Warnstreik für bessere Arbeitsbedingungen in Kitas

Unterbezahlt und unterbesetzt - Beschäftigte aus Kitas demonstrieren in Mainz.  Foto: Harald Kaster
© Harald Kaster

Bis zu 400 Menschen haben in Mainz für bessere Arbeitsbedingungen in Kitas demonstriert. Landesweit haben viel mehr die Arbeit niedergelegt.

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MAINZ. Bessere Arbeitsbedingungen, mehr Wertschätzung und vor allem mehr Lohn - Das haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sozial- und Erziehungsdienste, darunter auch Erzieherinnen und Erzieher, bei einer Demonstration auf dem Ernst-Ludwig-Platz am Dienstag gefordert.

Die Gewerkschaft Verdi hatte vergangene Woche zu bundesweiten Warnstreiks am Internationalen Frauentag aufgerufen, um auf die die dramatische Lage in den sozialen Berufen aufmerksam zu machen. Berufe, die heutzutage immer noch vornehmlich von Frauen ausgeübt werden - allein in den deutschen Kitas sind es 94 Prozent - und einer Aufwertung bedürfen, sagte Susanne Wagner, Regionsgeschäftsführerin vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) in ihrer Rede.

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In Mainz blieben fast alle Kitas zu

Laut Polizeiangaben waren bis zu 400 Demonstranten dem Aufruf gefolgt. Sie kamen vor allem aus Mainz und Ingelheim, darunter Eltern sowie Kitapersonal mit ihren Kindern. Vom Ernst-Ludwig-Platz zogen sie über Große Bleiche, Münsterplatz, Schillerplatz und Große Langgasse wieder zurück auf den Ernst-Ludwig-Platz.

In Mainz blieben mindestens 52 der 61 Kitas geschlossen. „Die letzte Tarifrunde ist sieben Jahre her und in der Zeit sind diese Berufe nicht einfacher geworden“, sagte Verdi-Gewerkschaftssekretär Tupac Orellana. Fachkräftemangel, schlechte Bezahlung und mehr Krankheitsfälle - eine gute pädagogische Betreuung sei schon lange kaum mehr möglich. "Viele sind froh, wenn sie die Kinder satt und sauber kriegen", meinte Orellana. Daher fordere die Gewerkschaft in den aktuellen Verhandlungen eine Erhöhung der Gehälter für das Kitapersonal der Entgeltgruppe des Tarifvertrags von S 8a auf S 8b (wie in Wiesbaden). Gleichzeitig gehe es um eine Entlastung durch mehr Personal.

Landesweit seien dem Aufruf zum Warnstreik etwa 1300 Menschen gefolgt, teilte Verdi-Tarifkoordinator Volker Euskirchen mit.

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Die Verhandlungen zu den beiden Bereichen Eingruppierung und Gesundheitsschutz im Manteltarifvertrag begannen nach Angaben des Gewerkschafters bereits im Sommer 2019, mussten dann aber wegen der Pandemie im April 2020 unterbrochen werden. Die Gewerkschaft fordert Verbesserungen der Arbeitsbedingungen, Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel und eine höhere Eingruppierung von Beschäftigten. Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) lehnt die Forderungen bislang ab.

Bundesweit betrifft der Tarifvertrag rund 330.000 Beschäftigte. Streikaktionen fanden am Dienstag auch in den meisten anderen Bundesländern statt. Die nächste Verhandlungsrunde ist für den 20. und 21. März geplant. "Wir hoffen, dass der Streik Wirkung gezeigt hat", sagte Verdi-Gewerkschafter Euskirchen.