Carola Gottas ruft häufig zu Mahnwachen auf. Im Gespräch äußert sie sich zu ihren Überlegungen hinter den Aufrufen zu öffentlichen Bekenntnissen.
Flörsheim. Regelmäßige Mahnwachen zum Jahrestag der Atomkatastrophe von Fukushima, ein Autocorso für Denis Yücel, eine Mahnwache für die Opfer von Hanau und gegen rechten Terror. Fast immer, wenn in der Stadt bei öffentlichen Freiluft-Veranstaltungen zu aktuellen Themen und Ereignissen Position bezogen wird, ist die Galf-Politikerin Carola Gottas mit von der Partie.
Für die rund 60 Verletzten der Amok-Fahrt von Volkmarsen wird sie keine Mahnwache organisieren. Im Gespräch mit dieser Zeitung erläutert Carola Gottas, warum und unter welchen Umständen sie zu Mahnwachen aufruft.
Sie habe tatsächlich darüber nachgedacht, eine Mahnwache für die Opfer von Volkmarsen zu veranstalten, dann aber davon Abstand genommen. Nach ihrem Kenntnisstand sei es die Tat eines psychisch Kranken gewesen. Eine schreckliche Tat, aber dennoch keine, die Carola Gottas zu einer Mahnwache in Flörsheim veranlassen würde. "Wäre das ein rechtsterroristischer Angriff gewesen, hätte ich über eine weitere Mahnwache nachgedacht", sagt Gottas.
Wesentlich ist ihr, mit den Mahnwachen auf einen gesellschaftlichen Missstand aufmerksam zu machen oder gesellschaftliches Engagement einzufordern. Das sei bei der Nutzung der Atomkraft ebenso der Fall wie bei der weltweiten Verteidigung der Meinungsfreiheit oder beim Kampf gegen Rassismus und Rechtsterrorismus. Es komme aber auch auf die Griffigkeit eines Themas an, sagt Gottas. Nach der Amokfahrt eines wahrscheinlich psychisch Kranken könne zwar auch die Frage nach dem Zustand einer Gesellschaft gestellt werden, die solches hervorbringe. Hinter den Tat in Volkmarsen sieht sie aber, anders als in Hanau, keinen rechtsradikalen und gegen die gesellschaftlichen Grundüberzeugungen gerichteten Ansatz des Täters.
Nach der Tat von Hanau vor den Gefahren rechten Terrors zu warnen und dabei der Opfer zu gedenken, sei für sie deshalb so folgerichtig wie es für sie der falsche Ansatz wäre, eine Mahnwache für Volkmarsen zu organisieren. "Theoretisch könnte man aber jeden Tag eine Mahnwache machen", sagt Carola Gottas über die Missstände in der Welt. Sie kann, alleine schon zeitlich, aber nur punktuell auf ganz grundsätzliche Probleme reagieren. Und das derzeit größte Problem ist für sie der Rechtsterrorismus.
Dass immer sie es ist, die in Flörsheim zu Mahnwachen aufruft, war nie so geplant. "Ich würde mich freuen, wenn Zivilcourage von verschiedenen Leuten käme. Ich würde gerne auch mal als Gast kommen", sagt Carola Gottas.