FLÖRSHEIM - Gegrüßt wird mit „Servus“ und Grüas di“. Blau-weiß-karierte Fahnen und Luftschlangen, Hopfenbüschel und weiße Astern zieren das Galluszentrum. Die Band „Original Nauheimer Dorfmusikanten“ spielt Oktoberfesthits wie „In Flörsheim ist Oktoberfest“ oder „Ein Prosit der Gemütlichkeit“ und bringt die Gamsbärte auf einigen Hüten zum Wackeln. Die Flörsheimer Variante der Wiesn hatte am Samstagabend der Flörsheimer Musikverein ganz aus vereinseigenen Kräften zum zweiten Mal gestemmt. Und über 300 gut gelaunte Gäste rückten an den 30 Bierzeltgarnituren zusammen. Schunkeln, klatschen, stampfen, essen, Humpen heben und singen: Richtige Oktoberfestgäste wie die Freunde des Musikvereins machen so etwas gleichzeitig!
Für die Tracht nach Aschaffenburg gefahren
O´zapt ist aber auch O´zogen is! Denn neben der Geselligkeit spielte für die besondere Atmosphäre auch das Outfit eine wichtige Rolle. Diese Flörsheimer Oktoberfestgäste hatten sich für das Oktoberfest jenseits des Weißwurst-Äquators mächtig aufgebrezelt und sich regelrecht in ihre Tracht geworfen. Man fühlte sich als Teil einer Gruppe und zeigte sich doch individuell. „Wenn ich eine Tracht trage, schlüpfe ich in eine Rolle und übernehme die Mentalität der Bayern“, erklärte eine Dirndl-Trägerin ihre Kleiderwahl. „Ein Dirndl ist einfach schön“, erklärte ihre Freundin, die ihr fesches Dirndl über das Internet gekauft hat und bei einer großen Auswahl gleich die richtige Größe gefunden hat. Das sei ein Stück Fasching für sie und das feiere sie immer groß. Die Tischnachbarin ist extra nach Aschaffenburg gefahren: „Das ist auch schon Bayern und da gibt es viele Spezialgeschäfte.“ Viele Herren steckten in einer Krachledernen. Und wer so gar nicht mit einem „bayerisches Kostüm“ kommen wollte, trug zumindest eine Trachtenbluse oder ein kariertes Hemd. Zu den traditionell-bayerischen Speisen zählten beim Musikverein Obatzda, Spundekäs, Fleischkäse, Weißwürste und schäumendes Bier in Ein-Liter-Maßkrügen – eine Leihgabe befreundeter Flörsheimer Vereine. Die Ehre des obligatorischen Fassanstichs hatte in diesem Jahr Kerbeborsch Luis König. Nach nur fünf Hammerschlägen floss der Gerstensaft einwandfrei. „Das heißt Freibier bis das Fass geleert ist!“, verkündete die Vorsitzende des Musikvereins Christine von der Au.
Erstmals war eine Schnapsbar aufgebaut – direkt neben dem Holzblock für das Nägel-einschlagen. „Eigentlich heißt es, dass jeder Fehlschlag ein Schnaps für die Mitspieler bedeutet“, erklärte von der Au. Das sei aber an diesem Abend nicht praktikabel. Denn, so ihre Vermutung: „Da treffen zu viele daneben!“ Vielmehr gebe wohl der eine Runde aus, der einen Nagel versenkt habe.