Bereits gegen Wirbelschleppen gesichertes Dach erneut überprüft / Ziegel, Dachhaken und Schneefanggitter nicht richtig befestigt
FLÖRSHEIM - Gutachterstreit in Sachen Dachklammerung. Nachdem die Bürgerinitiative Flörsheim-Hochheim auf eigene Kosten ein bereits im Rahmen des Fraport-Dachsicherungsprogramms geklammertes Dach hat überprüfen lassen (wir berichteten), liegt nun ein zweites Gutachten vor, das im Auftrag des Flughafenbetreibers erstellt wurde. Gutachter für Fraport war Dachdecker- und Klempnermeister Ludwig Held, selbst vereidigter Sachverständiger und für Fraport im Rahmen des Dachsicherungsprogramms tätig. Er hatte, unterstützt von zwei Dachdeckern, das Objekt in der Wilhelm-Dienst-Straße vor einigen Tagen inspiziert, allerdings nicht ohne zuvor klarzustellen, dass er eine Begutachtung im Beisein von Journalisten nicht durchführen werde.
Alte Arbeit an neuen Maßstäben gemessen
Das nun bei einer Pressekonferenz in einer Zusammenfassung vorgestellte Gutachten Helds attestiert seinem Wiesbadener Kollegen Günter Sattler, sein Gutachten sei „größtenteils nicht anwendbar, beziehungsweise haltbar.“ Der Hauptpunkt von Helds Kritik bezieht sich darauf, dass der Wiesbadener Gutachter die Arbeit anhand von Ausführungsbestimmungen bewertet habe, die es zum Zeitpunkt der Arbeiten noch nicht gegeben habe. Auch Regelwerke und Fachregeln, auf die Sattler Bezug nehme, seien erst 2016 und damit nach der Dachsicherung veröffentlicht worden. Der Vorwurf, den Held seinem Kollegen macht ist also, dass er eine Arbeit aus dem Jahr 2014 an heute geltenden Maßstäben misst.
Die von Günter Sattler in seinem Gutachten bemängelten Sicherheitsdachhaken seien eine nicht vorgeschriebene Sonderleistung der Fraport, in diesem Fall aber tatsächlich nicht zur Befestigung der persönlichen Schutzausrüstung von Dachdeckern verwendbar, urteilt Held. Für das Einhängen von Dachleitern seien die Haken aber noch geeignet. Die entsprechende Kenntlichmachung der Haken sei aber unterblieben. In Sachen Schneefanggitter teilt Held die Kritik seines Kollegen. Diese seien nicht fachgerecht montiert gewesen. Held hat auch ungesicherte Pfannen, etwa am Wandanschluss und in sogenannten „Kehlen“ entdeckt. Das sind Bereiche, in denen zwei Dachflächen aufeinander treffen, etwa im Bereich von Gauben. „Einzelne Dachziegel müssen nachbefestigt werden“, sagte Held. Wörtlich heißt es in der Zusammenfassung seines Gutachtens: „Nachbesserungen sind an den Schneefangkonstruktionen, den Sicherheitsdachhaken, den Kehlen, an den Wandanschlüssen und an einer Teilanschlusslänge des Schornsteins erforderlich.“
Auch die nicht erfolgte Sicherung des ziegelbedeckten Vordachs sei noch nachzuarbeiten, so Held.
Das Dach ist übrigens nicht von dem Betrieb gesichert worden, dem der Flughafenbetreiber Schlechtleistung in fast hundert Fällen vorwirft. Auch eine mangelfreie Abnahme des Daches hat Fraport bestätigt, ebenso auf Anfrage gegenüber der Eigentümerin nochmals eine sachgerechte Dachsicherung.
Ludwig Held betonte aber, dass das Schutzziel auch im jetzigen Zustand erreicht worden sei.