Fall Susanna: Die Festnahme von Ali B. durch kurdische Spezialeinheit in Zakho
Um zwei Uhr Ortszeit schlugen die kurdischen Sicherheitskräfte zu. Ali B., der in Deutschland gesuchte mutmaßliche Mörder der 14-Jährigen Susanna aus Mainz, leistete offenbar keinen Widerstand.
Von Markus Lachmann
Reporter Politikredaktion Mainz
Der Tatverdächtige Ali B. Foto: dpa
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ERBIL / LONDON / MAINZ - Um zwei Uhr Ortszeit schlugen die kurdischen Sicherheitskräfte zu. Ali B., der in Deutschland gesuchte mutmaßliche Mörder der 14-Jährigen Susanna aus Mainz, leistete offenbar keinen Widerstand bei seiner Festnahme.
Die kurdische Spezialeinheit, die mit dem deutschen MEK (Mobiles Einsatzkommando) vergleichbar ist, schnappte den 20-jährigen Iraker am frühen Freitagmorgen in einem Hotel in Zakho, einer 350.000-Einwohner-Stadt im Norden des Irak, etwa anderthalb Autostunden von der kurdischen Hauptstadt Erbil entfernt an der Grenze zur Türkei. Dies berichtet der frühere Mainzer und Kurdistan-Experte Tobias Huch, der seit Tagen den Kontakt zu seinen kurdischen Netzwerken hielt.
Wie Huch sagt, soll Ali B. kein Kurde sein, sondern Araber. Die Familie soll gute Kontakte zur Baath-Partei des gestürzten Diktators Saddam Hussein gepflegt haben.
Es bleibt die Frage, warum Ali B. nicht Schutz in Bagdad gesucht hat. „Es war extrem dumm, dass er dorthin geflohen war“, findet Huch. Denn Zakho sei Einflussgebiet der KDP, der Demokratischen Partei Kurdistans. Die Araber in der Region wiederum unterstützen die kurdische Regierung. Die Deutschen haben traditionell gute Kontakte zu den Kurden. So hatte die Bundeswehr die kurdischen Peschmerga-Kämpfer im Kampf gegen die Terrormiliz „IS“ unterstützt. „Die Bundeswehr ist dort ausgesprochen beliebt“, berichtet Huch, der in London lebt und als Journalist arbeitet. Dies, obwohl die Kurden von der Bundesregierung wegen mangelnder Unterstützung beim Unabhängigkeitsreferendum 2017 massiv enttäuscht worden seien. Namentlich vom damaligen Außenminister Sigmar Gabriel.
Huch vermutet, dass der Kontakt in den Nordirak direkt über das Kanzleramt lief. Eine Schlüsselfigur dürfte seiner Meinung dabei der Botschafter der Autonomieregierung Kurdistans in Deutschland, Dilshad Barzani, gewesen sein.
Keine Infos über Geständnis bei deutschen Behörden
Ali B. soll am Samstagabend am Frankfurter Flughafen ankommen, mit einer Lufthansa-Maschine. Huch sagt, der Iraker könne froh sein, ausgeliefert zu werden. „In einem Gefängnis im Nordirak zu sein, kann sehr unangenehm werden“, so seine Einschätzung. Zumal sich auch im Gefängnis, das bei Erbil liegt, die Vorwürfe herumgesprochen haben dürften.
Nach Informationen dieser Zeitung soll Ali B. zunächst in Wiesbaden polizeilich verhört werden und am Sonntagmorgen dem Haftrichter vorgeführt werden. Danach könnte er in einem Hochsicherheitstrakt im Gefängnis in Frankfurt-Preungesheim untergebracht werden. Bis zu einer möglichen Anklage kann es dann noch einige Monate dauern. Von dem Geständnis, das Ali B. im Irak abgelegt haben soll, scheint der Justiz hierzulande nichts bekannt zu sein.