Stiko: Keine Covid-Impfung für gesunde Kinder
Die Ständige Impfkommission aktualisiert ihre Corona-Impfempfehlung. Wer die Corona-Impfung künftig noch braucht und wie weiter geimpft werden soll.
Berlin. Das Corona-Virus zirkuliert zwar weiterhin in der Bevölkerung, schwere Verläufe sind jedoch deutlich seltener geworden. Gesunden Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren wird aufgrund der Seltenheit schwerer Verläufe jetzt keine Covid-19-Impfung mehr empfohlen, so die Ständige Impfkommission (Stiko), die ihre Impfempfehlung ein weiteres Mal aktualisiert. Am Dienstag ist der Beschluss in das vorgeschriebene Stellungnahmeverfahren gegangen. Er wird jetzt von den Bundesländern und Fachgesellschaften geprüft.
Das gilt für Personen ohne Grunderkrankungen zwischen 18 und 59 Jahren
Für einen guten und ausdauernden Schutz sei es wichtig, dass das Immunsystem mindestens dreimal Kontakt mit Antigenen des Erregers durch die Impfung oder durch die Infektion mit dem Erreger selbst hat. Dabei sollten mindestens zwei dieser Kontakte durch die Impfung erfolgen, heißt es in der Stiko-Empfehlung. Gesunden Erwachsenen wird also eine Grundimmunisierung – bestehend aus zwei Impfungen – plus eine Auffrischimpfung empfohlen, um die Basisimmunität aufzubauen. Auch wer zweimal geimpft wurde und in einem bestimmten Abstand – mindestens drei, besser sechs Monate – zur Impfung eine Corona-Infektion hatte, gilt als basisimmun.
Das gilt für gesunde Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren
Die Stiko empfiehlt eine Impfung in dieser Altersgruppe jetzt nicht mehr, da Corona-Infektionen bei Kindern und Jugendlichen in aller Regel problemlos verlaufen. Die Kommission weist aber auch darauf hin, dass keine Sicherheitsbedenken bei der Impfung von gesunden Kindern und Jugendlichen bestehen. Dieser Zusatz sei wichtig, sagt Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie. Denn einige Ärzte würden aus einer fehlenden Stiko-Empfehlung manchmal auch ableiten, dass man dann auch gar nicht impfen darf, weil es vielleicht zu gefährlich sei.
Booster: Mindestabstand zwölf Monate zur lnfektion oder Impfung
Das gilt für Personen ab 60 und Risikogruppen
Allen Personen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf werden zusätzlich zur Basisimmunität jährliche Auffrischimpfungen empfohlen. Diese sollen in der Regel in einem Mindestabstand von jeweils zwölf Monaten zur letzten Impfung oder Infektion erfolgen. Da auch künftig im Herbst und Winter möglicherweise die Infektionszahlen steigen, sollen die jährlichen Auffrischimpfungen vorzugsweise im Herbst stattfinden. Zur Risikogruppe zählen nicht gesunde Menschen jeder Altersklasse ab sechs Monaten sowie Personen, die in Medizin und Pflege arbeiten.
Epidemische Lage und Immunität der Bevölkerung hat sich geändert
Warum wird die Stiko-Empfehlung aktualisiert?
In den vergangenen zweieinhalb Jahren gab es immer wieder neue wissenschaftliche Erkenntnisse, immer wieder wurden neue Impfstoffe zugelassen. Das hat dazu geführt, dass die Stiko nach eigenen Angaben 25 Aktualisierungen durchführen musste. Mittlerweile seien auch längerfristige Einschätzungen möglich, sodass die Covid-19-Impfung in die allgemeine jährliche Stiko-Impfempfehlung für alle Infektionskrankheiten aufgenommen werden kann – zumal sich die epidemische Lage geändert hat. „Wir haben jetzt Varianten, die zwar hochinfektiös sind, aber jetzt nicht zu einem sehr schweren Krankheitsverlauf auch bei vorhandener Immunkompetenz führen“, sagt Stiko-Mitglied Christian Bogdan, Direktor des Mikrobiologischen Instituts am Universitätsklinikum Erlangen. Zudem habe sich die Immunitätslage in der Bevölkerung geändert: Knapp 200 Millionen Impfdosen wurden verimpft, viele Menschen haben ein oder mehrere Corona-Infektionen durchgemacht.
Das sagen Experten
„Wichtig ist, dass die Impfung dazu da ist, schwere Erkrankung zu verhindern. Das schafft im Moment die Basisimmunität, die wir in der Bevölkerung haben, sehr gut“, sagt der Immunologe Carsten Watzl. Jetzt gelte es, diesen Schutz vor der schweren Erkrankung bei einigen Menschen noch mal aufzufrischen, weil man nicht genau wisse, wie lange er wirklich anhält. Es könne sein, dass man dann irgendwann von einem jährlichen Schema wieder weggehe.
„Das Wichtigste ist, darauf hinzuweisen, dass Sars-CoV-2 trotz der positiven Entwicklungen nicht vom Erdboden verschwunden ist. Und dass es nach wie vor Menschen gibt, die an dieser Infektion wirklich schwer erkranken und auch versterben“, sagt Stiko-Mitglied Bogdan.
Welche Rolle haben Impfschäden bei der Entscheidung gespielt?
Entscheidend für die Impfempfehlung waren andere Gedanken, so Bogdan: Was ist epidemiologisch und immunologisch notwendig? Und wie sieht es mit der Wirksamkeit und Sicherheit der Impfstoffe aus? Insgesamt seien die Impfstoffe als sehr sicher zu bezeichnen. Aber bei einer großen Anzahl von Impfungen sei es aus immunologischen Gründen unvermeidbar, dass es Menschen gibt, die auch eine fehlgeleitete oder nicht erwünschte Immunreaktion zeigen. Das sei jedoch die große Minderheit und man müsse es in Relation zu der Zahl der Menschen setzen, die durch die Impfung auch profitieren.