Bares für Rares: Die Rekordverkäufe der Show

Dr. Heide Rezepa-Zabel und Horst Lichter

Ob langjährige Wertanlage oder unbedachter Trödelkauf auf dem Flohmarkt: Bei „Bares für Rares“ bescherten teils ungewöhnliche Exponate ihren Besitzern ein wahres Vermögen. 

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Mainz. Die Händlerkarte - sie ist das begehrte Eintrittsticket in den Verkaufsraum und vor den Tresen der deutschlandweit bekannten TV-Antiquitätenhändler. Hier treffen Bieterschlachten auf große Enttäuschungen. Nicht immer kommt es zum großen Deal, gerade wenn die Erwartungen der angereisten Verkäufer nicht erreicht werden. Und doch sorgt die ZDF-Show seit Jahren für Überraschungen und setzt neue Grenzen – gerade bei den Verkaufssummen.

Reliquie bricht alle bekannten Rekorde

Es sei die Nadel im Heuhaufen gewesen, sagte Händlerin und Schmuckexpertin Susanne Steiger, als sie 2019 ein pontifikales Brustkreuz in den Händen hielt. Die unscheinbaren Besitzerinnen, Mutter Cosima und Tochter Stephanie, nahmen damals an der Show teil, um den Händlern das Erbstück anzubieten. Das mit 40-karätigen Diamanten besetzte Kreuz aus dem 17. Jahrhundert wies nicht nur auf einen päpstlichen Hintergrund hin, es beinhaltete als Reliquie auch Holzsplitter, die vom echten Kreuz Jesus stammen sollen. Für Expertin Heide Rezepa-Zabel war schnell klar, dass es sich um eine echte Sensation handele. Der Materialwert des aus Gold versetzten Rahmens und der Diamanten wurde bereits auf 17.000 Euro geschätzt. Durch den Seltenheitswert wurden für das Erbstück im Rahmen der Expertise sogar 60.000 bis 80.000 Euro vorgeschlagen. Den Zuschlag erhielt kurz darauf Juwelierin Steiger, die das Kreuz für 42.000 Euro erwarb. Ein Allzeit-Rekord für „Bares für Rares“.

Oldtimer sorgt für emotionalen Verkauf

Einen ähnlich hohen Betrag und noch mehr Tränen gab es bei Gerd Kirstein aus Marl beim Verkauf seiner Isabella. Das Cabriolet der Marke Borgward aus dem Jahr 1961 brachte dem Autoliebhaber 35.000 Euro. 20 Jahre nachdem er das Auto für 7.000 DM gekauft und aufwendig restauriert hatte. Das Geld sollte seinem neuen Hobby, der Bootsfahrt, zugutekommen. Nach Verhandlungen und telefonischer Unterstützung durch einen Kollegen sicherte sich Händler und Auktionator Wolfgang Pauritsch den Oldtimer. Der Abschied fiel dem Autoliebhaber sichtlich schwer, sorgte mit insgesamt 70 gestapelten 500 Euro-Scheinen aber für die höchste Summe, die bei „Bares für Rares“ auch wirklich bar über den Tresen übergeben wurde.

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Unikat des Expressionismus mit Sensationspreis

Freudentränen dagegen bei Marlies, die ein Gemälde des expressionistischen Malers Otto Müller zum Verkauf stellte. Das Bild aus dem Jahr 1920 gehörte zum Zeitpunkt des Drehs einer älteren Freundin, sie übernahm in der Sendung den Verkauf.  Schon bei der Schätzung erkannten die Experten die Einmaligkeit des Gemäldes, das untypisch für den Maler koloriert wurde. Schließlich ging das Unikat an Jung-Händler Fabian Kahl, der es Marlies für 30.500 Euro abkaufte. „Das wird mir meine Freundin niemals glauben, dass das so viel Geld geworden ist“, schwärmte die Verkäuferin damals.

Unscheinbarer Trödelfund auf Schloss Johannisberg

Für die wohl kurioseste Investition sorgte allerdings 2021 ein ungewöhnliches Trinkgefäß beim Fernseh-Spezial auf Schloss Johannisberg im Rheingau. Hauswirtschafterin Sabine Riemer präsentierte einen aus Silber geschmiedeten Kovsh aus Russland – ohne den genauen Hintergrund zu kennen. Doch Expertin Rezepa-Zabel konnte aufklären. Beim Gefäß handelte es sich um ein kunstvolles Ehrengeschenk des kaiserlichen Hofes, genauer gesagt von Katharina der Großen, und stammte aus dem Jahr 1763. Statt in einem Museum oder dem Moskauer Kreml stand die Rarität auf dem Trödeltisch eines Flohmarktes und wurde für gerade einmal fünf Euro erworben. Da staunte auch Moderator Horst Lichter nicht schlecht: „Das waren die besten fünf Euro, die Sie je ausgegeben haben“. So historisch das Stück, so historisch der Verkaufspreis: Stolze 29.000 Euro erhielt die Riemer von Händler Daniel Meyer und zementierte damit den wohl höchsten Gewinn für einen Kandidaten in der TV-Show.

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Verkäufer lehnt absolutes Rekord-Angebot ab

Dass es bis heute keinen höheren Rekord gibt, lag vor allem an Jürgen Fröhlich aus Hannover. Der Rentner und sein feuerroter Mercedes SL 190 besuchten die Händlerrunde bereits 2017. 43 Jahre war das Auto zu diesem Zeitpunkt in seinem Besitz. Er wollte mindestens 100.000 Euro für sein Gefährt, die Händler stiegen allerdings nach und nach aus. Und auch das höchste jemals bei „Bares für Rares“ getätigte Gebot von 95.000 Euro von Juwelierin Susanne Steiger sollte nicht ausreichen. Fröhlich stieg wieder in sein Auto und dieses wechselte trotz Rekordangebot ausnahmsweise mal nicht den Besitzer.