Stadt Darmstadt lässt Nilgänse an Woog und Mühlchen abschießen
Die Stadt macht ernst: Nil-, Kanda und Graugänse sind ab sofort zum Abschuss freigegeben. Oberbürgermeister Partsch nennt die Jagd auf die Gänse "Artenschutz".
Von Patrick Körber
Leiter Lokalredaktion Darmstadt und Südhessen
Nilgänse am Arheilger Mühlchen könnten ein kurzes Leben haben. Archivfoto: Torsten Boor
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DARMSTADT - Weil der Stadt dann doch offensichtlich der Kragen geplatzt ist, geht es den Nilgänsen an den selbigen. Am Mittwoch begann Darmstadt wieder damit, invasive Gänsearten zu jagen. Das teilte die Stadt mit.
Nachdem die Stadt selbst bilanziert, dass die bisherigen Vergrämungsmaßnahmen nicht zum Erfolg führten, sind nun Nil-, Kanada- und Graugänse zum Abschuss am Woog und im Arheilger Mühlchen freigegeben. Das entscheid Oberbürgermeister Jochen Partsch in Abstimmung mit dem zuständigen Dezernenten, Bürgermeister Rafael Reißer, und mit Vertretern aus Grünflächenamt, Ordnungsamt sowie dem Eigenbetrieb Bäder.
Um Jagd auf die invasiven Gänse machen zu können, war eine Ausnahmegenehmigung nötig, die die untere Jagdbehörde erteilt habe. Bereits im Januar hatte die Stadt einen Versuch unternommen, den Bestand durch Abschuss zu reduzieren. Die Ausbeute war bescheiden: Lediglich sechs Gänse waren geschossen worden.
Nach einer groben Zählung dürfte die Gänsekolonie am Woog mittlerweile aus gut 30 Vögeln bestehen. Weder das Tauschen der Eier noch ein Zaun zum Wasser hin konnten die Gänse vergrämen.
Nachdem die Beschwerden vor allem von Nutzern des Naturbadesees deutlich zugenommen haben und nach Aussagen von Reinhard Cuny, Vorsitzender der Woogsfreunde, auch die Besucherzahlen im Woog zurückgegangen sind, greift der OB nun durch: "Die maßgebliche Reduzierung invasiver Tierarten wie der Nilgänse in den städtischen Naturbädern und den Grün- und Erholungsflächen der Stadt ist das ein Ziel, das wir offensiv verfolgen müssen."
Die Verunreinigung mit dem Kot der Tiere sei eine Belastung für alle Bade- und Erholungsgäste. "Es ist schlicht nicht in Ordnung, wenn Kindern und Familien die naturnahe Erholung in unseren städtischen Anlagen durch die nicht hinnehmbare Zunahme an Gänsen verwehrt wird", sagt Partsch. Außerdem entstehe durch das Ausbleiben von Badegästen, etwa am Woog, zugleich ein messbarer finanzieller Schaden für die Kommune. Wie berichtet, hat die Verunreinigung des Kots durch Wildgänse auch zu einer Ausbreitung eines Saugwurms (Zerkarien) geführt, der zu unangenehmen Hautreizungen führen kann.
Die Stadt habe den ökologischen Auftrag, die weitere Ausbreitung gebietsfremder invasiver Arten und die damit einhergehende Verdrängung heimischer Wildtierarten einzudämmen und zu unterbinden, betont der Oberbürgermeister. Wie berichtet, fordert die EU-Verordnung zur Eindämmung invasiver Arten ein Vorgehen gegen die gebietsfremden Tiere. Nach Auskunft der Stadt ist diese Verordnung auch ins Bundesjagdgesetz eingeflossen (Paragraf 28a).
Allerdings finde diese neue Regelung in Bereichen außerhalb der Jagdbezirke, wie der Große Woog und das Arheilger Mühlchen, in denen die Jagd grundsätzlich ruhe, keinerlei Anwendung und eröffne der Stadt keine Handlungsmöglichkeiten, heißt es auf ECHO-Anfrage - daher die Ausnahmegenehmigung.
Der Abschuss, abgestimmt mit der Oberen Jagdbehörde in Kassel, geschehe "unter strenger Einhaltung der maßgeblichen jagdrechtlichen Vorschriften". "Das ist praktizierter Artenschutz", sagt Rathauschef Partsch. Ferner appelliert- die Stadt, auf keinen Fall Gänse in den Grünanlagen zu füttern. Dies führe zu einer weiteren Ausbreitung dieser Gänsearten.