Bistum Limburg: Missbrauch durch Priester wurde vertuscht

Das Bistum Limburg hat den Missbrauch eines Kindes durch einen Priester vertuscht. Das ist das Ergebnis eines Berichts, den die Diözese beim früheren Limburger Landgerichtspräsidenten Ralph Gatzka in Auftrag gegeben hatte. Foto: dpa

Ein Bericht legt Fehler des Bistums Limburg im Umgang mit Missbrauchsvorwürfen offen. Der Untersuchung zufolge wurde ein Fall unter den Teppich gekehrt.

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LIMBURG. Die beiden Missbrauchsfälle, die das Bistum jetzt zu einer langen Pressemitteilung veranlasst haben, sind jahrzehntealt. Neu ist allerdings, dass sich zwei einst hohe Repräsentanten der Diözese in diesen beiden Fällen zu ihrer Schuld bekennen. Der eine ist ausgerechnet der hoch angesehene Altbischof Franz Kamphaus. Der andere der langjährige Personaldezernent des Bistums, Prälat Helmut Wanka.

Die Mitteilung des Bistums beginnt mit den Worten, in Limburg sei sexueller Missbrauch vertuscht worden. An diese Mitteilung angeheftet ist die persönliche Erklärung Wankas. In der bekennt sich der Prälat und einstige Domkapitular zwar zu einem „schwerwiegenden Fehler“, den er in den 1990er Jahre gemacht habe, als ihn ein Missbrauchsopfer angesprochen hatte. Doch zumindest nach seinem Verständnis bestand dieser „schwerwiegende Fehler“ mitnichten in Vertuschen, sondern allenfalls in der falschen Einschätzung eines Falles, der erst jetzt als sexueller Missbrauch feststehe. So Wanka.

Seine Erklärung deckt sich nur sehr bedingt mit den Ergebnissen einer Untersuchung dieses Falls. Das Bistum hatte damit den früheren Limburger Landgerichtspräsidenten Ralph Gatzka beauftragt. Der hat nun festgehalten, dass das 1976 geborene Opfer zwischen 1986 und 1993 in Mittelhessen – im Haushalt eines Priesters, seines Cousins und Peinigers – gelebt hatte. Und dass ihn dieser Mann missbraucht hatte.

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1997 hatte sich der junge Mann – nach seinem Abitur – an den Personaldezernenten des Bistums gewendet. Der hatte ihm zwar einen Therapieplatz angeboten, ihn aber gleichzeitig von einer Strafanzeige gegen den Pfarrer abgehalten.

Zwar widerspreche Wanka diesen Schilderungen vehement, schreibt Jurist Gatzka in seinem Bericht. „Der spätere tatsächliche Geschehensablauf erhärtet indes die Version des Opfers“. So hatte sich der Priester in einem zu Ostern 1997 verfassten Brief ausdrücklich als „schuldig“ bekannt und Entschädigungszahlungen an das Opfer geleistet.

Weiterer Vorwurf an Wanka: Der Personaldezernent dokumentierte die Vorwürfe nicht in der Personalakte des beschuldigten Priesters und informierte nicht die Bistumsspitze. Folge: Der Pfarrer war nach einer Therapie wieder in seiner alten Pfarrei eingesetzt worden, ohne Vorkehrungen zu treffen, die eine Wiederholung des Missbrauchs entgegenwirken.

Schuld auf sich geladen hat nach eigenen Worten auch Altbischof Kamphaus. In seiner persönlichen Erklärung äußert sich der 87-Jährige nicht zum Fall, der von Gatzka aufgearbeitet wurde, da er davon keine Kenntnis hatte. Ihn belaste seit Langem jedoch der Fall des mittlerweile aus dem Klerikerstand entlassenen Wolfdieter W., der Mitte der 1980er Jahre ins Bistum Limburg gekommen war. Obwohl es Vorwürfe wegen sexuellen Missbrauchs aus der Vergangenheit gab, habe er ihm eine Pfarrei im Westerwald übertragen.

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Nach einiger Zeit gab es erneut Gerüchte, es sei zu sexuellem Missbrauch gekommen, was sich indes nicht verifizieren ließ. Kamphaus hatte ihn daraufhin in die Klinikseelsorge nach Frankfurt versetzt. Ihm sei heute klar, „dass ich entschiedener hätte durchgreifen müssen“, so Kamphaus. Der Einsatz dieses Priesters in der Seelsorge des Bistums Limburg sei ein schwerer Fehler gewesen.

Von Christoph Cuntz