Darmstadt bekommt als erste Stadt im Rhein-Main-Gebiet das schnelle 5G-Funknetz.
Von Lars Hennemann und Prisca Jourdan
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DARMSTADT - Als erste Stadt in Rhein-Main bekommt Darmstadt das schnelle 5G-Funknetz. Wie Oberbürgermeister Jochen Partsch (Grüne) und Mathias Poeten, Leiter Service und Demand Management der Telekom, am Mittwoch bekannt gaben, sollen dazu bis zum Frühjahr insgesamt 18 Antennen an sechs Standorten im Stadtgebiet betriebsbereit sein. Bis voraussichtlich 2020 werden dort Verfügbarkeit und Datendurchsatz getestet. Danach soll der Testbetrieb - zumindest wenn es nach dem Willen des Oberbürgermeisters geht - möglichst nahtlos in einen Echtbetrieb übergehen. Das aber hängt nicht zuletzt von der Verfügbarkeit von Endgeräten und Empfängern ab. 5G-Endgeräte könnten in wenigen Wochen auf der Mobilfunkmesse in Barcelona vorgestellt werden.
Nach Berlin und Hamburg ist Darmstadt, das auch Digitalstadt Deutschlands ist, die bundesweit dritte Stadt mit 5G-Anbindung. Oberbürgermeister Partsch setzt vor allem auf das Thema Verkehr: „5G wird uns dank Informationsübermittlung in Echtzeit das vernetzte Fahren ermöglichen.“ Er kündigte an, dass Darmstadt im Juli 2019 eine teilautonome Straßenbahn vorstellen werde. Auch dafür benötige man das 5G-Netz. Gemeinsam mit den südhessischen Landkreisen wolle man 5G-Modellregion werden. Der Grünen-Politiker forderte insbesondere den Bund auf, bei 5G mehr Tempo zu machen: „In den USA und in Asien ist die Technik schon Realität.“
Klagen eingereicht
Allerdings könnte sich die Einführung erst einmal weiter verzögern: Die für den März geplante Versteigerung der für den neuen Mobilfunkstandard nötigen Frequenzen gerät in Gefahr. Der Mobilfunkkonzern Telefonica (O2) hat beim Verwaltungsgericht Köln einen Eilantrag eingereicht, durch den die Frequenzauktion bis zur Entscheidung über die Vergaberegeln aufgeschoben werden soll. Die Bundesnetzagentur hat nun zehn Tage Zeit für eine Stellungnahme.
Mit der Klage wehrt sich Telefonica vor allem gegen die mit der Frequenzvergabe verbunden Auflagen zur Versorgung in der Fläche („5G an jeder Milchkanne“) und zur Zusammenarbeit mit anderen Anbietern beim Roaming. Auch die Telekom und Vodafone haben Klagen eingereicht, bislang aber keine aufschiebende Wirkung beantragt.
Mathias Poeten mahnte, die Debatten um 5G und die Netzabdeckung nicht zu sehr zu vermischen: „Entscheidend ist, dass es überall bedarfsgerechte Signalstärken gibt. Das kann mal 4G oder eben 5G sein.“ Jochen Partsch warnte angesichts der bekannten Probleme in den Städten davor, die ländlichen Räume abzuhängen: „Wir müssen auch dort Wohnraum und Verkehrsanbindungen mobilisieren. Der Satz mit der Milchkanne war unbedacht.“
Technik
Das Darmstädter Testfeld basiert auf dem künftigen Standard 5G New Radio. Lieferant der Technologie ist dort Ericsson. Wegen des Datenschutzes in der Kritik stehende Unternehmen wie der chinesische Huawei-Konzern sind nicht beteiligt.