Die Auswirkungen sind nicht nur in Mainz unverkennbar: Die Infrastruktur in der Stadt muss an Extremwetter angepasst werden – doch bloßes Reagieren allein reicht nicht.
MAINZ. Die Auswirkungen des Klimawandels sind unverkennbar. Es wird wärmer, das Wetter extremer. Die Ausschläge werden häufiger und heftiger. Auch in Mainz und der Region macht sich diese Entwicklung seit Wochen bemerkbar: Die in diesem Jahr ungewöhnlich früh beginnende und lang anhaltende Niedrigwasserphase am Rhein sorgt dafür, dass sich Fluss und Ufer verändern. Das Wasser zieht sich zurück, legt weitere Bereiche frei. Was auf den ersten Blick nach einem spektakulären Naturschauspiel aussieht, ist bittere, ja, traurige Realität – ein weiterer der bereits unzähligen Warnschüsse.
Die aktuelle Niedrigwasserphase zeigt deutlich, dass sich der Klimawandel zusehends auf jegliche Lebensbereiche auswirkt. Die Natur leidet, Gewässer trocknen aus, Tiere und Pflanzen sterben, Ökosysteme geraten aus dem Gleichgewicht.
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Auch Wirtschaft und Mobilität sind betroffen. Schifffahrt ist auf dem Rhein aktuell nur noch eingeschränkt möglich, die Lademengen von Frachtschiffen werden reduziert, Lieferzeiten entsprechend angepasst. Engpässe bei Transport und Verfügbarkeit können sich schnell in der Preisstruktur niederschlagen.
Hinzu kommt, dass Fähren ab gewissen Wasserständen den Betrieb gar nicht oder nur noch sehr eingeschränkt aufrechterhalten können. Dabei ist das Fährgewerbe an diversen Orten weit mehr als nur eine Entlastung für Brücken, am Ende nämlich ein wichtiger Bestandteil der Pendler- und Verkehrsinfrastruktur sind. Fallen Fähren künftig also regelmäßig aus, wird die Infrastruktur einiger Regionen auf Dauer erheblich geschwächt. Es braucht zeitnah Lösungen – in vielerlei Hinsicht. So müssen die Binnenschifffahrt und die Infrastruktur der Wasserstraßen schnellstmöglich modifiziert werden, um auch bei Niedrigwasser Schiffverkehr zu gewährleisten. Etwa müssen an einigen Stellen die Fahrrinnen dringend umgebaut werden.
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Zwar begannen Behörden und Unternehmen nach der letzten außergewöhnlichen Niedrigwasserphase im Jahr 2018, entsprechende Pläne zu schmieden, wie Infrastruktur und Schiffaufbauten künftig an sich verändernde Rahmenbedingungen angepasst werden könnten. Der Bund setzte zudem Förderprogramme auf.
Alle sind aufgefordert, einen Beitrag zu leisten
Doch allein die Tatsache, dass die aktuelle Niedrigwasserphase erneut die gleichen Probleme mit sich bringt, die auch bereits vor vier Jahren für Probleme sorgten, spricht Bände. In diesem Bereich muss sich sehr bald etwas verändern.
Allerdings löst bloßes Reagieren auf die Folgen des Klimawandels am Ende das Problem nicht, schafft maximal für kurze Zeit Abhilfe. Über allem muss endlich ein gesellschaftlicher Konsens, die übergreifende Motivation stehen, dem Klimawandel entgegenzuwirken. Extreme Wetterverhältnisse dürfen nicht zur Normalität werden. Deswegen ist ein jeder gefordert, sich endlich die Frage zu stellen, was er oder sie persönlich tun kann, um Umwelt und Klima zu schützen.