Projekt „Juniorwahl“: Schüler der neunten und zehnten Realschulklassen der Flörsheimer Sophie-Scholl-Schule haben sich an realitätsgetreu an der Europawahl beteiligt.
Von Hildegrund Klockner
Wie in echt: Mit Wahlzetteln und einer Wahlurne können Schüler der Sophie-Scholl-Schule an der „Juniorwahl“ zum EU-Parlament teilnehmen.
(Foto: Hildegund Klockner)
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FLÖRSHEIM - In der Schulwoche vor den Wahlen zum EU-Parlament am Sonntag, 26. Mai, konnten die Schüler der neunten und zehnten Realschulklassen der Sophie-Scholl-Schule im Rahmen des Schulprojekts „Juniorwahl“ ihre Wahlentscheidung treffen. Dazu erfolgte die Wahl – vom Wahlbenachrichtigungsschein, der Wahlkabine und -urne bis über den eigentlichen Wahlakt – im gleichen organisatorischen Rahmen wie die echte EU-Wahl.
Die Wahlhelfer kamen aus den neunten Klassen, da die Schüler der zehnten Klassen mit den Abschlussprüfungen beschäftigt waren. Ihnen war aus Zeitgründen auch die Wahl freigestellt. Für die „Wahlleiterin“ der Sophie-Scholl-Schule, die PoWi-Lehrerin Rebecca Thomas, steht hinter dem Schulprojekt „Juniorwahl“ die Idee, Jugendliche frühzeitig an Politik und Wahlen als eine Möglichkeit der politischen Teilhabe heranzuführen: „Sie erleben, dass die Juniorwahl Spaß macht und sie etwas fürs Leben lernen.“
Auf dem Schulhof werde über Politik diskutiert. Der Impuls der Juniorwahl werde darüber hinaus in die Familien getragen, was sich positiv auf die Wahlbeteiligung der Eltern auswirke. Thomas freut sich über die Bestätigung der beiden Freundinnen Leandra und Lara: „Wir haben Mama und Papa an die Europawahl erinnert, haben ihnen die Wahlprogramme der sechs im hessischen Landtag vertretenen Parteien erklärt.“ Studien belegten, so Rebecca Thomas, dass von den positiven Effekten vor allem nicht-gymnasiale Schulformen profitieren. Acht Wochen lang haben die Schüler mit speziellen Unterrichtsmaterialien zur EU-Wahl Details über die Bedeutung der Wahlen erfahren und haben diskutiert, welche Bedeutung die EU für ihren Alltag hat. Anhand der Wahlprogramme haben sie dabei die Position von sechs Parteien zur EU herausgearbeitet und den „Konflikt zwischen populistischen Parteien und EU-Befürwortern untersucht“. Vertritt die Partei eher eine nationalistische Tendenz oder ist sie ein EU-Befürworter?“ Mit der zum ersten Mal antretenden Partei VOLT haben sich die Flörsheimer Juniorwähler genauer befasst, da sie als einzige paneuropäisch aufgestellt ist.
JUNIORWAHL
Das Projekt Juniorwahl hat sich seit seinem Bestehen 1999 zum größten Schulprojekt der politischen Bildung in Deutschland entwickelt. Neben den realitätsgetreuen Wahlmaterialien stellt die unterrichtliche Vorbereitung anhand von didaktischem Begleitmaterial das Qualitätsmerkmal der Juniorwahl da.
Wissenschaftliche Begleitstudien erstellen die Hochschulen in Berlin, Stuttgart, Magdeburg/Stendal und Stanford/Kalifornien. Das Projekt „Kids Voting“ gibt es in den USA seit mehr als 25 Jahren und wurde bereits vielfach von Universitäten und Wissenschaftlern untersucht. Es konnte nachgewiesen werden, dass sich die Jugendlichen verstärkt über tagespolitische Ereignisse informieren. (hbk)
Höhepunkt des Projekts war – neben dem Wahlakt in der Lehrerbibliothek – der Besuch des Hessischen Landtags. Die Sophie-Scholl-Schüler nahmen in Wiesbaden an einer Plenarsitzung teil und fanden „es spannend, anschließend mit Politkern ins Gespräch zu kommen“.
Das Junior-Wahl-Projekt wird in den acht Klassen nachbereitet, wenn die bundesweiten Ergebnisse der Juniorwahl bekannt sind. Dann werden die Wahlentscheidungen der Jugendlichen mit dem eigentlichen, offiziellen Endergebnis in Brüssel verglichen. Die Flörsheimer Schüler werden auch diskutieren, wie sinnvoll das Wahlrecht schon ab 16 Jahren ist. Die Sophie-Scholl-Schule wird die Juniorwahl auch in Zukunft parallel zu politischen Wahlen ins Programm nehmen.