Meine Woche: Mainzer Hintertürchen beim Energiesparen

Julia Krentosch ist Leiterin der Mainzer Lokalredaktion. Foto: VRM
© VRM

Warum der Mainzer Oberbürgermeister dem russischen Diktator trotzt, obwohl der das nicht mal mitkriegt.

Anzeige

MAINZ. Kaum eine Mainzer Woche war bisher so von der Frage bestimmt, wie wir Energie einsparen können, als diese. Die Landeshauptstadt muss den Gürtel enger schnallen, und das wird sie auch. Nächste Woche soll ein erstes Maßnahmenpaket geschnürt sein. Und gerade als wir uns die Frage stellen, ob wir zusätzlich zu den Abstrichen, die wir auch zu Hause werden machen müssen, im Winter auch noch mit kalten Sporthallen und Klassenzimmern, dunklen Straßen, geschlossenen Kinos oder Schwimmbädern konfrontiert sein werden, gibt sich der Mainzer Stadtchef kämpferisch.

Wir zeigen Stärke, indem wir nicht jedes Licht abdrehen, sagt er. Der russische Diktator soll den Mainzer Alltag nicht komplett bestimmen, das sagt er auch. Klingt trotzig. Ist es auch. Putin ist egal, welche Lampe Mainz jetzt genau brennend lässt, um sich gegen ihn zu behaupten. Es beeindruckt ihn nicht, er weiß es ja nicht einmal. Das wissen wir natürlich. Und der Mainzer OB weiß es auch. Und dennoch möchte er, dass wir diese Sätze hören. In der Hoffnung, dass sie genau das sind, was uns Mainzer gut durch den Winter bringt.

Verschiebung des Sommerlichter-Ersatzes vollkommen richtig

Wir haben gerade die Auswirkungen von Lockdown und der gesellschaftlichen Debatte um die Corona-Impfung einigermaßen glimpflich hinter uns gebracht, schon wird das neue Corona-Schutzpaket für diesen Herbst vorgestellt. Und dieses Mal drohen außerdem steigende Lebensmittel- und Energiepreise. Dazu die ständigen Meldungen über die drohende Gasknappheit, die Angst vor der kalten Wohnung im Winter und die Frage, wie man das alles noch zahlen soll. Die Sorgenfalten stehen uns, neben den Schweißperlen angesichts der massiven Hitze diese Woche, ins Gesicht geschrieben. Damit uns im Winter die Puste nicht ausgeht – dafür lässt uns die Stadt die Aussicht auf ein Licht.

Anzeige

Die Entscheidung, die Ersatzveranstaltung für die Mainzer Sommerlichter „aus gegebenem Anlass“ aufs kommende Jahr zu verschieben – und ich denke, wir dürfen an dieser Stelle ruhig annehmen, dass dieser „gegebene Anlass“ die drohende Energieknappheit ist –, ist völlig richtig. Man veranstaltet als Stadt keine aufwendige Lichtershow, die ordentlich Strom frisst, wenn man den Bürgern gerade gesagt hat, dass man haushalten muss und dass sie das auch selbst tun müssen. Und gleichzeitig lässt uns der Stadtchef die Ausschicht auf ein bisschen Licht im Advent. Damit wir und die Stadt nicht auf alles verzichten müssen. Damit wir durchhalten. Damit nicht alles so mies wird, wie es jetzt erst mal klingt. Und wissen Sie was? Bei mir funktioniert's. Erst mal.