Vergangenen Dienstagabend gab es während der Veranstaltung der Kolpingfamilie im katholischen Vereinshaus eine kurze Replik auf die Spendenerlöse aus den Aktivitäten am...
HOCHHEIM. Vergangenen Dienstagabend gab es während der Veranstaltung der Kolpingfamilie im katholischen Vereinshaus eine kurze Replik auf die Spendenerlöse aus den Aktivitäten am Hoffest zum 100-jährigen Jubiläum der Kolpingfamilie. Auf dem Handwerkermarkt schmiedete Ralf Theis Kreuze, Guido und Marius Herzig formten, bogen und löteten Kupferrohre zu Herzen, Hilde Kube hatte Ziegen-Kekse gebacken, Anja Solarksi zeigte, wie Körbe geflochten werden. Alle diese Aktionen kamen dem Projekt „100 Ziegen für Afrika“ zugute. So konnte Beate Preis vom Kolping-Leitungsteam verkünden, die eingenommenen Spenden an diesem Fest finanzieren die Anschaffung von 40 Ziegen.
Sigrid Stapel, Referentin für entwicklungspolitische Bildungsarbeit bei Kolping International, die über die internationale Projektarbeit an diesem Abend berichtete, erläuterte, dass der Betrag von 40 Euro je Ziege neben der Anschaffung auch die veterinärmedizinische Betreuung der Tiere beinhalte.
Sie zeigte anhand eines Videofilms, wie lohnenswert diese Investition in die Hilfe zur Selbsthilfe für die Menschen in Burundi ist, wie sich nachhaltig das Leben der dortigen Kleinbauern zum Besseren verändert. Über die Partner vor Ort, den dortigen Kolpingverband, wird das Projekt betreut und ist eingebunden in ein Programm der beruflichen Bildung. Die Ziegen werden nicht verschenkt als Almosen. Die Kleinbauern müssen Eigeninitiative entwickeln und zeigen, dass sie etwas aufbauen wollen. So lernen die Kleinbauern unter anderem, wie natürlicher Dung hergestellt wird und dies ist gar nicht so einfach. Pflanzenabfälle, feuchte und trockene Blätter, die Exkremente der Ziege und Urin müssen in einem bestimmten Verhältnis vermischt werden. Der Erfolg des so hergestellten Naturdüngers ist signifikant. Kleinbauern, die im Besitz einer Ziege sind, können so mehr anbauen als sie selbst verbrauchen und auf dem Markt verkaufen. Auf diese Weise können weitere Ziegen angeschafft werden. Wobei das erstgeborene Zicklein an die Gemeinschaft der örtlichen Kolpingfamilie abgegeben wird. In dem Film kommt auch die Bäuerin zu Wort, die begeistert davon erzählt, dass sie das Schulgeld für die Kinder erwirtschaften und sie sich sogar Kleider vom Markt leisten könne. Wie krisenfest und nachhaltig sich das Ziegen-Programm erweist, zeigt sich in Malawi. Die Regierung hatte bis zur Ukrainekrise Kunstdünger massiv subventioniert, durch die explodierten Weltmarktpreise kann sich dies nun kein Landwirt mehr leisten. Die Kleinbauern aber, die am Ziegenprogramm des Kolpingverbands partizipieren, sind davon nicht betroffen.
Stapel skizzierte noch weitere Unterstützungsprojekte, wie das Programm der Kleinkredite oder der Bau von Zisternen zur Wasserbevorratung, um dem Klimawandel mit seinen zunehmenden Trockenperioden zu begegnen, oder auch den Bau von Toiletten in Indien, der einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der hygienischen Verhältnisse leiste und helfe, Krankheiten zu vermeiden.
Zur Situation in Myanmar (Burma) zeigte sie ein Video, in dem ein Verantwortlicher des nationalen Kolpingverbands erläuterte, was die Organisation trotz der widrigen Rahmenbedingungen alles im Stande ist, für die Menschen zu leisten. Alle Aufgaben benötigen finanzielle Unterstützung. Kolping International erhält pro Jahr rund 4,7 Millionen Euro an Spenden, diese würden immer wichtiger, so Stapel. Dazu kämen 5,4 Millionen Euro als Zuschüsse der Projektförderung durch das Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Aufgrund der bevorstehenden Rezession und Krisenlage in Deutschland, könnte diese Summe künftig geringer ausfallen, sorgte sich die Kolping-Referentin.
Situation in der Ukraine war ebenfalls Thema
Seit dem 24. Februar ist mit dem Überfall der Russischen Föderation auf die Ukraine der Krieg nach Europa zurückgekehrt und beschäftigt seitdem die Menschen. So auch die Kolpingfamilie als internationaler Sozialverband. Die solidarische Hilfe startete bereits am ersten Tag, erzählte Stapel. Der Geschäftsführer des Kolpingverbandes in der Ukraine, Vasyl Savka, koordinierte umgehend die notwendigen und erforderlichen Unterstützungsmaßnahmen und bat um die am dringendsten benötigten Materialien. Dabei setzte er sich mit den Kolpingverbänden in den Anrainerstaaten in Verbindung, die sofort zur Stelle waren und halfen, am Hauptsitz des Nationalverbandes im Westen der Ukraine in Czernowitz eine Großküche einzurichten, die 400 Essen am Tag zubereitet. Es entstanden Unterkünfte für Ukrainerinnen und Ukrainer, die aus den umkämpften Landesteilen Richtung Westen flohen. Ebenso wurde nahe der slowakischen Grenze in der Grenzstadt Uschgorod eine Flüchtlingsunterkunft für 50 Personen errichtet. Das internationale Netzwerk der Kolpingfamilie funktionierte und alle nationalen Verbände boten Hilfe an. Hierbei war und ist es wichtig, zu wissen, was denn konkret benötigt wird, um wertvollen Frachtraum für die Hilfstransporte mit den richtigen Gütern zu beladen. Wie Sigrid Stapel hervorhob, habe dies die internationale Kolpingfamilie aufgrund der kurzen Informationswege zu Vasyl Savka in der Ukraine bestens im Blick. „Vom ersten Tag an hat die internationale Kolpinghilfe reagiert und die Hilfsbereitschaft bricht nicht ab“, zeigte sie sich beeindruckt. Interessierten „Kolpingern“ legte sie die Internetseite des Kolpingwerks International an Herz. Auf kolping.net/ukraine-situation-vor-ort finden sich seit dem 24. Februar chronologisch gelistet alle Hilfsmaßnahmen und Aktionen, die seitdem umgesetzt wurden. Beispielsweise konnte in Ternopil eine Kita für Kinder mit Handicaps nach wenigen Monaten wieder eröffnet werden. Dort betreibt die Kolpingfamilie ein Förderzentrum mit Schwerpunkt für autistische Kinder. In den Flüchtlingsunterkünften, die sukzessive erweitert wurden, gibt es zudem regelmäßige Angebote für Kinder und Jugendliche, um die traumatischen Erlebnisse des Krieges mit professioneller Unterstützung verarbeiten zu helfen.
Speziell für den Winter ist auch aus Deutschland ein weiterer Hilfstransport geplant. Wie die Geschäftsführerin des Diözesanverbandes Limburg, Dr. Gaby Nick, informierte, werden vor allem warme Bekleidungssachen, Schlafsäcke und Decken gebraucht. Dies werde über Limburg koordiniert. Wer etwas spenden wolle, könne sich gerne an sie wenden.