghanistan nach Deutschland geflohen. Wie einschneidend war das als Erlebnis?
Sehr einschneidend. Das war eine große Veränderung in meinem Leben. Von Kabul aus hat uns der Weg damals nach Kaiserslautern geführt, wo wir zunächst geblieben sind. Ich bin in Afghanistan in den Krieg hineingeboren worden, sodass ich außerhalb meines Viertels von Kabul und auch Afghanistan eigentlich wenig gesehen habe. Deshalb war es erst einmal spannend, ein neues Land zu sehen und auch Verwandte von uns in Deutschland wieder zu treffen. Schlimm war allerdings die Einschulung, weil ich dann verstanden habe: Ok, das ist jetzt endgültig, jetzt gibt es kein Zurück mehr. Wann ich so richtig angekommen bin in Deutschland, kann man gar nicht richtig sagen. Das ist ein Prozess. Und dann begreift man, dass man doch sehr deutsch geworden ist.
Die Flucht nach Deutschland hat auch ihr Gefühl für Gerechtigkeit in der Welt geschärft…
Ja. Ich habe in dem Alter gesehen, wie ungerecht die Welt ist oder wie ungerecht sie sein kann. Und das hat sich nach der Flucht auch weiter durchgezogen. Nachdem ich in Deutschland war, haben die Taliban in Afghanistan die Macht ergriffen und Mädchen durften nicht mehr zur Schule gehen. Während ich hier in Deutschland einen Schulabschluss gemacht habe und angefangen habe zu studieren. Ich glaube, dass mir das sehr bewusst war. Und auch der Prozess, den wir in Deutschland durchgegangen sind als Geflüchtete, hat mir tagtäglich gezeigt, dass unsere Welt nicht gerecht ist - und Menschen unterschiedlich behandelt. Ich habe mich daher bereits recht früh mit Politik auseinandergesetzt.
Bei der Arbeit von „Ärzte ohne Grenzen“ gehören die Einsätze im Ausland fest dazu. Wenn Sie an Ihren ersten Einsatz denken: Wo war das – und was haben Sie noch besonders in Erinnerung?
Mein erster Einsatz war in der Zentralafrikanischen Republik. Ein Land, das zu dem Zeitpunkt, 2011, bereits eines der ärmsten Länder der Welt war. Wo die Lebenserwartung bei um die 40 Jahren lag, mit einer der höchsten mütterlichen und kindlichen Sterberaten der Welt – ein Land, in dem in der Malaria-Hochsaison teilweise mehr als ein Kind pro Woche in unserer Klinik verstorben ist. Vor allem aber: Zentralafrikanische Republik – das ist nicht nur eine vergessene Krise, sondern ein vergessenes Land. Die meisten Menschen hier kennen das Land gar nicht und wissen auch nichts darüber. Und auch das Leid der Menschen dort ist niemandem präsent. Das war erschreckend.
Sie waren insgesamt neun Monate in der Zentralafrikanischen Republik als Ärztin im Einsatz gewesen. War Ihnen danach gleich klar, dass Sie einen solchen Einsatz noch einmal machen wollen?
Dass das nicht mein letzter Einsatz war, war damals für mich wahrscheinlich emotional schon klar. Aber ich war zu dieser Zeit noch am Anfang meiner Facharztausbildung zur Gynäkologin und wollte diese erst einmal fortsetzen. Und so bin ich nach Mainz gekommen, wo ich 2016 Fachärztin geworden bin. 2017 ging es dann für mich das erste Mal als Gynäkologin in einen Einsatz.
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Wie hat die Tätigkeit als Gynäkologin Ihren Blick auf die Länder und Ihre Arbeit verändert?
