2019 sollen alle Grundschulen in Hessen beim „Pakt für den Nachmittag“ mitmachen
Alle 1.035 Grundschulen in Hessen sollen bis Anfang 2019 am „Pakt für den Nachmittag“ teilnehmen. Ein hehres Ziel, denn bisher sind nur 168 Schulen mit etwa 14.300 Schülern dabei.
Von Christian Stang
Reporter Politikredaktion Wiesbaden
In immer mehr hessischen Grundschulen wird der Ranzen auch für den "Pakt für den Nachmittag" gepackt. Archivfoto: dpa
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WIESBADEN - „Gerade Kinder aus bildungsfernen Haushalten sind auf Möglichkeiten zur Verbesserung ihrer Bildungschancen besonders angewiesen. Hochwertige Bildungs- und Betreuungsangebote sind zudem Voraussetzung für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.“ So steht es im Koalitionsvertrag von CDU und Grünen. Auf Drängen des kleineren Koalitionspartners hat Hessen daher zum Schuljahr 2015/2016 den „Pakt für den Nachmittag“ eingeführt. Ein Bildungs- und Betreuungsangebot von 7.30 bis 17 Uhr, das Land und kommunale Schulträger gemeinsam sicherstellen. Alle 1.035 Grundschulen des Landes sollen bis zum Ende der Wahlperiode, also bis Anfang 2019, mitmachen.
Damit hat sich die Regierung allerdings ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. Denn zum neuen Schuljahr, das in der kommenden Woche beginnt, ist erst ein kleiner Teil der Wegstrecke geschafft. 168 Schulen mit etwa 14.300 Schülern werden nach aktuellen Zahlen des Kultusministeriums dann dabei sein, 46 Schulen mehr als im laufenden Schuljahr, aber doch erst 15 Prozent aller Grundschulen. Damit sind 21 von 31 Schulträgern im „Pakt“ vertreten.
513 Millionen Euro für Investitionen
Einen neuen Schub von Anträgen zur Teilnahme erwartet Minister Alexander Lorz (CDU) vom Kommunalen Investitionsprogramm II, auf das sich Bund und Länder vor wenigen Tagen verständigt hatten. 513 Millionen Euro werden den hessischen Schulträgern von 2018 an für Investitionen zur Verfügung stehen. Dann könnten auch diejenigen Schulträger die Voraussetzungen für Nachmittagsbetreuung schaffen, denen bisher das Geld dafür fehlt. Dort, wo es etwa keine Mensa oder Cafeteria gibt, wurden Anträge in der Vergangenheit nicht genehmigt.
Vier Varianten
Ganztagsangebote gibt es in Hessen in vier unterschiedlichen Varianten.
Profil 1: Schulen mit freiwilligen Ganztagsangeboten an mindestens drei Tagen pro Woche.
Profil 2: Schulen mit freiwilligen Ganztagsangeboten an fünf Tagen pro Woche.
Profil 3: Ganztagsschulen mit einem verpflichtenden Unterrichts- und Betreuungsangebot an fünf Tagen pro Woche.
„Pakt für den Nachmittag“: Gemeinsames Pilotprojekt von Land und Schulträgern für Grundschulen und Grundstufen von Förderschulen mit einem Bildungs- und Betreuungsangebot an fünf Tagen pro Woche und in den Schulferien.
Der „Pakt für den Nachmittag“ ist eines vom mehreren Ganztagsangeboten in Hessen. 38.500 Grundschüler, die mit Abstand größte Gruppe, besuchen eine Schule, die mindestens an drei Tagen in der Woche Nachmittagsangebote macht. Das ist die Mindestanforderung der Kultusministerkonferenz für das Gütesiegel „Ganztags“. 8.000 Schüler machen vom täglichen freiwilligen Nachmittagsangebot ihrer Schule Gebrauch. 3.200 Grundschüler besuchen sogenannte gebundene Ganztagsschulen – mit einem verbindlichen Programm für den Nachmittag einschließlich regulärem Unterricht.
Etwa 42 Prozent der Grundschulkinder nutzen Nachmittagsangebote
Nimmt man alle Ganztagsangebote zusammen, erreicht Hessen im Vergleich der Bundesländer dennoch nur einen Platz im Mittelfeld. Etwa 42 Prozent der etwa 206.000 Grundschulkinder in Hessen nutzen nach Angaben des Kultusministeriums ein Betreuungsangebot am Nachmittag. Damit liegt Hessen unter dem in einer Prognos-Studie für das Bundesfamilienministerium ermittelten Bundesdurchschnitt. Laut der Untersuchung nutzen bundesweit 56 Prozent der Grundschulkinder nachmittags ein Betreuungsangebot.
Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass die neuen Bundesländer mit traditionell hohem Nachmittagsangebot den Durchschnitt deutlich nach oben heben. Auch in den Stadtstaaten gibt es aufgrund struktureller Vorteile mehr Angebote als in westlichen Flächenländern.