Bei der Dachklammerung gegen Wirbelschleppen werden auch Sicherheitshaken verbaut. Diese müssen jährlich gewartet werden. Die Kosten trägt der Eigentümer. Fraport zahlt nicht.
RUND 150 EURO WARTUNGSKOSTEN IM JAHR
Rund 150 Euro kostet die jährlich fällige Inspektion der Dachsicherheitshaken und die notwendige Dokumentation, schätzt ein befragter Dachdeckermeister. Zahlen muss der Eigentümer, Fraport sieht sich außen vor. Auf die Frage, ob der Flughafenbetreiber für die jährliche Wartung aufkomme, heißt es von der Pressestelle: Das Dachsicherungsprogramm der Fraport umfasst gemäß Planergänzungsbeschlüssen die einmalige Dachsicherung.
In den „derzeit verwendeten“ Abschlussunterlagen würden Hausbesitzer auf die jährliche Wartung hingewiesen. Früher herausgegebene Informationen würden aktuell „intensiv überprüft“. Ziel sei es, bei allen Eigentümern einen einheitlichen Informationsstand sicherzustellen. Seit wann auf die Wartung hingewiesen wird, sagt Fraport trotz Nachfrage nicht.
Die notwendige Dokumentation über den Einbau der Dachsicherheitshaken sei den Hausbesitzern übergeben worden, so Fraport. (etz)
FLÖRSHEIM - Wenn es um Leben und Tod geht, lohnt es sich, besonders genau zu sein. Bei Arbeiten auf dem Dach ist das meist der Fall. Wer dort abstürzt, riskiert Gesundheit oder gar das Leben. Entsprechend umfangreich und genau sind die Vorschriften und entsprechend pingelig sind auch die Hersteller, was die Verwendung und Wartung ihrer Produkte angeht. Denn nur wenn sie fachgerecht montiert und regelmäßig überprüft sind, können sie das leisten, was von ihnen erwartet wird: Leben retten. Dachsicherheitshaken sind solche Bauteile. Sie sind auf jedem von Fraport geklammerten Dach zu finden und leicht zu erkennen: Metallhaken, verzinkt oder auch in Ziegelfarbe lackiert. Sie sind notwendig, damit sich Arbeiter auf dem Dach mit Seilen und Gurten sichern können.
Bilddokumentation wird empfohlen
Denn das Verschieben von Ziegeln, um etwa ein Seil an einem Holzbalken befestigen zu können, ist bei einem geklammerten Dach nicht mehr möglich. Für die Befestigung dieser Dachsicherheitshaken gibt es genaue Vorschriften. Dimension und Güte der Holzbohlen, auf denen die Haken befestigt werden, sind ebenso vorgeschrieben wie Art, Anzahl und Länge der Schrauben oder Nägel. Und mit der Vorschrift ist es nicht getan. Manche Hersteller schreiben geschultes Personal und ein Montageprotokoll für ihre Dachhaken vor. Darin ist nicht nur die Immobilie genau zu beschreiben, bei der die Haken montiert wurden, sondern Montagefirma, Ansprechpartner, Telefon und das Gleiche vom Fachhändler, der die Haken geliefert hat. Auch eine Bilddokumentation wird empfohlen. In der Erklärung über die korrekte Montage ist auch aufzuführen, wer die Dokumente über die korrekte Montage aufbewahrt. Dies sollte praktischerweise sicher der Hauseigentümer sein. Fraport betont zwar auf Anfrage, die notwendigen Unterlagen an die Hausbesitzer zu übergeben, allerdings gibt es mehrere Fälle in denen keinerlei entsprechende Dokumente übergeben wurden.
Doch die Vorschriften gehen noch weiter. Mit der reinen Montage der Haken ist es nämlich nicht getan. Die Haken müssen auch noch jährlich überprüft werden. Auf Korrossion und Verformung und auf festen Sitz im Dach müssen die Haken kontrolliert werden. Das ergibt sich sowohl aus den Vorgaben einiger Hersteller, die jährliche Kontrollen festschreiben, wie aus den Richtlinien der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung. Nach denen kann die Frist von jährlichen Kontrollen zwar verlängert werden, wenn es sich um fest mit dem Bauwerk verbundene Anschlageinrichtungen handelt, die zudem in größeren Zeitabständen als ein Jahr benutzt werden. Die Vorgabe, dass die letzte Prüfung zum Zeitpunkt der Nutzung höchstens ein Jahr her sein darf, macht faktisch aber eine jährliche Prüfung nötig, um das Betreten des Daches sicherzustellen. Sollte den Hauseigentümern allerdings keine genaue keine Montagedokumentation ausgehändigt worden sein und ist der Hersteller der Haken dem Hausbesitzer nicht bekannt, sieht die Unfallversicherung ein eindeutiges Verfahren vor. Keine Dokumentation und unbekannter Hakenhersteller bedeutet: Dachsicherheitshaken ersetzen.
Ohne Montagedokumentation und jährlicher Prüfung dürfe ein Dachsicherheitshaken nicht benutzt werden, bestätigt auch der technische Leiter der Firma Flender-Flux. In diesem Fall müsse das Dach geöffnet und die fachgerechte Montage geprüft werden. „Ich kann nicht auf Verdacht daran ziehen.“
Wie wichtig eine fachgerechte Montage dieser potenziell lebensrettenden Sicherheitshaken ist, zeigt das Gutachten, das die BI Hochheim-Flörsheim in Auftrag gegeben hatte. Bei einem im Fraport-Auftrag geklammerten Dach, dessen sachgerechte Klammerung auch noch zusätzlich von Fraport bestätigt wurde, wurden so große Mängel gefunden, dass ein unabhängiger Gutachter die Dachfläche als nicht betretbar einschätzte. Grund war die nicht sachgerechte Montage der Dachsicherheitshaken. Die Qualität der stark mit Ästen durchsetzten Bohle entsprach nicht den Anforderungen, auch die Dimension des Holzbretts war zu gering. Die Verschraubung war ebenfalls mangelhaft. Die zu kurzen Schrauben, abendrein noch vom falschen Typ, endeten im Dämmstoff statt, wie vorgeschrieben, im Sparren. „Die Ausführung ist mangelhaft und stellt ein hohes Sicherheitsrisiko dar“, so die Expertise des Gutachters.
Auch in diesem Fall sei keine Dokumentation über die Montage übergeben worden.