Im Stadtmuseum ist ab dem 31. August bis zum 21. Oktober eine Ausstellung zur Hauptstraße zu sehen. Die Schau will zum Gespräch und Austausch anregen.
UMBENANNT
Es kann in einem Ort nur eine Hauptstraße geben. Aus diesem Grund mussten bei den Eingemeindungen nach Hofheim fünf der künftigen sechs Stadtteile ihre Hauptstraße umbenennen: 1938 Marxheim in Schulstraße, 1972 Diedenbergen in Casteller Straße, 1972 Lorsbach in Alt Lorsbach, 1972 Langenhain in Alt Langenhain, 1977 Wildsachsen in Alt Wildsachsen. (red)
HOFHEIM/TS - Am Freitagabend, 31. August, ist es so weit, die neue Ausstellung im Stadtmuseum wird mit einer Vernissage feierlich eröffnet und kann bis zum 21. Oktober zu den Öffnungszeiten des Museums besucht werden. „Vor 25 Jahren, 1993, hatten wir schon eine ähnliche Ausstellung von der Hauptstraße, damals noch im Rathausfoyer, da das Museum erst im November dieses Jahres eröffnet wurde“, erklärt Stadtarchivarin Roswitha Schlecker, die Organisatorin der aktuellen Ausstellung über die Hofheimer Hauptstraße. Diese ist bis Oktober im Stadtmuseum zu sehen.
In den 25 Jahren sei allerdings das Archiv von zwei auf fünf Fotoschränke gewachsen. Nun sei es an der Zeit, alles zu vervollständigen und zu dokumentieren. „Ich freue mich schon auf viele ‚alte Hofheimer‘ und ihre Kommentare“, sagt Schlecker.
Für nächstes Jahr ist ein Buch geplant
Für viele Menschen in Hofheim gibt es Anekdoten, die ihnen zur Hauptstraße, den Geschäften, ihren Inhabern und Kunden einfallen. Diese Ausstellung will einen Teil dieser Geschichten zeigen und zum Gespräch und Austausch anregen. Das Stadtarchiv hat 79 Hausgeschichten erarbeitet, auch von Häusern, die es nicht mehr gibt und von Hausnummern, die nicht mehr vorhanden sind. Aus Platzmangel kann die Sonderausstellung nur 21 Objekte präsentieren, deswegen ist für 2019 ein Buch geplant. „Bei der Hauptstraße ist schon der Name Programm, und immer wieder steht etwas über sie in den verschiedenen Zeitungen“, bemerkt Schlecker. So musste Marxheim bereits bei seiner Eingemeindung 1938 seine Hauptstraße in Schulstraße umbenennen. Auch Diedenbergen, Langenhain, Lorsbach und Wildsachsen mussten in den 1970er Jahren ihre Hauptstraße abgeben. In der Hofheimer Hauptstraße sind Geschichte und Gegenwart eng verknüpft. Als „Grad’ Gass“ führte sie einst vom Untertor zum Obertor. Von hier aus entwickelte sich das Geschäftsleben; zunächst innerhalb der Stadtmauer, ab dem 19. Jahrhundert auch außerhalb.
Traditionell war die Unterteilung von „Unnergass’“ und „Obergass’“. Noch heute spricht man von der „unteren“ und „oberen“ Hauptstraße. Während es in der oberen Hauptstraße zahlreiche Landwirte gab, entwickelte sich um das Rathaus und in der unteren Hauptstraße das Handwerks- und Geschäftsleben. Arbeitsplatz und Wohnung lagen meist im gleichen Gebäude. Familienbetriebe prägten die Atmosphäre der Innenstadt, dazu eine Mischung aus Fachwerkbebauung und Gebäuden der Jahrhundertwende. Da gab es Bierbrauer, Gastwirte, Bäcker, Metzger oder Berufe, die es heute gar nicht mehr gibt. Meist wurden sie im 19. Jahrhundert gegründet und dann an die Söhne weitergegeben. „Selten wurden sie an Töchter übergeben“, weiß Schlecker, „nur wenn die Männer im Krieg waren.“ Beispielsweise sei Frau Krieger (später verheiratete Glöckner) sehr stolz gewesen, seit 1938 ihren Delikatessen-Laden „Schoko-Krieger“ ganz alleine zu führen. So gibt es viele Geschichten, nicht nur in der Hauptstraße, die es zu bewahren gilt. Der 2018 gegründete „Historischer Arbeitskreis Hofheim (HAH)“ half Roswitha Schlecker bei der Ausarbeitung der Ausstellung. Er ist Teil der Bürgervereinigung Hofheimer Altstadt.
Unterstützt wurde Schlecker auch von den Fotografen Heiko Schmitt, Wilfried Wohmann, Dr. Dieter Reuschling, Renate Hofmann und Thomas Kämpf. Sicher wird auch von den Besuchern noch so manche Geschichte zutage gefördert werden, die unbedingt archiviert werden muss. Um Dinge vor dem Vergessenwerden zu bewahren, findet am 16. Oktober zum Thema Hauptstraße ein Zeitzeugenabend im Museum statt.