Nun ist klar, wie es in der Corona-Krise an den Schulen weitergeht. Die Lehrervertreter beurteilen das grundsätzlich positiv.
MAINZ. Lehrervertreter in Rheinland-Pfalz haben grundsätzlich positiv auf die Pläne des Bildungsministeriums für eine schrittweise Wiedereröffnung der Schulen reagiert. Sie sei sehr erleichtert, dass das Ministerium in Mainz nicht den Empfehlungen der nationalen Wissenschaftsakademie Leopoldina gefolgt sei, sagte Cornelia Schwartz, Vorsitzende des Philologenverbandes Rheinland-Pfalz, der Deutschen Presse-Agentur. Die Leopoldina hatte vorgeschlagen, zuerst Grundschulen und die Sekundarstufe I schrittweise zu öffnen. Zurück auf die Schulbank geht es in Rheinland-Pfalz nun aber zunächst für ältere Schüler.
Konkret sollen die Schüler vom 27. April an wieder in die Schulen kommen, die noch in diesem Schuljahr ihren Abschluss etwa an Gymnasien oder beruflichen Gymnasien machen. Am 4. Mai kehren nach den Plänen des Ministeriums Schüler mit Abschlussprüfungen im kommenden Jahr sowie Schüler vierter Klassen zurück.
Von touristischen Reisen wird nach wie vor abgeraten
Hubig und Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) hatten am Mittwoch das weitere Vorgehen im Land im Kampf gegen die Corona-Krise vorgestellt. Vorangegangen war eine Schaltkonferenz der Länderregierungschefs mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Beschlossen wurde für Rheinland-Pfalz unter anderem auch, dass die Kontaktbeschränkungen bis zum 3. Mai verlängert werden.
Geschäfte mit einer Verkaufsfläche von maximal 800 Quadratmetern dürfen von Montag an wieder öffnen, unabhängig von der Fläche auch Kfz- und Fahrradhändler sowie Buchhandlungen. Dicht bleiben müssen dagegen auch weiterhin Cafés und Gaststätten. Auch von touristischen Reisen wird nach wie vor abgeraten. Die rheinland-pfälzische Landesregierung empfiehlt das Tragen von Schutzmasken etwa in Geschäften oder im öffentlichen Nahverkehr.
Schwartz vom Philologenverband sagte mit Blick auf die Schulen, wichtig sei, dass vom Bildungsministerium nicht nur auf die von der Leopoldina ins Spiel gebrachte Lerngruppengröße von 15 geschaut worden sei, sondern die Notwendigkeit eines Mindestabstands von anderthalb Metern betont werde. Wie sich der realisieren lasse, müsse von Schule zu Schule und Klasse zu Klasse geprüft werden.
Endlich mehr Gewissheit
Auch der Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Klaus-Peter Hammer, sagte, er sei beruhigt, dass sich die Öffnung der Schulen auf bestimmte Schülergruppen konzentriere. "Ältere können besser mit Hygienebestimmungen umgehen." Wichtig sei, dass die Abiturienten einen Abschluss bekämen. Dass die Kitas und die ganz Kleinen bei der Öffnung außen vorgelassen wurden, beruhige ihn.
Doch einige Fragen sind auch noch zu klären. Schwartz sagte etwa, es müsse eine Lösung bei der Schulbuchleihe gefunden werden, denn vor allem untere Klassen, könnten ihre Bücher aller Voraussicht nach nicht durcharbeiten. Der Landeselternsprecher Reiner Schladweiler kritisierte, er könne sich nicht vorstellen, wie die Schulträger und die Schulbeförderung notwendige Hygieneregeln so schnell umsetzen könnten. "Dafür ist die Zeit zu kurz." Zudem wisse er nicht, wo die ganzen Schutzmasken herkommen sollten.
Der Landesvorsitzende der Lehrergewerkschaft VBE, Gerhard Bold, sagte, viele Lehrer und Schüler hätten endlich mehr Gewissheit, wie das Schuljahr 2019/20 weitergehen werde. Insbesondere Schüler, die vor einem Schulwechsel oder gar Abschluss stünden, könnten nun besser planen. Die Corona-Pandemie habe aber auch gezeigt, welche Baustellen in Angriff genommen werden müssten: Schulbaurichtlinien erneuern, dem Infektionsschutzgesetz und Hygienerichtlinien Sorge tragen, digitales Lernen vorantreiben, und Home-Schooling ermöglichen, sagte Bold.
Von dpa