Der Mainzer Ort, an dem ich sein muss

Intendant Markus Müller im theatereigenen Restaurant  "Zum grünen Kakadu"

Intendant Markus Müller hat seinen Vertrag am Mainzer Staatstheater bis 2031 verlängert. Im Interview spricht er über seine Beweggründe und Ziele für das Haus.

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Herr Müller, mit der erneuten Vertragsverlängerung wären Sie 2031 17 Jahre an der Spitze des Staatstheaters, nach Intendantenmaßstäben eine lange Zeit. Sie hatten bestimmt auch Angebote von anderen Häusern. Was hält Sie in Mainz?

Grundsätzlich ist Mainz ein toller Ort, um Theater zu machen, weil die Menschen sehr aufgeschlossen sind und die Kollegen und Kolleginnen im Team für das brennen, was wir hier machen. Doch die Pandemie war für uns eine starke Zäsur. Ich habe eine große Sehnsucht nach einem Theater als Ort, an dem man selbstverständliche inhaltliche Begegnungen in der Stadtmitte hat, wo das Kulturerlebnis existenziell damit verbunden ist, dass die Menschen sich untereinander über das Erlebte austauschen. Und wo wir gemeinsam mit diesem Diskurs eine Stadtgesellschaft weiterentwickeln, um im besten Sinne Erkenntnisgewinne zu erzielen. Diese Perspektive wollen wir weiter entwickeln. Dass sich die Stadtmitte am Gutenbergplatz über Kultur und inhaltlichen Austausch definiert, ist eine Vision, die ich wirklich für umsetzbar halte.

Haben sich die Besucherzahlen nach den Beschränkungen der Pandemie wieder erholt?

Die Zahlen waren Ende der letzten Spielzeit auf dem Niveau, mit dem wir 2014/15 angefangen haben. In der laufenden Spielzeit sind aber bereits gut 400 neue Abonnements dazugekommen. Wir sind noch ein gutes Stück von den Vor-Pandemie-Zahlen entfernt, aber sehr froh über die immense Zuwendung des Publikums.

Was sind zentrale Aufgaben und Zielsetzungen für die nächsten Jahre?

Das Haus für noch viel mehr Menschen zum inhaltlichen Treffpunkt zu machen, als das im Moment der Fall ist. Das Musiktheater erlebte die größten Herausforderungen in der Pandemie. In der Oper geht es darum, deren Kraft und Opulenz für Menschen wieder stärker erlebbar zu machen. Die Stoffe sind nicht weniger relevant als im Schauspiel, aber sie haben ein größeres Suchtpotenzial, wenn man erst einmal infiziert ist. Im Schauspiel wollen wir Dinge, die uns bewegen, ganz nah heranholen, sodass die Menschen sich selbst in diesem Prozess erkennen, wir wollen thematische Vielfalt. Im Tanz gilt es, die Exzellenz von „tanzmainz” zu nutzen, diesen Weg konsequent weiterzugehen. Alle Stoffe werden hier für „tanzmainz” als Uraufführung kreiert, um sie dann als Botschafter von Mainz und Rheinland-Pfalz auch in die Welt hinauszutragen. Kinder- und Jugendliche haben sehr unter der Pandemie gelitten. Wir setzen unglaublich viel Energie in die Aufgabe, im jungen Theater alle Kunstformen in altersgemäß angemessenen Aufführungen für jede Entwicklungsphase des Lebens zu kreieren.

Wie weit sind die Umbauarbeiten im Großen Haus gediehen?

Das Foyer wird noch zwei Jahre Baustelle bleiben, aber es verändert sich immer weiter. Ende Dezember, Anfang Januar ist der neue Fahrstuhl betriebsfähig. Wir wollen die Foyerräume ganz bewusst zu Begegnungsräumen für eine Interaktion mit dem Publikum machen.

Wie wird die theatereigene Gastronomie im Grünen Kakadu von der Bevölkerung angenommen? Sie soll ja als 100-prozentige Tochter aus der Staatstheater GmbH ausgegliedert werden.

Die Träger Land und Stadt prüfen hier noch, was der richtige Weg ist. Wichtig ist eine klare Trennungsrechnung zwischen künstlerischem Betrieb und Gastronomie. Das wurde auch von diversen Prüfern bestätigt. Das Restaurant ist sehr gut ausgelastet, oft auch ausgebucht. Die Kakadu-Bar hat sich unter der Programmleiterin Sylvia Fritzinger zu einer sehr erfolgreichen Spielstätte gemausert mit der höchsten Einzelauslastung. Wir erweitern gerade die Öffnungszeiten.

Sehen Sie die finanzielle Zukunft des Theaters hinsichtlich der Zuschüsse von Stadt und Land gesichert?

Für uns ist entscheidend, dass sich Land und Stadt klar positionieren. Das haben sie auch immer getan und stehen voll hinter dem Theater. Die Rahmenbedingungen und finanziellen Herausforderungen sind im Moment enorm durch zu erwartende starke Tariferhöhungen, das Anwachsen des Gagen-Niveaus, die steigenden Energie- und Materialkosten. Wir sind froh, dass wir noch die Rücklagen aus den zurückliegenden vier äußerst erfolgreichen Jahren vor der Pandemie haben. Aber die Erhöhungen in den Bereichen Mindestlohn und Künstlervergütung bleiben bestehen, sodass es mittelfristig wieder einen Anpassungsdruck für die Träger geben wird.

Wo sehen Sie das Staatstheater in zehn Jahren?

Ich wünsche mir, dass man sagt: Das Staatstheater liegt am Gutenbergplatz, und dies ist der relevante Ort, an dem ich sein muss.

Was ist in ihrer bisherigen Amtszeit schief gelaufen?

Wir haben zwischen 30 und 40 Premieren im Jahr, insgesamt also mehr als 250 seit ich hier bin. In zwei Fällen waren wir mit dem Regieteam bis zur Premiere nicht zum Ziel gekommen. In den Endproben gibt es immer ein stetes Ringen um das bestmögliche Resultat. Das führt, wenn die Einschätzungen sehr auseinandergehen, im Extremfall auch mal dazu, dass ein Choreograf oder ein Regisseur ein paar Tage nicht mehr mit der Theaterleitung spricht. Es gilt: Wir sind gemeinsam erfolgreich – oder scheitern manchmal auch gemeinsam, das ist Theater. Letzteres passiert wirklich selten, aber dass wir Potenziale nicht ausgeschöpft haben, das kann natürlich vorkommen. Das Publikum sieht es übrigens oft auch anderes. Wir haben zuweilen Produktionen, die ich schwierig finde, die aber vom Publikum gefeiert werden, wie auch umgekehrt. Wenn ich künstlerisch etwas nicht vertreten kann, werden wir es auch nicht zeigen – manchmal wirken Stücke aber auch nur auf dem Weg zur Premiere holprig und wir haben es dann doch immer zusammen geschafft, sie auf ein mindestens gutes Niveau zu bringen..