Schunkeln unter Schutz: Polizei stockt für Fastnachtsumzüge in der Region Personal auf
Mehrere tausend Polizisten sollen an den Fastnachtstagen im Rhein-Main-Gebiet und in Südhessen dafür sorgen, dass die Narren ausgelassen und ohne Störungen feiern können. Sowohl Hessen als auch Rheinland-Pfalz setzen auf eine starke Polizeipräsenz und gegenseitigen Austausch.
Von Dominic Schreiner
Polizisten im Einsatz bei der Fastnacht in Mainz. Archivfoto: dpa
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
REGION - Mehrere tausend Polizisten sollen an den Fastnachtstagen im Rhein-Main-Gebiet und in Südhessen dafür sorgen, dass die Narren ausgelassen und ohne Störungen feiern können. Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz geht von einem friedlichen Verlauf aus und hofft, „dass in diesem Jahr auch das Wetter mitspielt und dann am Rosenmontagabend am Schillerplatz (in Mainz) eine gute Party abgeht“, wie der SPD-Politiker bei der Vorstellung von Leitlinien zur Einsatzplanung der Polizei bei insgesamt mehr als 1000 Fastnachtsveranstaltungen in Rheinland-Pfalz sagte.
Das Sicherheitskonzept für den Fastnachtstrubel wurde in den Städten der Region nach den mit einem Lkw verübten Terroranschlägen in Nizza und Berlin weiter angepasst, um auf alle kritischen Situationen vorbereitet zu sein. So gilt in der Fastnachtshochburg Mainz an zwei Tagen – Fastnachtssamstag und Rosenmontag – erstmalig ein Fahrverbot für Kfz ab 3,5 Tonnen Gewicht.
An diesen zwei Tagen finden große Umzüge in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt statt, allein zum Rosenmontagszug werden gut 500.000 Zuschauer erwartet. Ein lohnendes Ziel für etwaige Terrorattacken? „Warum sollte jemand ausgerechnet unseren Zug angreifen?“, fragt sich der Mainzer Polizeidirektor Achim Zahn.
Keine konkreten Hinweise, dennoch stark aufgerüstet
Dennoch haben die Sicherheitskräfte für die Höhepunkte des närrischen Treibens ordentlich aufgerüstet: mehr Beamte im Einsatz – darunter auch Spezialeinheiten in Zivil–, massive und mobile Absperrungen gegen mögliche Attacken mit schweren Fahrzeugen, verstärkter Einsatz von Videoüberwachung. Und sogar ein Drohnenflugverbot über der Mainzer Innenstadt wurde für die tolle Zeit zwischen Altweiberdonnerstag und Fastnachtsdienstag ausgesprochen, was allerdings nicht mit der Angst vor möglichen Anschlägen zu tun haben soll.
Wie in vielen Städten der Region findet auch der Frankfurter Fastnachtszug am Sonntag unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen statt. Erstmals wird der Veranstalter an verschiedenen Zufahrtsstraßen Betonpoller aufstellen lassen. Insgesamt 62 der rund 2,2 Tonnen schweren Poller werden an acht verschiedenen Zufahrten aufgestellt. Die Sicherheitskosten steigen nach Angaben des Veranstalters um 30.000 bis 40.000 Euro im Vergleich zu 2015.
Behörden tauschen sich aus
Darüber hinaus stehen die Sicherheitsbehörden nach eigenem Bekunden in einem permanenten Informationsaustausch. Bisher sei aber klar: Es ist keine konkrete Gefährdung für die Fastnachtsveranstaltungen in Sicht, so die einhellige Meinung von Behörden von Verfassungsschutz bis hin zu den Landeskriminalämtern.
