Spanien ist amtierender Weltmeister und dominierte die letzten großen Turniere nach Belieben. Der Jahrhundert-Jahrgang um Casillas, Xavi, Iniesta und Villa gehört auch in Brasilien zu den Favoriten. Wohin die Reise geht, könnte schon die erste Partie gegen den Finalgegner von 2010 zeigen.
Spanien ist amtierender Weltmeister. 2010 in Südafrika feierten die Iberer den Titel. Archivfoto: dpa
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Von Peter Becker
Seit nunmehr acht Jahren beherrschen die Ballkünstler von der Iberischen Halbinsel (knapp 505.000 Quadratkilometer) den Fußball auf der Welt. Das Team um Torwart-Legende Iker Casillas zeigte seine Dominanz erstmals in der Qualifikation zur EM 2008 mit 16 ungeschlagenen Spielen in Folge. Bei der EM-Endrunde galt Spanien als das mit Abstand beste Team des Turniers. Ungeschlagen kam das Team ins Finale gegen Deutschland.
Die spanische Mannschaft, "La Roja" genannt, begann nervös, die DFB-Elf startete vergleichsweise stark, doch nach zehn Minuten dominierte Spanien und kam zu einigen Chancen, während der deutschen Mannschaft einige Fehlpässe unterliefen. In der 15. Minute fälschte Metzelder einen Schuss von Iniesta ab - fast ein Eigentor. Sergio Ramos flankte in der 23. Minute auf Torres, dessen Kopfball an den Pfosten ging. Die Schwächephase der deutschen Mannschaft führte in der 33. Spielminute zum 0:1 durch Fernando Torres. In der zweiten Hälfte erarbeitete sich Spanien noch mehr Spielanteile und kam durch einen schnellen Spielstil noch zu weiteren Chancen. Am Ende blieb es beim 1:0-Sieg und dem ersten großen Titel seit 1964.
Technische Vorteile
Verantwortlich für den Erfolg war vor allem die technische Qualität der spanischen Spieler, ihr "Tiki-Taka" genanntes Kurzpassspiel sowie die Fähigkeit, selbst unter enormem Druck den Ball zu behaupten. Zum besten Spieler des Turniers wurde Xavi vom FC Barcelona gewählt, in der offiziellen Mannschaft des Turniers waren von 23 Spielern allein neun aus Spanien. Casillas, Iniesta, Fabregas, Torres und Villa spielten sich in die Herzen der Fans.
Bei der WM 2010 in Südafrika war Spanien der Topfavorit. Obwohl das Auftaktspiel gegen die Schweiz mit 0:1 verloren ging, marschierte der Europameister mit nahezu identischem Kader auch ins WM-Finale und schlug dort die Niederlande mit 1:0 nach Verlängerung. Spanien war erstmals in der Geschichte Fußball-Weltmeister.
Ausnahmezustand in Madrid
In der Heimat waren 47 Millionen aus dem Häuschen, selbst König Juan Carlos I. konnte seine Freude nicht verbergen, in der Hauptstadt Madrid (etwa 3,3 Millionen Einwohner) herrschte Ausnahmezustand. Doch der spanischen Dominanz tat der Erfolg keinen Abbruch. Vielmehr gelang, was vorher noch keiner Nation gelungen war: Das Land verteidigte 2012 in Kiew seinen EM-Titel mit einem 4:0 im Finale gegen Italien in höchst beeindruckender Form. Den ersten großen Titel hatten die Iberer 1964 bei der EM im eigenen Land mit einem 2:1 gegen die UdSSR geholt. Ab Mitte der 1980er gewann Spanien im Jugendbereich bis dato unzählige Titel - ein Grundstein für den Erfolg des 2008er Teams von Luis Aragonés und die Kader seines Nachfolgers Vicente del Bosque.
"El Clasico" weltbekannt
Der spanische Fußballverband (RFEF - Real Federación Española de Fútbol) wurde 1909 gegründet und 1913 unter der Ehrenpräsidentschaft von König Alfonso XIII. geadelt. Am 27. Juli 1914 erfolgte die Aufnahme in die Fifa. Zu den berühmtesten Spielen auf der Welt zählt "El Clasico", das Aufeinandertreffen der erfolgreichsten Klubs aus den beiden Metropolen Spaniens, Real Madrid gegen FC Barcelona.
Ausgerechnet gegen den Finalgegner der WM 2010 in Südafrika steigt der Titelverteidiger in Brasilien in das Turnier ein. Neben der Niederlande sind auch Chile und Australien auf dem Weg ins Achtelfinale zu bezwingen. Gelingt dem Jahrhundert-Jahrgang gar die Titelverteidigung?
Im nächsten Beitrag widmen wir uns den Niederlanden.