Nach Meldungen über möglichen Opel-Verkauf: Verunsicherung bei Belegschaft sitzt tief
Die Meldungen über ein mögliches Zusammengehen von Opel und dem französischen Autokonzern PSA haben sich am Dienstag auch in der Belegschaft des Rüsselsheimer Stammwerks wie ein Lauffeuer verbreitet. Bei einer Befragung vor den Werkstoren ergab sich ein Stimmungsbild, das vor allem von Überraschung und Verunsicherung kündet.
Von André Domes
Stellvertretender Redaktionsleiter Wiesbaden
Nach den Meldungen über einen möglichen Verkauf von Opel an Peugeot steht die Konzernzentrale am Adam Opel Haus in Rüsselsheim im Fokus der Medien. Foto: Vollformat / Volker Dziemballa
„Wie würde es Ihnen gehen, wenn ein direkter Konkurrent Sie übernehmen will?“, antwortete ein Mitarbeiter aus der Endfertigung auf die Frage nach seiner Einschätzung der Lage. Für ihn und auch seine Kollegen habe sich eine derartige Entwicklung keinesfalls abgezeichnet. In den vergangenen Wochen und Monaten habe man von der Konzernführung eher Erfolgsmeldungen vernommen. Die Nachricht über die Peugeot-Verhandlungen kenne man nur aus der Presse.
„Da können wir uns bei den Engländern bedanken“, sah ein anderer Opeler im Brexit einen der Hauptgründe für die erneuten Bestrebungen von General Motors, das Europageschäft abzugeben. Das Referendum der Briten zum Austritt aus der EU hatte nach Angaben des Opel-Managements wesentlich dazu beigetragen, dass die Marke nicht wie geplant 2016 die Gewinnzone erreichte.
Besonders tief sitzt die Verunsicherung bei all denen, die schon die Opel-Krise 2009 miterlebten und bei den vielen Mitarbeitern, die nach der Werksschließung in Bochum 2014 in Rüsselsheim weiterbeschäftigt wurden. „Das mit den TV-Teams vor den Werkstoren habe ich schon mal erlebt“, seufzte einer der ehemaligen Bochum-Mitarbeiter, „Da wissen wir ja alle, wie das dann gelaufen ist.“
Zu den Angehörigen des ehemaligen Werks Bochum gehört auch Paul Fröhlich, der sich damals als Vertrauensmann gewerkschaftlich für den Erhalt des Standortes stark gemacht hatte. „Die haben uns ja immer versprochen, dass nach der Schließung in Bochum erst einmal Ruhe ist und Opel gesund weitermachen kann. Was das wert war, sehen wir jetzt.“ Er persönlich nehme die Nachrichten sehr ernst und alle Opeler seien „gut beraten, mit allem zu rechnen“. Ganz überraschend sei die Entwicklung für ihn nicht gekommen, schließlich gebe es schon zahlreiche Kooperationsprojekte zwischen den beiden Konzernen. Es müsse jetzt darum gehen, dass sich die französischen und deutschen Arbeitnehmer im Kampf um Arbeitsplätze nicht gegeneinander ausspielen lassen. Dass es soweit kommen wird, dafür sprechen für Fröhlich schon die Aufwärtsbewegungen der Aktienkurse der beiden Unternehmen: „Das geht doch eigentlich immer Hand in Hand.“