Wohnraumideen im Gewerbegebiet

In der vergangenen Sitzung des Bau-, Umwelt- und Verkehrsausschusses ging es um die Bebauung in der mittleren Frankfurter Straße. Das Einzelhandelsunternehmen Lidl möchte...

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HOCHHEIM. In der vergangenen Sitzung des Bau-, Umwelt- und Verkehrsausschusses ging es um die Bebauung in der mittleren Frankfurter Straße. Das Einzelhandelsunternehmen Lidl möchte seinen Verkaufsmarkt mit 1.000 m2 Verkaufsfläche modernisieren. Vergleichbar dem Markt in Kostheim soll der Vollsortimenter auf einer Fläche von 1.800 m2 am selben Standort neu bauen dürfen. Der Markt befindet sich in einem der wenigen Areale von Hochheim, die einem ungeplanten Innenbereich gemäß Paragraf 34 Baugesetzbuch entsprechen, weshalb eine entsprechende städteplanerische Neuordnung erfolgen und ein Bebauungsplan Nr. XLIV „Gewerbegebiet Mittlere Frankfurter Straße“ aufgestellt werden muss, heißt es in der Beschlussvorlage der Verwaltung. Die planungsrechtliche Grundlage soll durch Festsetzung eines Sondergebiets „Einzelhandel“ nach Paragraf 11 Baunutzungsverordnung geschaffen werden. Damit wäre das Unternehmen gleichgestellt mit den Märkten REWE und Aldi in der gleichen Straße, für die in einem bereits geltenden Bebauungsplan entsprechende Flächen zur Verfügung stehen.

Ferner möchte die Stadt mit dem 4,82 Hektar großen Geltungsbereich des Bebauungsplans beiderseits der Frankfurter Straße, der zwischen der Rüdesheimer-, Feldberg- und Altkönigstraße unmittelbar an Wohngebiete grenzt, die vorhandene Bebauungsart festsetzen und ausdrücklich nur Gewerbe ermöglichen.

Birgit von Stern (GRÜNE) plädierte stattdessen dafür, die bestehenden Flächen grundsätzlich auch für Wohnungsbau nutzbar zu machen. Mit Blick auf den Lebensmittelmarkt fragte sie, welchen Vorteil die Stadt hätte, wenn ein Unternehmen sein Gebäude erweitern dürfe. Die GRÜNE forderte die Verwaltung auf, zu prüfen, wie beim HIT-Markt im Schänzchen III, Wohnungen über dem Markt vorzusehen.

FDP-Fraktionsvorsitzende Hannelore Andree unterstützte die Idee, da die Bauten der Versorgungsmärkte ein verschenktes Wohnraumpotenzial darstellten. Rainer Gampe (FWG) wies auf einen kürzlich realisierten Markt mit einem daneben errichteten mehrstöckigen Gebäude samt Kita auf dem Dach in Dotzheim hin. Ebenso unterstützten die Sozialdemokraten die Idee, planerisch umzudenken. Vor dem Hintergrund fehlenden Wohnraums müsse jeder innovative Vorschlag aufgegriffen werden, meinte Jan Herfort.

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Bürgermeister Dirk Westedt warnte davor, in diesem Bereich Wohnbebauung einzuführen. „Wir müssen das Gewerbe schützen, was dort schon seit vielen Jahren angesiedelt ist“. In Nachbarschaft zum Markt gebe es auf der anderen Straßenseite unter anderem ein Bauunternehmen, dessen schweres Gerät ein- und ausfahren müsse und zudem Anlieferungsverkehr habe, daneben existiere ein Werkstattbetrieb, ebenso die einzige Tankstelle in dem Gebiet, die äußerst stark frequentiert werde. Die üblichen Lärmemissionen eines Gewerbegebiets würden im Falle einer Wohnbebauung zu erheblichen Konfliktpotenzialen führen. Es gebe genügend Beispiele aus Gemeinden, wo durch Klagen von Anwohnern alteingesessenes Gewerbe aus dem Gebiet herausgedrängt wurde. Die Verwaltungsvorlage für den Aufstellungsbeschluss der Bauleitplanung wurde ohne Änderungen einstimmig der Stadtverordnetenversammlung zur Annahme empfohlen.