Zwölfter Winter infolge laut Deutschem Wetterdienst zu warm

Der Deutsche Wetterdienst zieht Bilanz: Auch der Winter 2022/23 war viel zu mild und zudem noch recht trocken. Das passt zu den Vorjahren und zeigt: Der Klimawandel ist da.

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Mainz/Offenbach. Ein paar frostige Nächte Ende Februar machen noch keinen Winter: Auch 2022/23 war die kalte Jahreszeit in Deutschland viel zu mild. Das zeigen die Zahlen des Deutschen Wetterdienstes (DWD), der am Montag seine vorläufige Winterbilanz vorgelegt hat. Der allgemeine Trend hat sich damit verfestigt. „Deutschland erlebte den zwölften zu warmen Winter in Folge. Der Klimawandel lässt nicht locker“, interpretiert DWD-Sprecher Uwe Kirsche die Zahlen.

Auf ganz Deutschland bezogen, lag die Wintertemperatur 2022/23 bei plus 2,9 Grad Celsius und damit 2,7 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuelleren Periode 1991 bis 2020 betrug die Abweichung nach oben immer noch 1,5 Grad. Die kälteste Phase des vergangenen Winters erlebte Deutschland gleich zu Beginn: Mitte Dezember blieb das Thermometer vielerorts auch tagsüber unter Null, einige Nächte gab es zweistellige Minusgrade. Zum Jahreswechsel herrschten dann Rekordtemperaturen, am Silvestertag wurden in der Spitze deutlich über 20 Grad erreicht.

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„Es gab kaum Flachlandwinter, Winterfreunde kamen lediglich im höheren Bergland auf ihre Kosten”, erläutert DWD-Sprecher Kirsche das Wetter der vergangenen Monate. Mit rund 160 Stunden lag die Sonnenscheindauer von Dezember bis Februar etwa fünf Prozent über dem Sollwert von 153 Stunden des Zeitraums 1961 bis 1990. Im Vergleich zur Periode 1991 bis 2020 (170 Stunden) gab es dagegen ein Minus von sechs Prozent.

Winter 2022/23: In Rheinland-Pfalz war er deutlich zu trocken

Mit einem Durchschnittswert von rund 170 Liter pro Quadratmeter war der Winter deutschlandweit etwas zu trocken, wobei es starke regionale Abweichungen gibt. So fielen in Schwarzwald, Harz und Sauerland örtlich über 500 Liter auf den Quadratmeter, in der Oberrheinischen Tiefebene an einigen Messstellen nicht einmal 70 Liter. Für die Referenzperioden stehen 181 Liter (1961 bis 1990) und 190 Liter (1991 bis 2020) in den Statistiken.

Zu den Bundesländern mit einem deutlichen Niederschlagsdefizit gehört Rheinland-Pfalz: Landesweit wurden im Schnitt 160 Liter Regen pro Quadratmeter gemessen – gegenüber 200 Liter in der Periode 1961 bis 1990. Verantwortlich für das deutliche Defizit ist vor allem der ungewöhnlich trockene Februar. Das Temperaturmittel lag in Rheinland-Pfalz bei plus 3,4 Grad und damit 2,5 Grad über dem Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990. Die Sonne schien im Schnitt 175 Stunden – und damit deutlich länger als im langjährigen Mittel (152 Stunden).

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Das Niederschlagsdefizit könnte noch zum Problem werden, weil die Regeneration des Grundwassers in den Wintermonaten stattfindet. Hinzu kommt, dass die Sommerdürre des Vorjahres in Rheinland-Pfalz und in Teilen Hessens besonders ausgeprägt war. Die Hoffnung war deshalb, dass sich die Böden in den Wintermonaten wieder mit Wasser vollsaugen können. Immerhin sind die oberen Schichten der Böden derzeit recht gut durchfeuchtet, das lässt die aktuelle Deutschlandkarte des DWD zur Bodenfeuchte erkennen. Sollte dem zu trockenen Winter jedoch ein regenarmer Frühling folgen, drohen erneut massive Probleme im Sommer.

In Hessen hat es in diesem Winter mit durchschnittlich 173 Liter zwar etwas mehr geregnet als in Rheinland-Pfalz, allerdings liegt auch dieser Wert klar unter dem Mittelwert früherer Perioden (193 Liter). Die Sonne schien im hessischen Winter mit 145 Stunden ein bisschen länger als im langjährigen Mittel (136 Stunden), das Temperaturmittel betrug 3,0 Grad (Referenzwert: 0,3 Grad).