Breidenbachs Woche: Siggi auf die Bank

Über Gabriels neue Berufung macht sich Reinhard Breidenbach seine Gedanken. Foto: Axel Heimken/dpa

Einst beaufsichtigte Gabriel die SPD und stand vor dem Abgrund. Geht er jetzt einen Schritt weiter?

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. Die Fußballersprache kennt sehr anschauliche Beschreibungen für das, was gerade der Deutschen Bank passiert, wobei es nicht um die Coach-Couch für Jogis Reservisten am Rande von Länderspielen geht, sondern um das Geldinstitut. Der Liverpooler Trainergott Jürgen „Kloppo“ Klopp, vormals Mainz 05, sagt: Sometimes one comes to the other, also: Wenn die Waschmaschine kaputt geht, verreckt am nächsten Tag auch der Trockner. Der 1990-er Weltmeister Andy Brehme drückte es einst noch fassbarer aus: Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß. Die Deutsche Bank vermeldet jetzt einen Jahresverlust von fast 6 Milliarden Euro. Nun, dafür müsste Kloppo fast zehn Jahre arbeiten, aber die Deutsche Bank kann so ein Minus noch irgendwie verkraften, denn da zählt halt einfach die Erfahrung. Sie machen seit Jahren Miese. Wahrscheinlich drucken sie im Keller nachts heimlich immer die Kohle nach, wenn sie sie tagsüber oben für die Vorstände als Boni mit vollen Händen raushauen, trotz Milliarden-Verlusten. Aber noch viel gravierender ist dies: Sie bekommen einen neuen Aufsichtsrat, und der heißt Sigmar Gabriel! Der war mal SPD-Vorsitzender und Außenminister (Willy Brandt hat sich wahrscheinlich im Grab umgedreht), auch das Wirtschafts- und Energieressort war vor Gabriel nicht sicher, Stromlinien-Siggi nennen wir ihn deshalb.

Die Sozialdemokraten hat Siggi fast kleingekriegt, ob die Deutsche Bank ihn übersteht, wer weiß. „Rote Rosen, rote Lippen, roter Wein“ heißt ein Schlager, den in den 50er Jahren ein gewisser René Carol sang, ein Mann, der über sich selbst sagte: „Ich bin völlig verrückt nach Autos, Alkohol und Frauen.“ Also alles okay. Nicht okay ist „Rote Zahlen, rote Köpfe, rote Pein.“ Das trifft zwar sowohl für die SPD zu als auch für die Deutsche Bank. Ob diese Parallelität aber dafür reicht, dass Aufsichts-Siggi die Deutsche Bank rettet, nachdem er die Deutsche Sozialdemokratie alles andere als gerettet hat, ist sehr ungewiss. Wobei man der Ehrlichkeit halber sagen muss, dass die Deutsche Sozialdemokratie noch ungleich schwerer zu retten ist als die Deutsche Bank.

Harter Übergang: Hotel. Wir lesen den Begriff „Boxhotel“. Wir kannten ihn bislang durch die Konstellation, dass man sich im Hotel manchmal zur Hotelbar durchboxen muss. Hier ist der Zusammenhang aber „Box“ im Sinne von Schachtel. Wir lesen: „Die Mini-Zimmer erinnern an ein Schlafwagen-Abteil im Zug, allerdings fehlen Fenster.“ Quatsch. Was im Vergleich zu Schlafwagen fehlt, ist die Zug-Verspätung! Auch die Warnrufe müssen andere sein, statt „zurückbleiben an der Bahnsteigkante“ „zurückbleiben an der Bettkante“, letzteres ist natürlich trauriger als ersteres. Die ersten dieser Hotels gab es in den 70-er Jahren in Japan, sogenannte Bonsai-Harakiri-Kammern. In Deutschland will jetzt der 54-jährige Oliver Blume in Hannover mit dieser Hotel-Art durchstarten, wobei der alte Slogan „lasst Blume(n) sprechen“ in neuem Licht erscheint. Die Hannoveraner Behörden wollen aber keine Boxhotels. Dabei dachten wir, die hätte es in Hannover schon früher gegeben und Gerd Schröder hätte in ihnen Zuflucht gesucht, als seine dritte Frau Hillu ihn wegen seiner späteren vierten Frau Doris rauswarf. Mittlerweile ist Gerd ja bei Ehefrau Nummer 5 angelangt, der Südkoreanerin Soyeon Kim, und ob das im Zusammenhang mit einer Bonsai-Harakiri-Kammer steht, wer weiß.