Doch auch der einzelne Narr wird die verschärften Sicherheitsbedingungen am eigenen Leib zu spüren bekommen. In Mainz zum Beispiel dann, wenn er sein Kostüm mit einer sogenannten Anscheinswaffe garniert. Also Spielzeugwaffen oder auch falschen Sprengstoffgürteln, die wie echte aussehen. „Die machen uns nervös“, sagt Zahn, „Personen, die mit sowas unterwegs sind, müssen mit entsprechenden Reaktionen rechnen.“
-----
Wiesbaden:
(hz). Wie schon beim Sternschnuppenmarkt im Dezember werden in den Wiesbadener Straßen, die auf die Zugstrecke am Fastnachtssonntag münden, Lkw-Sperren eingerichtet. Zusätzlich gilt in der Innenstadt im „Umfeld des Veranstaltungsbereichs“ zwischen 12 und 17 Uhr ein generelles Fahrverbot für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen, „um die Gefahren eines Anschlags mittels eines Großfahrzeugs bekämpfen zu können“, wie es aus dem Ordnungsamt heißt. Die Verfügung betrifft die Emser Straße, die Schwalbacher Straße, Röder- und Taunusstraße. Die Polizei wird die Einhaltung des Fahrverbots kontrollieren. Das Sicherheitskonzept sieht acht Stellen vor, an denen der Zug im Notfall aus- und umgeleitet werden kann. Zudem wird eine deutlich verstärkte Zahl von Ordnern auch privater Sicherheitsdiensten an der Strecke eingesetzt.
Südhessen:
(reh). 111 Zugnummern, bis zu 80.000 Zuschauer: Der Umzug in Dieburg am Fastnachtsdienstag ist der größte in Südhessen. Die Polizei fühlt sich gut vorbereitet. Sie setzt mehr Beamte ein als sonst, die von Bereitschaftspolizisten unterstützt werden. Zahlen werden nicht genannt. Nach Auskunft eines Sprechers werden manche Polizisten mit Maschinenpistolen unterwegs sein, zwecks Abschreckung. Das Gleiche gilt für die Umzüge am Sonntag: den Darmstädter AEWG-Umzug, den die Karnevalsvereine von Arheilgen, Erzhausen, Wixhausen und Gräfenhausen gemeinsam auf die Beine stellen und den Umzug in Heppenheim. Die Besucher der Narren-Zusammenkünfte müssen auch auf Taschenkontrollen gefasst sein, das werde man stichprobenartig machen. Ansonsten empfiehlt die Polizei: Einfach feiern.
Frankfurt:
(reh). Frankfurt stellt Betonsperren auf wie auch schon beim Museumsuferfest im August. An acht Stellen entlang des Umzugs am Faschingssonntag werden sie nach Auskunft einer Polizeisprecherin platziert, um zu verhindern, dass ein Auto oder Lastwagen in die Menge fährt. Bei gutem Wetter werden bis zu 300.000 Narren in Frankfurt erwartet. Abgesperrte Bereiche wie an Silvester werde es dagegen nicht geben, das sei bei einem Umzug schwierig. Gleiches gilt nach Angaben der Sprecherin für Taschenkontrollen: „Die Leute laufen ja herum, da weiß man nicht, wer schon einmal kontrolliert worden ist.“ Zahlen will die Sprecherin nicht nennen, aber: Es werden mehr Polizisten unterwegs sein, auch in in Zivil. Zusätzlich zeige man mit einem Wagen in der Nähe der Hauptwache Präsenz.
Mannheim/Ludwigshafen:
(dpa/wah). Mit Müllwagen als Durchfahrtsperre und Polizisten mit Maschinenpistolen will Mannheim den Fastnachtsumzug in der Stadt schützen. „Die Gefährdung ist zwar nur abstrakt, aber wir wollen bestmögliche Sicherheit“, sagte Polizeidirektor Dieter Schäfer. „Außerdem wird der Streifendienst ab 12 Uhr jede Lkw-Bewegung kontrollieren“, so der Polizeidirektor. „Es sind genug Augen im öffentlichen Raum unterwegs.“ Die Polizei setze zu der Veranstaltung am 26. Februar fast 100 Beamte zusätzlich ein und ziehe mögliche Störer kompromisslos aus dem Verkehr. „Wir werden sehr niederschwellig auf Dinge reagieren, die nicht lustig sind“, warnte Schäfer. Mannheim veranstaltet den sonntäglichen Umzug zusammen mit der Nachbarstadt Ludwigshafen. Die Polizei werde am Rande des Umzugs eine „deutlich höhere Präsenz“ als sonst zeigen. Die Veranstalter erwarten rund 300.000 Besucher zum Umzug unter dem Motto: „Egal ob hiwwe oder driwwe, wir sinn all gemeinsam jung gebliewwe.“