Jung und jüdisch: Aaron Serota (26) aus Frankfurt

Aaron Serota hat Wirtschaftswissenschaften studiert und arbeitet bei der Deutschen Bank im Anti-Korruptionsbereich.  Foto: René Vigneron  Foto: René Vigneron

Ich bin in Frankfurt geboren und komme aus einer traditionsbewussten Familie: Ich habe den jüdischen Kindergarten besucht, die jüdische Grundschule, das jüdische...

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. Ich bin in Frankfurt geboren und komme aus einer traditionsbewussten Familie: Ich habe den jüdischen Kindergarten besucht, die jüdische Grundschule, das jüdische Jugendzentrum und mit 13 Jahren Bar-Mizwa gefeiert. Ab der 5. Klasse bin ich auf eine nichtjüdische Schule gegangen, wo ich ganz selbstverständlich christliche und muslimische Freunde hatte – multikulti eben. Mit 16 begann ich, mich verstärkt mit meiner jüdischen Identität auseinanderzusetzen. Eine Konsequenz daraus war, dass ich mich seither intensiv für die junge Generation engagiere: zuerst im Jugendzentrum, wo ich für Kinder Ausflüge und Programme organisierte, die sie mit jüdischer Geschichte, Kultur und Traditionen vertraut machten, danach beim Ernst-Ludwig-Ehrlich Studienwerk, von dem ich ein Stipendium erhielt, sowie bei Hillel, das ist die weltweit größte jüdische Studierenden-Organisation. 2017 wurde ich in den Vorstand der Jüdischen Studierendenunion Deutschlands gewählt.

Mich treibt vor allem eines an: der Wunsch, dass sich deutschlandweit junges jüdisches Leben etabliert, und dass es gerade für die Jungen Angebote und Anlaufstellen gibt, die sie in ihrem Jüdischsein bestärken. Für mich persönlich schwanke ich manchmal, ob ich tatsächlich in Deutschland bleiben möchte. Ich war oft in den USA: Dort ist jüdisches Leben sehr integriert. Für mich hat es den Anschein, dass jüdisches Leben dort selbstverständlicher und freier ist. Ich frage mich, ob meine Kinder in den USA nicht vielleicht offener und unbelasteter aufwachsen als hier. Von klein auf bin ich es gewohnt, dass jüdische Einrichtungen bewacht werden müssen. Dazu der sich immer lauter gebärdende Antisemitismus. In den Medien wird dann wild spekuliert, ob der nun von rechts, links oder von den Zuwanderern kommt. Dabei war der Antisemitismus doch nie wirklich weg. Dies wird oft ausgeblendet. Wegen Syrien oder Jemen geht hier kaum jemand auf die Straße, aber gegen Israel werden Demos organisiert und unter dem Vorwand der Israel-Kritik werden antisemitische Ressentiments gepflegt. Deshalb ist es für mich umso wichtiger, zu zeigen, dass auch hierzulande ,normales‘ jüdisches Leben möglich sein muss. Dass wir unser Judentum ganz selbstverständlich zelebrieren und Flagge zeigen können.“