Meine Wochenschau: Der Impfstart in Wiesbaden

Die Wochenschau von WK-Reporterin Eva Bender. Foto: VRM
© VRM

Warum Geduld und Zusammenhalt zur Bekämpfung der Pandemie weiterhin wichtig sind und wir trotzdem zuversichtlich nach vorne blicken können.

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WIESBADEN. Nach und nach kamen sie am Sonntag auf die „Impfstation“ der Helios-Dr.-Horst-Schmidt-Kliniken (HSK) – um sich als einige der ersten Menschen in der Stadt gegen Corona impfen zu lassen: Ärzte und Pflegekräfte der Intensiv- und Covidstationen. Bald bildete sich eine lange Schlange in grüner, blauer Arbeitskleidung und weißen Kitteln. Es sind die Menschen, die mit ihrem Einsatz seit Wochen dafür sorgen, dass das Gesundheitssystem den hohen Patientenzahlen standhält – trotz der unglaublich großen Arbeitsbelastung auf den Stationen und trotz Ansteckungsgefahr.

Glücklicherweise lassen sich viele Wiesbadener impfen

Jetzt stehen sie wieder in der ersten Reihe. Die einen freuen sich darüber, durch diese Impfung endlich mehr Sicherheit zu haben. Andere sind eher zögerlich: Will man wirklich zu den Ersten gehören, die so einen neuen Impfstoff erhalten? Diesen Gedanken äußern auch einige über 80-Jährige – sie sind die zweite Gruppe, die in Wiesbaden seit Sonntag geimpft wird. Glücklicherweise entscheiden sich viele von ihnen trotzdem dafür. Sowohl in Kliniken als auch in Heimen sei die Impfbereitschaft hoch, sagt das Gesundheitsamt.

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Für die allermeisten Wiesbadener verändert der Impfstart noch nichts. Zu klein sind bisher die Impfstoffmengen. Sogar den meisten über 80-Jährigen ist noch nicht klar, wann sie mit ihrer Impfung an der Reihe sind. Da ist mal wieder viel Geduld gefragt, wie so oft seit Beginn der Pandemie. Das gilt auch für diejenigen, die im nächsten oder übernächsten Schritt mit der Impfung an der Reihe wären, die ebenfalls älter sind oder eine Vorerkrankung haben. Und die bisher noch gar nicht absehen können, wann es soweit ist.

Dass nun aber mit jedem Tag mehr Menschen an kritischen Stellen im Klinikbetrieb – und immer mehr hochbetagte Bewohner von Pflegeheimen geimpft sein werden, ist für uns als Gesellschaft trotzdem sehr wichtig. Weil wir wissen, dass diese besonders gefährdeten Gruppen Schritt für Schritt geschützt werden. Weil das zusätzlich heißt, dass die Gefahr von Ausbrüchen in Krankenhäusern und Heimen sinken wird. Und weil das unsere kritische Infrastruktur entlastet.

Und so ist es nur folgerichtig, dass sich Wiesbaden diese Woche für einen Alleingang entschieden hat. Wie berichtet, wollte das Land zunächst nur das Personal in den koordinierenden Krankenhäusern (in Wiesbaden: die HSK) impfen lassen. In Wiesbaden sieht man das aber anders und hat bestimmt, dass auch an St.-Josefs-Hospital und Asklepios-Paulinenklinik Impfstoff geliefert werden soll. Auch sie leisten ihren Teil in der Covid-19-Patienten-Versorgung. Warum also Unterschiede machen?

Die Pflege verdient es, dass sich in 2021 etwas ändert

Apropos Unterschiede: Im Frühjahr haben die Pflegekräfte viel Beifall bekommen. Damals saßen der erste Schreck der Pandemie und die Bilder aus Italien noch allen in den Gliedern. Im Herbst und Winter, als die Fallzahlen auf den Stationen dramatisch stiegen, schienen viele Menschen nach einem kräftezehrenden Pandemiejahr zu müde für Applaus. In 2021 dürfen wir den Einsatz des Pflegepersonals aber nicht vergessen. Die Pflege verdient es, dass sich ihre Arbeitsbedingungen nun endlich nachhaltig und spürbar verbessern.

Was wir ebenfalls nicht vergessen dürfen, ist die Situation vieler älterer Menschen in Wiesbaden. Denn die über 80-Jährigen leben eben nicht nur in Wiesbadens Heimen, sondern auch in den eigenen vier Wänden. Und die sind in 2020 mitunter sehr einsam geworden. Die Gründe, das Haus zu verlassen, wurden immer rarer. Vielleicht ruft man also einfach mal wieder bei den Nachbarn an – und fragt, wie es so geht. Zusammenhalt ist auch 2021 weiterhin gefragt.