Die Kandidatin will den Klimaschutz voranbringen und soziale Berufe aufwerten. Auf dem Unterbezirksparteitag überlässt sie das Feld dem scheidenden Landesvorsitzenden Thorsten Schäfer-Gümbel.
LIEDERBACH - Stehende Ovationen für Nancy Faeser: Gerade ist die Generalsekretärin der hessischen SPD von den Delegierten des Unterbezirksparteitags der Main-Taunus-SPD in der Liederbachhalle einstimmig bei ihrer Kandidatur als Vorsitzende des Landesverbands Anfang November unterstützt worden. „Damit haben sie in acht Tagen Delegierte aus acht Unterbezirken nominiert“, freut sich der scheidende Landesvorsitzende Thorsten Schäfer-Gümbel.
Dieser sieht sich nach mehr als neun Jahren im Amt derzeit noch nicht auf Abschiedstour. Bei seinem Grußwort macht er klar, dass er sich stattdessen auf Wahlkampf- und Arbeitstour befindet. Er wirbt für Unterstützung der SPD-Kandidaten sowohl bei der Europawahl im Mai als auch bei den Stichwahlen um das Amt des Bürgermeisters in Hofheim und Steinbach. Er wirbt aber auch für die im Landesverband angestoßene Partei- und Organisationsreform, weil die hessische SPD strukturell noch auf deutlich mehr als die aktuell 55 000 Mitglieder angelegt sei.
„Mit den Strukturen, die wir jetzt haben, werden wir in fünf bis zehn Jahren nicht mehr kampagnenfähig sein“, glaubt Schäfer-Gümbel. Er plädiert außerdem dafür, dass die SPD nicht nur die Partei des sozialen, sondern auch des ökologischen Ausgleichs sein müsse, und wirbt um Unterstützung für Nancy Faeser. „Wenn es jemand kann, dann Du“, ist der scheidende Landesvorsitzende überzeugt.
Damit Schäfer-Gümbel genügend Zeit für seine Ausführungen hat, verzichtet seine potenzielle Nachfolgerin auf ihren Redebeitrag. Im Interview betont Faeser, dass sich die Partei auf bestimmte Themen konzentrieren müsse – wie bezahlbares Wohnen, Mobilität in Stadt und Land sowie Bildungsgerechtigkeit. Auch sie sei der Ansicht, dass der Klimaschutz in der SPD besser vorangebracht werden müsse.
Die Aufwertung sozialer Berufe ist Faeser wichtig. Dies könne etwa durch eine Bezahlung aller in Ausbildung befindlichen Erzieherinnen und Erzieher geschehen. Darüber hinaus müsse sich die SPD für ordentliche Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten des Landes Hessen einsetzen.
Handlungsbedarf sieht Faeser bei der Abschaffung von befristeten Arbeitsverträgen, für die es keine inhaltliche Begründung gebe, sowie bei den teils prekären Arbeitsverhältnissen an den Hochschulen. Im Fall ihrer Wahl wolle sie viele Genossen aus der Kommunalpolitik in ihr Team berufen, die bereits unter Beweis gestellt haben, dass sie Wahlen gewinnen können.