Mit der Quarantänepflicht nach einem positiven Coronatest soll in Hessen bald Schluss sein. Erkrankte müssen sich nicht mehr isolieren. In Rheinland-Pfalz wartet man noch ab.
Wiesbaden/Mainz. Hessen will die Quarantänevorgaben für Corona-Infizierte deutlich lockern. Das teilte das Sozialministerium am Freitag in Wiesbaden mit. In der Regel sollen Erkrankte sich nicht mehr in häusliche Absonderung begeben müssen. Auch Baden-Württemberg, Bayern und Schleswig-Holstein planen einen solchen Schritt. Im Umgang mit der Pandemie sei eine neue Phase nötig, teilten die Länder mit.
An die Stelle der generellen Isolationspflicht für positiv auf Corona Getestete solle beispielsweise eine begrenzte Maskenpflicht treten, teilten die Länder mit. Die neuen Regeln sollen bald in Kraft treten, die Details würden derzeit ausgearbeitet. Rheinland-Pfalz wartet hingegen noch ab. „Wir schauen uns den Vorstoß an“, erklärte der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) auf Anfrage dieser Zeitung. „Rheinland-Pfalz begrüßt weiterhin, dass hierüber erneut diskutiert werden soll, befürwortet in dieser Frage aber ein möglichst einheitliches Vorgehen“, sagte er. „Es ist dabei richtig, solch pauschalen einschneidenden Regelungen wie die Absonderung regelmäßig auf ihre Verhältnismäßigkeit zu überprüfen. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund, dass nun ein auf BA4/BA5 angepasster Impfstoff vorliegt.“
Viele Menschen in Deutschland geimpft
„So lange das derzeit herrschende Omikron-Virus nicht von einer pathogenen Variante verdrängt wird, die unser Gesundheitssystem überlasten könnte, ist der Schritt verantwortbar und geboten“, erklärte Hessens Sozialminister Kai Klose (Grüne). Möglich werde dieser Schritt, da viele Menschen in Deutschland geimpft seien oder eine Infektion durchgemacht hätten.
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An die Stelle der Isolationspflicht sollen verpflichtende Schutzmaßnahmen für Infizierte treten, um besonders gefährdete Menschen etwa in Krankenhäusern oder Alten- und Pflegeheimen zu schützen, erläuterte Klose.
Vorbild Österreich
Die Bundesländer berufen sich bei ihrem gemeinsamen Vorgehen laut der Mitteilung unter anderem auf Erfahrungen aus Nachbarländern wie Österreich. Aus diesen Ländern seien keine negativen Erkenntnisse bekannt, hieß es.
Für eine Lockerung der Isolationspflicht sprächen zurückgehende Infektionszahlen, die wirksame Schutzimpfung und eine Basisimmunität innerhalb der Bevölkerung von mehr als 90 Prozent. Die Länder verwiesen außerdem darauf, dass es in der Regel keine schweren Krankheitsverläufe mehr gebe und wirksame antivirale Medikamente verfügbar seien.
Kritik von Gesundheitsminister Lauterbach
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat die Pläne mehrerer Bundesländer, die Isolationspflicht für Corona-Infizierte aufzuheben, kritisiert. „Das kommt jetzt zur Unzeit und findet nicht die Billigung der Bundesregierung”, sagte der SPD-Politiker am Freitag in Berlin. Er sprach von einem Fehler und warnte vor einem „Flickenteppich” mit verschiedenen Isolationsregeln in den Bundesländern.
„Es gibt auch keinen medizinischen Grund, jetzt auf die Isolationspflicht zu verzichten”, sagte Lauterbach. Es gebe etwa 1000 Todesfälle durch Covid pro Woche, man stehe vor einer „wahrscheinlich schweren Winterwelle” und sei „am Vorabend einer ansteckenderen Variante”. Es sei deshalb nicht wirklich verantwortbar, die Isolationspflicht wegzunehmen. Er fügte hinzu, der Arbeitsplatz müsse sicher bleiben und es müsse verhindert werden, dass Menschen infiziert zur Arbeit gedrängt würden.