Affenpocken machen nach Europa nun auch den USA zu schaffen. Zudem wurden erste Infektionen bei Kindern gemeldet. Fragen und Antworten zur Virus-Infektion.
BERLIN/MAINZ. Der aktuelle Ausbruch der Affenpocken außerhalb Afrikas zieht weiter Kreise. Inzwischen verbreitet sich das Virus vor allem in den USA sehr schnell, aber auch Europa bleibt ein Hotspot. Weltweit gibt es laut der Datenwebseite „Global health“ mittlerweile mehr als 28.000 Fälle von Affenpocken. Die USA zählen dabei 7500 bestätigte Fälle, 4900 Fälle sind es bislang in Spanien und knapp 3000 Fälle in Deutschland. Die USA haben mittlerweile den nationalen Notstand wegen der Affenpocken ausgerufen, um Bundesmittel für die Bekämpfung des Virus freigeben zu können. New York und San Francisco hatten bereits ein paar Tage zuvor den Notstand ausgerufen.
In Deutschland liegt der Schwerpunkt der Affenpockeninfektionen vor allem auf Berlin. Allerdings verbreitet sich das Virus in allen Bundesländern. In Hessen gibt es bislang 142 bestätigte Fälle (der Schwerpunkt liegt hier mit 84 Fällen auf Frankfurt), in Rheinland-Pfalz 41 Fälle. Die Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz hat Ende Juli daher zu einer Online-Infoveranstaltung eingeladen, um Hausärzte, Gesundheitsämter und Beratungsstellen auf mögliche Affenpocken-Infektionen vorzubereiten. „Es scheint alles andere als ein Sommerlochthema zu sein“, erklärte Mathias Krell, Geschäftsführer der Landeszentrale. Im Folgenden beantworten wir einige Fragen zu der neuen Virus-Infektion:
Welche Symptome weisen auf Affenpocken hin? Betroffene klagen über Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen sowie geschwollene Lymphknoten. Meist kommt zuerst das Fieber und danach der charakteristische Hautausschlag. Dieser zeigt sich in Form von Flecken bis Pusteln, die mit der Zeit verkrusten und abfallen. Betroffen sind vor allem das Gesicht sowie die Handinnenflächen und Fußsohlen, aber auch am Mund oder im Intimbereich wird aktuell häufig ein Ausschlag beobachtet.
Wie schwer ist die Erkrankung? In der Regel wird bei der Affenpocken-Variante, die sich derzeit weltweit ausbreitet, von einer milden Erkrankung gesprochen. Trotzdem sprechen Betroffene zum Teil auch von einem schweren Krankheitsgefühl. Laut dem Leiter der immunologischen Ambulanz Koblenz, Dr. Ansgar Rieke, müssen in Deutschland fünf Prozent der Affenpocken-Patienten im Krankenhaus behandelt werden, etwa wegen Schmerzen oder massiven Lymphknotenschwellungen.
Gibt es auch Todesfälle? In der Regel verläuft die Erkrankung nicht tödlich, vor einer Woche gab es allerdings in Spanien die ersten beiden europäischen Todesfälle bei Affenpocken-Patienten. Auch in Indien wurde von einem Todesfall durch Affenpocken berichtet. „Die Erkrankung ist sicherlich nicht vergleichbar mit Covid, aber wir dürfen es auch nicht verharmlosen“, sagt Ansgar Rieke.
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Bleiben nach einer Affenpocken-Infektion Narben? Es sei davon auszugehen, dass sich nach einer Affenpocken-Infektion auch Narben bilden können, erklärt der Infektiologe Rieke. Genaues wisse man aber noch nicht. „Manchmal heilt die Erkrankung auch ohne Spuren aus“, sagt er.
Sind weiterhin nur Männer von Affenpocken betroffen? Vom aktuellen Ausbruch sind weiterhin vor allem Männer betroffen, die Sex mit Männern haben. Vereinzelt treten Infektionen aber auch bei Frauen auf. In den USA wird zudem von einzelnen Erkrankungen bei Kindern berichtet. In Deutschland listet das Robert Koch-Institut seit Kurzem zwei Infektionen bei Jugendlichen auf. In den Niederlanden wurde vor ein paar Wochen eine Affenpocken-Infektion bei einem Neunjährigen festgestellt – bislang ist völlig unklar, woher diese kam.
Wieviel Impfstoff gibt es? Insgesamt hat Deutschland in einer ersten Lieferung 40.000 Dosen des Impfstoffs Imvanex erhalten, weitere Lieferungen sollen im Laufe des Jahres folgen. Hessen hat davon 2000 Dosen zugeteilt bekommen, Rheinland-Pfalz 700. In Hessen wird durch die Gesundheitsämter geimpft, in Rheinland-Pfalz vor allem in HIV-Schwerpunktpraxen und Spezialambulanzen einiger Kliniken.
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Können Hausarztpraxen gegen Affenpocken impfen? Nein. Denn der Impfstoff muss bei minus 20 Grad gelagert werden. Abgesehen davon wird die Impfung nur für ganz bestimmte Zielgruppen empfohlen: Entweder nach direktem Kontakt mit einem Affenpocken-Infizierten (am besten in den ersten vier Tagen) oder für Männer, die häufig wechselnden Sex mit anderen Männern haben.
Wie kann man sich anstecken? Vor allem bei längerem engen Körperkontakt ist eine Ansteckung mit Affenpocken möglich. Insbesondere die Krusten der Pusteln sind sehr infektiös. Aber auch eine Tröpfcheninfektion ist möglich oder eine Infektion durch kontaminierte Gegenstände. So ist zum Beispiel eine Infektion eines Saunabesuchers bekannt geworden, der ein Handtuch vertauscht hatte. So lange noch Hautveränderungen zu sehen sind, gilt man als ansteckend. Aber auch danach wird für mehrere Wochen die Nutzung von Kondomen beim Sex empfohlen.
Alle Infos zu Affenpocken finden Sie in unserem Dossier.