Ich bin Ende 2017, Anfang 2018 in Nordnigeria gewesen und das war sicherlich mein intensivster Einsatz. Ich habe dort in einer geburtshilflichen Klinik gearbeitet und miterlebt, dass dort für die Frauen die Schwangerschaft und Geburt ein großes Risiko waren. Viele sind erst relativ spät in die Klinik gekommen, weil die Risiken für den Weg so groß waren: Die Wege waren weit, man ging dort nachts nicht raus aufgrund der Gefahren und der Transport in die Klinik kostete die Patientinnen Geld. Es gab viele, viele Gründe, warum die Patientinnen erst spät, wenn es zu Hause nicht mehr weiterging, in die Klinik kamen. Und man ist da meist sehr schnell an seine Grenzen gestoßen. Zumal es kaum Vorsorge- oder Voruntersuchungen gab. Das war sehr heftig. Ich hatte damals bereits neun Jahre in der Geburtshilfe gearbeitet und ich habe in Nordnigeria auf einmal Komplikationen, von denen ich bislang nur aus Büchern wusste, tagtäglich gesehen. Es war erschreckend, weil man sieht, dass an manchen Orten der Welt bei einer Schwangerschaft nicht selbstverständlich ist, dass Mutter und Kind da lebend herauskommen. Später war ich zudem noch einmal an der Elfenbeinküste und im Irak.
Gibt es ein Problem, dass Ihnen bei Ihren Einsätzen immer wieder aufgefallen ist?
Das ist natürlich sehr subjektiv. Aber ich würde sagen, dass es weltweit leider so ist, dass die Gesundheit der Frauen nicht das ist, was an erste Stelle gestellt wird. Sobald wir eine Krise haben, sobald wir eine Pandemie, eine Epidemie, Naturkatastrophe und so weiter haben, wird irgendwie vergessen, dass Frauen weiter Kinder kriegen. Egal, ob es Covid, Ebola oder ein Erdbeben gibt.
Macht es eigentlich einen Unterschied, ob man als Ärztin oder Arzt im Ausland ist, gerade in Ländern, in denen die Rechte der Frauen nicht besonders hochgehalten werden?
Das kommt darauf an, wo man ist. Ich war zum Beispiel im Irak als Gynäkologin und ich glaube, dort war das ein Vorteil. Ich habe dort Ultraschalltrainings mit Ärztinnen gemacht und bin danach mit zu den Patientinnen gegangen. Und das ging sicher besser, als wenn das meine männlichen Kollegen machen, weil die gar nicht in die geburtshilfliche Abteilung hineindürfen. In vielen Ländern wird die Geburtshilfe nämlich ausschließlich von Frauen durchgeführt. Es kommt also sehr auf den Kontext an.
Die Einsätze im Ausland sind das eine, die Arbeit im Verein etwas anderes. Wie kam es schließlich, dass Sie sich auch im Vorstand von „Ärzte ohne Grenzen“ engagiert haben?
Ich habe während meines Einsatzes in Indien an einem Training in Nepal teilgenommen, bei dem mir die Strukturen von „Ärzte ohne Grenzen“ zum ersten Mal richtig bewusst geworden sind. Zurück in Deutschland bin ich in den Verein als Mitglied eingetreten und wie das so ist: Wenn man aktiv ist, wird man irgendwann gefragt, ob man sich nicht vorstellen könnte, auch im Vorstand mitzumachen. Und das ist eine Ehre für mich, weil ich mich mit dem Verein sehr identifiziere.
Der Sitz von „Ärzte ohne Grenzen“ ist in Berlin. Sie wohnen aber weiterhin in Mainz?
Ja, das war auch bei der vorherigen Präsidentin Amy Neumann-Volmer so, dass sie nicht selbst in Berlin gewohnt hat. Wir haben viele Meetings mittlerweile online und ich fahre auch immer wieder nach Berlin. Dazwischen wohne ich aber weiter in Mainz, habe so weiter mein soziales Netzwerk und gehe zum Beispiel gerne joggen am Rhein.
Wie kann man als Vorsitzende von „Ärzte ohne Grenzen“ in Deutschland einen Unterschied in der Welt machen?
Ich glaube nicht, dass ich das als Vorsitzende allein machen kann, sondern vielmehr, so hoffe ich, als Teil der Bewegung „Ärzte ohne Grenzen“. Als Vorsitzende ist man nur ein einzelnes Rad im Getriebe. Wir müssen den Stimmen unserer Kolleg:innen und Patient:innen Gehör verschaffen und das, was sie erleben, an die Außenwelt tragen und darüber reden. Das ist es, womit wir versuchen, einen Unterschied zu machen. Und natürlich vor allem mit der medizinischen Versorgung von Menschen in Not.